DAZ-Interview mit Sabine Dittmar

„ABDA sollte keine Horrorszenarien verbreiten“

Stuttgart / Berlin - 17.08.2017, 07:00 Uhr

Sabine Dittmar im Interview mit DAZ.online-Chefredakteur Benjamin Rohrer. (Foto: Külker)

Sabine Dittmar im Interview mit DAZ.online-Chefredakteur Benjamin Rohrer. (Foto: Külker)


Vergütung sollte Kompetenz des Apothekers abbilden

Den von vielen Seiten befürchteten Umbruch im Pharmamarkt durch das unkontrollierte Wachstum von DocMorris, sieht Dittmar nicht. „ Max Müller hat das Ziel einer sechsprozentigen Umsatzsteigerung im Rx-Bereich doch angekündigt in der Anhörung im Bundestag“, so die Gesundheitspolitikerin. Die ABDA solle sich daher, statt Horrorszenarien zu verbreiten, besser auf die Stärken der Apotheker fokussieren und Ideen konkretisieren, um so nach dem Gutachten des BMWi etwas zur weiteren Diskussion vorzuweisen. Denn bei einer zukünftigen Vergütung der Apotheker sollte nach Dittmars Ansicht die Kompetenz des Apothekers besser abgebildet werden. Als Ideen nennt die SPD-Politikerin Honorare für Präventions- und Beratungsleistungen, wie Diabetes-Checks oder Impftagebücher. Denn damit, findet Dittmar, würden auch kleinere Apotheken wieder Interessant werden.

Frau Dittmar, vollenden Sie bitte folgende Statements:

  • In der Unionsfraktion arbeite ich am liebsten mit: … Karin Maag und Michael Hennrich.

  • Dem Rx-Versandverbot würde ich zustimmen, wenn … Da kann ich mir keine Konstellation vorstellen.

  • Als Bayerin habe ich mich nicht für die CSU entschieden, weil … mir die damalige Bildungs- und Frauenpolitik der Union viel zu konservativ waren.

  • Martin Schulz sollte nächster ­Bundeskanzler werden, weil … er für eine gerechte und zukunftsweisende Politik steht.

  • Das Gesundheitsministerium sollte von der SPD besetzt werden, weil … wir noch viele gute Projekte in der Pipeline haben, wie etwa die Bürgerversicherung und das Patientenrechtegesetz.

  • Eine Koalition könnte ich mir am ehesten vorstellen mit … Keine Koalitionsaussagen!

  • Eine rot-rot-grüne Koalition ist für mich … aufgrund der Außen- und Sicherheitspolitik der Linken schwer vorstellbar.

  • Sollte es die AfD in den Bundestag schaffen, wäre das für mich … eine Katastrophe!

  • Ein Bündnis mit der FDP halte ich für … nicht ausgeschlossen.

  • Den Job als Gesundheitsministerin … fände ich sehr reizvoll.



Dr. Mathias Schneider, Apotheker, Volontär DAZ
redaktion@daz.online


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6 Kommentare

erweiterte Botendienste

von Dr. Markus Junker am 17.08.2017 um 21:40 Uhr

Billigerweise kann niemand von den Apothekern verlangen, daß sie die Konkurrenz, die mit ungleichlangen Spießen daherkommenden Internetbasierten Versandhändler, widerspruchslos akzeptieren. Wo sind wir denn?
Wenn der Protest schon als "Horrorszenarien der ABDA" abgetan werden, wo ist dann die Redekultur hingekommen? Müssen wir uns demnächst "FAKENEWS" vorwerfen lassen? Auf diese Art und Weise kann man schön polarisieren. Ergebnisorientiert ist das mitnichten.
Und die von der ABDA ins Spiel gebrachten "erweiterten Botendienste " mancher Apotheken, die spezielle Rezepturen herstellen, sind unter keinen Umständen vergleichbar mit internetbasierten Versendern, die einfach nicht die Kostenstruktur abdecken müssen wie die Vor-Ort-Apotheken. Wenn diese Versender dann noch Kunden locken dürfen mit Rabatten, die im Inland schwer nachvollziehbar sind, fühlt man sich verhöhnt. Selbst wenn es der hohe EuGH ist. Auch der BGH findet, daß die Richter am EuGH die Parameter nicht richtig gewichtet haben. Denn die angeblichen Wettbewerbsvorteile der niedergelassenen Apotheken in Deutschland sind gerade diejenigen Dienstleistungen, die überproportional Kosten verursachen. Gibt's da etwa einen Kostenzuschuß für? Hab ich wohl verpaßt zu hören.
Man kann nicht alles gleichzeitig haben, auch wenn man das gern fordern kann.
Wenn man sich in seiner Existenz bedroht sieht, ist das eben so, da gibt's kein billiges Drumherumgerede. Apotheker sind Kaufleute genug um 1 und 1 zusammenzählen zu können. Für dumm verkaufen lasse ich mich nicht gern. Argumenten sollten besonders Politiker mit Gegenargumenten begegnen, und nicht mit Abqualifizieren. Das ist ein himmelweiter Unterschied.
Und wer etwas beginnt, sollte auch den Mut haben, es wieder zu beenden, wenn es schief läuft. Genau dies darf aber bezweifelt werden bei Politikern, die den Versandhandel so nötig und so toll finden. Und genau dies ist der Punkt.

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AW: Horrorszenarien

von Holger am 18.08.2017 um 8:41 Uhr

Ach, dieses Gerede vom "Apothekensterben" bei einem Rückgang der Zahlen gerade mal um 1%, bei Statistiken mit abgeschnittener Ordinate - das würden wir als Naturwissenschaftler jedem Forscher in einer Klinischen Studie aber sowas von um die Ohren hauen - zur "plakativeren" Darstellung .... das hat für mich schon die Dimension medial aufgebauschter Horrorszenarien, die mit der Realität nicht wirklich viel zu tun haben.

Nun schwafelt auch Frau Dittmar

von Heiko Barz am 17.08.2017 um 11:45 Uhr

Die Argumente dieser SPD-Gesundheitsexpertin zum Erhalt des RXVersandhandels sind ausschließlich der Parteiparadigmen geschuldet.
Das Spezifikum der sterilen Krebsarzneimittel ist doch kein spezielles Basis-Apothekenproblem. Wenn ich mir allerdings vorstelle, diese besonderen Arzneimittelherstellungen würden von den holländischen Preisdumpern geliefert, bleibt mir das Lachen im Halse stecken. Ein System, das ausschließlich der Gewinnmaximierung unterliegt, wird solche kostenintensiven und nicht kostendeckenden Arbeitsschritte ablehnen.
Eins jedoch sollte auch Frau Dittmar erkennen, der Vergleich der patientenorientierten 'heilberuflichen' Qualität zwischen der Vor- Ort Apotheken und dem Versandhandel hinkt dermaßen, dass er indiskutabel ist.
Unsere immer noch existierenden heilberuflichen Ideale sind im ausschließlich kapitalorientierten Versandhandel vergeblich zu suchen. Das aber interessiert Zypries und Co. nicht, warum auch?
Bei den immer wieder ins Spiel gebrachten 3 Affen sollte in Bezug auf die,in die Irre geleiteten Politprotagonisten, der Dritte, der sich den Mund zuhält, ausgetauscht werden. Ein brüllender Affe sollte diese Stelle einnehmen. Je lauter, desto wichtiger!

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AW: "ausschließlich Gewinnmaximierung"

von Holger am 18.08.2017 um 8:35 Uhr

Kleinen Moment bitte! Wir erleben da gerade in diversen Medien, wie ein Zytostatika-produzierender Kollege aus Bottrop - als selbständiger Apothekeninhaber und nicht als Geschäftsführer einer Kette oder so etwas - massivsten Fehlverhaltens zum Schaden von Patienten, zum Schaden der Allgemeinheit und ausschließlich zur eigenen Gewinnmaximierung beschuldigt wird. Okay, wir haben im deutschen Strafrecht die Unschuldsvermutung, also müssen wir seine mutmaßlichen Taten momentan unter Vorbehalt diskutieren, aber schlimmer als das was da wohl passiert ist, könnte es keine Kette, kein Versender und kein Sonstewer auf der Welt treiben. Kommen Sie mir also bitte nicht mit der Idee, nur irgendwelche kapitaleignergetriebenen "Systeme" könnten sich hier Fehlverhaltens schuldig machen. Das ist weniger eine Frage des Systems, sondern mehr eine Frage der Persönlichkeit. Ich persönlich behaupte sogar, dass eine "Kette" intern deutlich strengere Regeln ein- und durchsetzen würde, als in einer "Bude" in der der Chef sich nach Lust und Laune unter Umgehen sämtlicher Regeln auch mal selber an den LAF setzt. Denn ist der Inhaber einer Apotheke weniger "kapitalgetrieben" als ein Manager oder Miteigentümer einer AG, GmbH oder wasweisdennich?? Meine Meinung: nö.

RX-Versandverbot

von Dr. Radman am 17.08.2017 um 10:03 Uhr

Sehr geehrte Frau Ditmar;

Die Apotheke Vorort wird in Koexistenz mit der Versandapotheke auch nach dem EU-GH- Urteil weiterhin existieren. Die Apothekendichte wird aber extrem ausgehöhlt, so dass der Versandhandel die Lücken nicht mehr schließen kann. Der Persönliche Kontakt mit den Patienten wird extrem abnehmen und die, die persönliche und diskrete Beratung – in einem Beratungsraum- brauchen, werden den Zug zu nächsten Apotheke nehmen müssen. Für Sie ist das vielleicht kein Horrorszenario, aber für viele auf dem Land, insbesondere die älteren, ist dies der Fall.

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Die neue Biggi - Ulla

von Ratatosk am 17.08.2017 um 9:17 Uhr

Und wenn sie für Landwirtschaft zuständig wäre, würde sie auch gleichzeitig Regen und Sohnenschein herbeisehnen.
Leider aus der Praxis ( hat sie diese eigentlich ? ) nichts gelernt. Die neuen Versorgungsformen, der Zugang der Mafia zum Arzneihandel sind nicht vom Himmel gefallen, sondern von genau solchen Typen per Dekret herbeigeführt. Ebenso durch die Art der Rabatverträge die Versorgungszusammenbrüche und die immer mehr zunehmenden Qualitätsprobleme. Die Versorgung durch onkologische ausgerichtete Apotheken funktioniert auch, solange die GKV den Rest nicht killt. Das Pseudoargument von exotischen Spezialrezepturen ist eine schäbige Ausrede, solche Dinge sind immer problematisch, aber lösbar im lokalen Rahmen.

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