Reaktion auf Skonti-Urteil

Politiker befürchten Nachteile für kleine Apotheken und Großhändler

Berlin - 05.10.2017, 15:55 Uhr

Sieht das BGH-Urteil skeptisch: Dass der BGH nun das gesamte Großhandels-Honorar zur Disposition stellt, war vom Gesetzgeber nicht so geplant, kommentiert Michael Hennrich (CDU). (Foto: Külker)

Sieht das BGH-Urteil skeptisch: Dass der BGH nun das gesamte Großhandels-Honorar zur Disposition stellt, war vom Gesetzgeber nicht so geplant, kommentiert Michael Hennrich (CDU). (Foto: Külker)


CDU, Grüne und SPD fordern eine Honorarreform

Hennrich warnt nun davor, sich zu sehr über das BGH-Urteil zu freuen. Denn: „Für kleine Apotheken kann es schwierig werden, wenn im Markt eine Rabattschlacht losgeht, weil dann vielleicht nur die großen Apotheken die guten Rabatte bekommen. Und auch kleinere Großhändler müssen sehen, ob und wie sie mit den neuen Rabatten mitgehen können.“ Hennrich erklärte, dass es nun „umso wichtiger und dringlicher“ sei, die Apotheken-Honorierung zu überarbeiten. Und: „Dabei müssen wir uns nach diesem Urteil auch das Großhandelshonorar noch einmal anschauen.“

Die SPD-Apothekenexpertin Sabine Dittmar bewertete das Skonti-Urteil des BGH nicht ausdrücklich. Allerdings plädiert auch Dittmar nun für eine rasche Reform des Honorarsystems: „Auch wenn die schriftliche Urteilsbegründung noch abzuwarten ist, so zeigt der heutige Tag einmal mehr, dass die Zusammensetzung des Apothekenhonorar genauer unter die Lupe genommen werden muss. Das Gutachten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi), welches Mitte November öffentlich vorgestellt wird, wird garantiert viele wichtige Informationen liefern, auf deren Grundlage das Apothekenhonorar differenzierter ausgestaltet werden kann.“

Kordula Schulz-Asche von den Grünen sieht die BGH-Entscheidung ähnlich wie ihr Bundestagskollege Hennrich. Sie erklärte gegenüber DAZ.online: „Ich begrüße, dass mit dem Urteil die ohnehin schon angespannte Situation auf dem Apothekenmarkt nicht weiter verschärft wird. Von dem Urteil werden jedoch vor allem die Großverdiener unter den Apotheken durch günstigere Einkaufskonditionen profitieren.“ So wie Dittmar und Hennrich fordert aber auch die Grünen-Politikerin eine Honorarreform: „Dies ist für mich ein weiterer Grund dafür, die Honorarordnung für Apotheken zu reformieren, damit für Pharmazeuten in erster Linie die Gesundheitsversorgung der Patienten im Vordergrund stehen kann und nicht der Umsatz.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Hmhm

von Peter Lahr am 05.10.2017 um 17:01 Uhr

Kann mir mal jemand erklären wieso das Skonti Urteil mit einem Mal schädlich sein soll? Was ändert sich denn zum schlechten? KLEINE Apotheken machen das Gros der deutschen Apotheken aus. Diese werden mit ihrem Umsatz nicht explodieren und weiterhin von ihren Großhändlern beliefert werden und weiterhin ihre Skonti erhalten. Gefahr für die kleineren Großhändler? Wieso? Ergo bleibt es für die typischen Apotheken wie gehabt, keine Verschlechterung. Können große Apotheken jenseits des typischen Umsatzes eventuell vom heutigen Urteil profitieren? Ja, wahrscheinlich. Bekommen die eventuell ein vielleicht sogar minimal spürbar besseres Betriebsergebnis als jetzt? Möglich. Ist das schlimm? Nein. Denn unterm Strich bedeutet es für die Apotheken bezüglich der Skonti in der Gesamtheit es bleibt so oder es wird besser, für groß und für klein.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.