DAZ.online-Wahlcheck (Teil 1)

Was sagen die Parteien zur sinkenden Apothekenzahl?

Berlin - 19.09.2017, 10:55 Uhr

Was wollen die Parteien dazu beitragen, dass die sinkende Apothekenzahl sich wieder stabilisiert? Oder wollen sie gar nichts unternehmen? Die Antworten dazu im DAZ.online-Wahlcheck. (Foto: dpa)

Was wollen die Parteien dazu beitragen, dass die sinkende Apothekenzahl sich wieder stabilisiert? Oder wollen sie gar nichts unternehmen? Die Antworten dazu im DAZ.online-Wahlcheck. (Foto: dpa)


SPD

Die flächendeckende Versorgung ist nach unserer Auffassung nicht gefährdet. Das sieht auch die ABDA so. Die ABDA formuliert auf ihrer Homepage: „Im Durchschnitt versorgen 24 Apotheken etwa 100.000 Einwohner in Deutschland. Doch es gibt durchaus regionale Unterschiede zwischen Ostsee und Alpen: Je nach Einwohnerzahl, Ausdehnung und Struktur von Städten und Landkreisen kann die Apothekendichte variieren. Die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln ist dabei aber überall gewährleistet.“

Der Erhalt der flächendeckenden Versorgungsstruktur mit Apotheken vor Ort und der damit verbundenen Arbeits- und Ausbildungsplätze hat für uns eine hohe Priorität. Oft liegt der Grund für das Schließen einer Apotheke schlicht im Verschwinden der Hausarztpraxis vor Ort. Die Sicherstellung der medizinischen Versorgung müssen wir deshalb im Zusammenhang betrachten. Im Vordergrund sollte die Versorgung der Patientinnen und Patienten stehen. Uns haben viele besorgte Zuschriften erreicht, in denen Menschen befürchten, dass der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln verboten werden könne. Es macht aus unserer Sicht keinen Sinn, Präsenzapotheken und Versandapotheken gegeneinander ausspielen zu wollen, zumal ein großer Teil der Präsenzapotheken heute auch über eine Versanderlaubnis verfügt. Auch für die Versorgung der Patientinnen und Patienten erscheint es sinnvoller, die verfügbaren Versorgungswege so weiterzuentwickeln, dass die unterschiedlichen Präferenzen der Patientinnen und Patienten berücksichtigt werden. Die SPD hat dabei immer die Präsenzapotheke als unersetzliches Rückgrat der Versorgung gesehen. Der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln kann hier lediglich eine Ergänzung darstellen. Der Verlust von Arbeitsplätzen muss vermieden werden, ist aber nach unserer Einschätzung auch gar nicht zu befürchten.

Wir wollen deshalb alles unternehmen, um die Rahmenbedingungen für die Apotheken so zu gestalten, dass die flächendeckende Arzneimittelversorgung der Bevölkerung in Deutschland und der individuelle Versorgungsbedarf der Patientinnen und Patienten sichergestellt wird und dass eine solche Lösung EU- wie verfassungsrechtlich abgesichert ist. Die SPD hat dazu verschiedene Vorschläge vorgelegt.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Großer Teil?

von Pharmi am 20.09.2017 um 2:27 Uhr

"Es macht aus unserer Sicht keinen Sinn, Präsenzapotheken und Versandapotheken gegeneinander ausspielen zu wollen, zumal ein großer Teil der Präsenzapotheken heute auch über eine Versanderlaubnis verfügt."

3000 haben eine Versanderlaubnis, aber nur 150 betreiben einen Versandhandel. Das ist nicht mal 1% aller Apotheken. Von "großer Teil" Also keine Spur! Vielleicht erst informieren und dann schreiben. Gewinn macht übrigens kaum ein Versender, due meisten sind eh auf fremdes Geld angewiesen...

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FDP Parteiprogramm

von Marco Hofmann am 19.09.2017 um 23:24 Uhr

...sicher sollte in dieser Betrachtung berücksichtigt werden, dass sich die FDP explizit in ihrem Parteiprogram dazu äußert, das Fremdbesitzverbot abzuschaffen und sich somit direkt gegen ihr vorher genanntes Argument (nähmlich der Stärkung der inhabergeführten Apotheke) im Widerspruch stehen. Ich finde das sollte mit genannt werden, wenn es darum geht, sachlich die Argumente der Parteien hinsichtlich der potentiellen Wählerschaft zu benennen. Die eine Forderung hat unter Umständen die größte Auswirkung auf die inhabergeführte Apotheke.

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Ist das Kompetenz

von Ratatosk am 19.09.2017 um 19:10 Uhr

Die Grünen spielen das alte schäbige Spiel mit angeblich fehlenden Daten. Ist so wie wenn man Probleme in Ausschüsse verlagert, aber hier ist Realität nicht der geschützte öffentliche Bereich. Einfach mal nach Unterfranken fahren, dann ist alle klar. Aber leider reicht es bei dieser arroganten Kaste nur zum Blick in die Hauptstrassen großer Städte, wo sicher genügend Apotheken stehen - und dies ist dann offensichtlich die Beurteilungsbasis. Bei den Bauern sieht man ja auch die Probleme, aber bei Apotheken wird man eher postfaktisch.

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Liebe Grüne

von Peter Lahr am 19.09.2017 um 12:34 Uhr

Der männliche Teil von uns will sicher NICHT angestellt in der Apotheke in der Stadt arbeiten. Das klingt jetzt vielleicht arrogant, aber für +- 3000 brutto Einstiegsgehalt nach DIESEM Studium? Sechs Tage die Woche? Notdienst? Samstags im Idealfall bis 20 wenn nicht sogar 22 Uhr????Das würde ich höchstens zum Spaß machen wollen wenn ein anständiges Gehalt durch meine Frau reinkommt, zur Selbstverwirklichung, nicht aber wenn ich der Hauptverdiener bin und nicht wenn ich die Chance habe nach demselben Studium in der Industrie fast das Doppelte zu verdienen und zusätzlich noch Aufstiegschancen habe. Ein Gehalt welches ich im Übrigen mit der typischen Apotheke verdienen würde welche 65% unserer Apotheken repräsentieren nur dass man da mittlerweile jährlich eine negative Gehaltssteigerung, keine Aufstiegschancen UND zuvor trotz Unternehmenswert NULL noch das Warenlager kaufen muss und frei jeder LKl wäre. Hofft also, dass der vorwiegend weibliche Teil von uns entweder einen gut verdienenden Mann hat/findet oder einfach genügsam bleibt damit Apothekendeutschland so bleibt wie es jetzt ist. Aber, so nebenbei erwähnt, in die Apotheke wollen aktuell vielleicht noch 10% der Studierenden und bei 90% Frauenanteil im Studium und anschließend im Beruf zeigt sich, dass ihr wohl auch nicht mehr auf unsere Frauen hoffen könnt. Vielleicht, aber nur gaaaaanz vielleicht hat eure Politik den Hahn überdreht. Gegensteuern könntet ihr nur wenn ihr den Nachwuchs angestellt oder selbstständig in die öffentliche Apotheke zwingen würdet ansonsten machen das die zukünftigen Apothekenmitarbeiter und Inhaber wie die Kunden, sie entscheiden mit den Füßen und gehen woanders hin. Oder ihr ändert etwas, drastisch. Wollt ihr nicht, alle verdienen toll und Apotheken werden aufgrund von Wohlstand geschlossen. Ist angekommen, der Nachwuchs findet halt Betriebsergebnisse wie ein Lebensmitteldiscounter und die mauen Gehälter nicht toll (mehr ist aber wegen Betriebsergebnis Komma dem nicht drin). An das Apothekenrentnerschwemme Überraschungsei denkt ihr noch garnicht, macht nix, das bekommt ihr in den nächsten Jahren aber auf jeden Fall noch geschenkt. Die Überraschung? ALLE Apotheken werden weitergeführt. Scherz, natürlich nicht, ok, das war jetzt gemein von mir.

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