Krebstherapie

Bundesregierung erhielt bislang keinen Antrag zu Methadon-Forschung

Stuttgart - 29.08.2017, 13:30 Uhr

Beim BMBF ist seit 2013 kein Antrag zur Erforschung von Methadon als Krebsmittel gestellt worden. (Foto: picture alliance / Bildagentur-online) 

Beim BMBF ist seit 2013 kein Antrag zur Erforschung von Methadon als Krebsmittel gestellt worden. (Foto: picture alliance / Bildagentur-online) 


Nicht nur die Industrie initiiert laut BMG Forschung

Vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass der ärztliche Direktor der Neuroonkologie am Universitätsklinikum Heidelberg, Wolfgang Wick, mit der Neuroonkologischen Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Krebsgesellschaft einen Antrag zur Finanzierung einer klinischen Studie zu Methadon bei Glioblastomen bei der Deutschen Krebshilfe eingereicht hat. Auch dies sieht die Bundesregierung als „Hinweis“ darauf, dass nicht allein die forschende pharmazeutische Industrie klinische Prüfungen initiiert und durchführt. Wick war aufgrund von Interessenskonflikten durch Verbindungen zur Pharmaindustrie in Medienberichten kritisiert worden.

Die Antworten der Bundesregierungen zeigen nach Ansicht der gesundheitspolitischen Sprecherin der Linken, Kathrin Vogler, dass es „so gut wie gar keine unabhängige Forschung“ zu Methadon in der Krebsbehandlung gibt. Sie kritisiert gegenüber DAZ.online, dass hingegen 13 andere Projekte zu onkologischen Wirkstoffen in den letzten Jahren mit 15 Millionen Euro unterstützt wurden – wobei zu Methadon nach Angabe der Bundesregierung überhaupt kein Förderantrag eingereicht wurde, so dass die fehlende Förderung von Methadon auch kaum verwunderlich ist. 

Vogler: Forscher hängen am Tropf der Pharmakonzerne

Aufgrund der Erstattungspreise von 165 Euro bis 4700 Euro der zehn Arzneimittel, für die der Gemeinsame Bundesausschuss zuletzt einen Zusatznutzen im Vergleich zur Standardtherapie festgestellt hat, sei es „aus Sicht der Hersteller und auch mancher Forscher, die am Tropf der Pharmakonzerne hängen, fast schon verständlich, dass Erkenntnisse zu Methadon als Wirkverstärker nicht gesucht werden“, erklärt Vogler. Durch den Einsatz von Methadon, der im Quartal nur einen zweistelligen Betrag kostet, könnten womöglich wiederholte Chemotherapien „für Tausende Euros“ pro Patient eingespart werden, erklärt Vogler – obwohl es hierzu bislang keine belastbaren Daten gibt.

Sie verspricht sich anscheinend, dass Methadon die Gesundheitsausgaben senken könnte. „Die Ausgaben der Krankenkassen für onkologische Arzneimittel haben sich nach Auskunft der Bundesregierung in Deutschland in den letzten Jahren um 5,8 bzw. 6,8 Prozent erhöht“, erklärt die Linken-Politikerin. „Diese Kostenexplosion insbesondere bei Krebstherapien muss dringend aufgehalten werden, damit die Versichertengemeinschaft nicht ausblutet.“ 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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