SPD-Politikerin in der Offizin

Wirtschaftsministerin Zypries besucht Apotheke

Darmstadt - 21.09.2017, 17:50 Uhr


Gespräch über das Rx-Versandverbot

Sie verwies auf die „Dialogplattform Einzelhandel“, mit der ihr Ministerium Handlungsempfehlungen erarbeitet hatte. Den Apothekerverbänden riet sie, gemeinsam im Versandbereich aktiv zu werden. „Die müssten jetzt doch mal sehen, dass sie eine Plattform organisieren für die deutschen Apotheker“, erklärte Zypries. „Ich kaufe auch nicht bei Amazon“, betonte die Ministerin. Sie verwies darauf, dass die deutschen Buchhändler mit dem Lesegerät „Tolino“ dem „Kindle“ von Amazon etwas entgegengesetzt hätten. „Das sollte man auch so machen für Apotheken“, betonte sie.

Wickop zeigte sich hiervon nicht überzeugt. „In Österreich hat es das schon gegeben“, erklärte er – doch ohne Erfolg. Außerdem gebe es im Buchhandel die Buchpreisbindung. „Aber Sie haben bei den rezeptpflichtigen Arzneimitteln auch die gleichen Preise“, erklärte Zypries – musste sich aber vom Apotheker daran erinnern lassen, dass dies seit dem EuGH-Urteil zu Rx-Boni nicht mehr so stimmt. Er fragte außerdem, ob die Ministerin denn ein Land kenne, bei dem der Apothekenmarkt sowohl besser als auch kosteneffektiver geregelt sei. „In Spanien sind die Arzneimittel deutlich günstiger“, antwortete sie nur allgemein.

Zypries beschwert sich über Gröhe

Auf Kritik an ihrem Nein gegen das Rx-Versandverbot von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sagte die Politikerin erneut, dies sei nicht umsetzbar, da es für die Versandapotheken ja einem Berufsverbot gleichkäme. Außerdem habe die SPD durchaus Vorschläge gemacht, doch Gröhe sei aus Wahlkampf-taktischen Gründen hierauf nicht eingegangen, um die Stimmen der Apotheker für sich zu gewinnen, so der Vorwurf der SPD-Politikerin in Richtung Gröhe.

Nach ihrem Besuch bei DocMorris hatte sich Zypries unter anderem positiv über den Digitalisierungs-Grad bei DocMorris geäußert. Beim Apothekenbesuch konnte aber auch Wickop sie überzeugen, dass Vor-Ort-Apotheken im Bereich Digitalisierung vorne mitspielen: Er zeigte ihr seinen Kommissionier-Automaten, den er seit 13 Jahren im Keller hat. „Ich kann mir eine Apotheke mit Schubladen nicht mehr vorstellen“, sagte der Pharmazeut – während Zypries etwas früheren Zeiten nachhing. Die alten Apotheken sähen „so wunderbar aus“, sagte sie. Wickop möchte die zwei „Revolutionen“ in der Apotheke nicht mehr missen – neben den Robotern auch die Digitalisierung von Papierunterlagen.

Er zeigte ihr auch zusammen mit Mitarbeitern des Apotheken-Rechenzentrums Darmstadt eine neue App, mit der Kunden zukünftig Arzneimittel vorbestellen können. „Das ist ja toll zu sehen, mit welcher Begeisterung Sie die technischen Veränderungen begleiten“, erklärte Zypries. Auch bei einem anderen Aspekt konnte Wickop punkten: Nachdem sich Zypries nach ihrem DocMorris-Besuch über die automatisierten Systeme zur Erkennung möglicher Wechselwirkungen positiv geäußert hatte, führte ihr der Pharmazeut vor, dass sich deutsche Apotheken hier nicht verstecken müssen. „Das machen wir schon lange“, erklärte er.

Nach ihrem Bundestags-„Ruhestand“ will Zypries weiter politisch aktiv bleiben, sagte sie. „Ich bleibe hier wohnen – und ich denke, ich kümmere mich etwas um das Digitale in der Stadt“, erklärte die Ministerin. Für den Apotheker blieb der Besuch nicht wirklich befriedigend: Am enttäuschendsten fand er, dass so eine „blitzgescheite Frau“ die Situation von Apotheken mit dem Buchhandel und dem Lesegerät Tolino vergleicht – obwohl eben bei Arzneimitteln die Preisbindung in Gefahr ist. Einen Großteil der Misere hätten Apotheker ja der SPD-Politikerin „zu verdanken“, erklärte er, die früher als Bundesjustizministerin viele Veränderungen im Apothekenmarkt mit unterstützt hätte.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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11 Kommentare

Zypries in der Apotheke

von Markus Junker am 29.07.2018 um 1:10 Uhr

Schreckgespenster hocken bei Kindern unterm Bett. Man braucht sich nur die reellen Zahlen anzusehen um festzustellen, was der Versandhandel ist und in welche Richtung er sich entwickelt. Das sind Binsenweisheiten, keine Schreckgespenster.
Wenn man das schon hinnehmen muss, weil die Politik statt zu handeln sich selbst behindert, soll sie einem das Wort nicht im Mund herumzudrehen versuchen. Und im übrigen war sie es, die beim Versandhandelsverbot RX von Minister Gröhe nicht mitmachen wollte. Für wie ahnungslos hält sie die Menschen? Das frag ich mich.
Und der Verweis auf alte Zeiten, in denen man ach soo viel verdient hätte, hat einen langen Bart. Dafür kann sich heute keiner mehr etwas kaufen. Und. Apothekengehälter und Arzneimittelpreise sind nie überproportional gestiegen im Vergleich mit anderen Branchen. Eher geringer ist es der Fall.
Kein Wunder, daß sich die Volksparteien so schwertun mit der Auseinandersetzung mit Populisten; wenn man selber derart populistisch daherkommt, kann das schwerlich gelingen.

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Zypries

von Frank ebert am 22.09.2017 um 13:54 Uhr

Es macht einen wahnsinnig, von welchen Geschöpfen man regiert wird. Jetzt werde ich erstmal googlen was Internet ist.

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Zypries: mit welcher Unkenntnis darf jemand solch einen Posten besetzen?

von Heiko Barz am 22.09.2017 um 12:44 Uhr

Wie war das? In Spanien sind die Arzneimittel billiger?!
Und das aus dem Mund einer, wenn auch scheidenden, Bundeswirtschaftsministerin Dass sich die Preise, wie auch bei den Autos und Anderem, am Bruttoinlandsprodukt des zum Vergleich herangezogenen Landes richteten, müßte doch zum ganz kleinen 1mal1 eines solchen Ministeramtes gehören.
Aber sie stiehlt sich zielstrebig durch ihr Ausscheiden aus dieser Verantwortung. Der Frau ist doch das Berufsbild des Apothekers völlig wumpe!
Wehe aber, wenn sie am Heiligabend um halb3 wegen starker Bauchschmerzen keine Notdiestapo schnell finden kann, dann ist .........Holland in Not........Welch ein Wortspiel!

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Schön, dass Darmstadt so eine lebhafte Innenstadt hat...

von Hubert kaps am 22.09.2017 um 9:10 Uhr

.... dann wird es der Ministerin i.R. sicher nicht langweilig, ist wahrscheinlich der übliche internationale Branchenmix, der uns und Sie so glücklich macht.
Aber im Ernst, diese Antworten könnten auch original so auch aus Holland kommen. Ihre Argumentationen sind eine Beleidigung für alle seriös arbeitenden inländischen Kollegen. Noch 2 mal schlafen, dann ist endlich gut.

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Blitzgescheit

von Florian Becker am 22.09.2017 um 9:00 Uhr

Hört die Frau sich eigentlich selber zu?
Wie unglaublich überheblich und herablassend ist ein Satz wie
"es gibt eine technische Neuerung die heißt Internet"
Genau so herablassend wie "das nennt man Wettbewerb"
Und das sagt die gleiche blitzgescheite Politikerin, die sich medienwirksam mit "buy local" Schild ablichten lässt.
Die gleiche blitzgescheite Politikerin lässt sich dann von Doc Morris zu einem Vorwärts Gespräch einkaufen.
Es ärgert sich zunehmend, wie solche PolitikerInnen uns auf unglaublich dämliche Weise für dumm verkaufen wollen.
Ob das daran liegen mag, dass die selber von interessierter Seite für dumm verkauft werden?
Der Unterschied ist: Bei denen funktioniert es offensichtlich

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irgendwas...

von Helge Killinger am 22.09.2017 um 8:17 Uhr

„Ich bleibe hier wohnen – und ich denke, ich kümmere mich etwas um das Digitale in der Stadt“

Da fällt mir nur ein, Berufswunsch: "Irgendwas mit Internet ?!"

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Zypries

von Alexander Zeitler am 22.09.2017 um 1:06 Uhr

Super. Da war sie ja in einer typischen deutschen Apotheke ,mit 30 ;Mitarbeitern. Da war sie im Centrum von Darmstadt. Doch mal ein wenig in die Prärie gehen. Da macht das der Chef mit 1(!!!!!) PTA und suhlt sich im Reichtum. Und danke Frau Zypries, das Wort INTERNET haben auch wie schon mal gehört.
W"enns IMPORT und INTERNET für solche Leute gäbe, hätten wir wohl weniger innerdeutsche Probleme.

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Berufsverbot?

von Pharmi am 22.09.2017 um 0:32 Uhr

Immer das mit dem Berufsverbot. Wusste gar nicht, dass Versandapotheker ein Beruf ist. Der APotheker verliert dadurch ja nicht seine Zulassung. Er darf auch weiterhin eine Apotheke leiten und OTC darf er ja auch weiterhin über den Versand anbieten. Frau Zypries scheint mir irgendwie schlecht informiert. Auch dass sie offenbar das Eugh-Urteil in der Diskussion vergessen hat und Medikamente mit Büchern vergleicht erscheint mir sehr fraglich...

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da fehlt was....

von gabriela aures am 22.09.2017 um 0:26 Uhr

schön auch, wie sie das mit dem kindle und dem tolino erklärt....bücher und medis sind auch irgendwie völlig gleich. entweder todlangweilig oder blutdruckerhöhend spannend und am nächsten morgen ist man ermattet...

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Ausschussware ....

von gabriela aures am 22.09.2017 um 0:23 Uhr

schön auch, wie sie das mit dem kindle und dem tolino erklärt....bücher und medis sind auch irgendwie völlig gleich. entweder todlangweilig oder blutdruckerhöhend spannend und am nächsten morgen ist man ermattet...

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AW: "Ausschussware" etwa der

von aures gabriela am 22.09.2017 um 0:27 Uhr

Netiquette zum Opfer gefallen ???

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