Antibiotika

Neuartiger Test verspricht schnelle Resistenz-Erkennung

Karlsruhe - 05.10.2017, 14:40 Uhr

In den USA haben Forscher einen 30-minütigen Schnelltest zur Erkennung von Antibiotika-Resistenzen entwickelt. (Foto: fotolia / jarun011)

In den USA haben Forscher einen 30-minütigen Schnelltest zur Erkennung von Antibiotika-Resistenzen entwickelt. (Foto: fotolia / jarun011)


Für Patienten mit Harnwegsinfekten haben US-amerikanische Forscher einen neuen Schnelltest entwickelt: In nur 30 Minuten soll dieser mittels genetischer Verfahren wie auch Zellkulturen feststellen, welche Antibiotika wirken. Allerdings steht noch einige Entwicklungsarbeit an, um den Test in die Arztpraxen und Kliniken zu bringen.

Schon seit vielen Jahren arbeiten viele Forschergruppen an Schnelltests, mit denen in kurzer Zeit ermittelt werden kann, welche Antibiotika einem Patienten helfen können und gegen welche die jeweiligen Bakterien Resistenzen gebildet haben. Dies könnte nicht nur die Behandlung beschleunigen, sondern auch den Antibiotika-Verbrauch minimieren und den unnötigen Einsatz von Reserve-Antibiotika vermeiden.

Wissenschaftler des California Institute of Technology (Caltech) im kalifornischen Pasadena sowie von der „University of California“ in Los Angeles haben in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts „Science Translational Medicine“ nun einen neuartigen Schnelltest vorgestellt. Anders als andere Verfahren setzen sie dabei nicht nur auf genetische Analysen, um Resistenzgene zu erkennen – sondern sie kultivieren die Erreger auch, um möglichst verlässliche Diagnosen zu erzielen. Dies alles soll insgesamt weniger als 30 Minuten dauern, berichten die Forscher.

Statt Tagen nur noch Minuten

Bislang werden die Bakterien im Regelfall isoliert und vergleichsweise lange – teils über Tage – kultiviert. Den Wissenschaftlern gelang es nun offenbar, die Kultivierung auf nur eine Viertelstunde abzukürzen und über sehr präzise Verfahren Unterschiede im Wachstum von Bakterien zu detektieren, wenn diese entweder unkontrolliert wachsen oder verschiedenen Antibiotika ausgesetzt werden.

Die Forscher verifizierten ihre Ergebnisse Anhand von 51 Proben von Patienten, die sich Harnwegsinfektionen mit Escherichia coli zugezogen haben. Dabei testeten sie auf Resistenzen gegen zwei übliche Antibiotika, nämlich Ciprofloxacin und Nitrofurantoin. Wenn der Test noch um weitere Bakterien- sowie Antibiotikaarten erweitert werde, könnte er es erlauben, das optimale Antibiotikum noch beim Praxisaufenthalt eines Patienten zu ermitteln, sagen die Forscher.

Deutscher Forscher findet die Methode hochinteressant

„Die Studie ist aus meiner Sicht hochinteressant und bietet substantiell neue Möglichkeiten“, erklärte der Mikrobiologe André Gessner vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene an der Universität Regensburg anlässlich der Veröffentlichung. Er forscht selber gleichfalls an Antibiotika-Schnelltests – da eine schnelle und korrekte Therapieentscheidung vor Einsatz von Antibiotika entscheidend sei. „Das Verfahren überzeugt durch Schnelligkeit, Präzision und die Möglichkeit der Testung direkt aus dem Urin der Patienten“, erklärt Gessner.

Das Verfahren müsse noch in größer angelegten Studien bestätigt werden, sei dann aber vielversprechend. „Die verlässliche und schnelle Information, dass ‚ältere’ Antibiotika noch wirken, kann dem zu häufigen Einsatz neuerer und Reserveantibiotika entgegenwirken“, sagt der Mikrobiologe. Ein großer Vorteil der Methode sei, dass er anders als Schnelltests, die nur die Anwesenheit von bestimmten Resistenzgenen testen, auch bei unbekannten Resistenzmechanismen oder neuartigen Mutationen funktioniere, betont Gessner auf Nachfrage.

Unklar ist allerdings, bis wann der Test tatsächlich in Arztpraxen Einzug halten kann: Es sei schwierig, den Entwicklungsstand hinsichtlich kommerziell erhältlicher Umsetzungen abzuschätzen, sagt Gessner. Zwar haben die Wissenschaftler viele Schritte automatisiert, bislang muss jedoch noch qualifiziertes Personal pipettieren oder auf andere Weise in den Analyseprozess eingreifen. Ziel der Forscher ist es, ein einfaches und kostengünstiges Gerät zu entwickeln, welches die Schnelltests automatisiert vornimmt.



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.