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Aufschwung nach Krisenzeiten
In den russischen Apotheken klingeln die Kassen
Die russischen Apotheken sehen rosigen Zeiten entgegen. Nach den Krisenzeiten kaufen die Verbraucher wieder mehr Medikamente. Für den Umsatz mit Fertigarzneimitteln wird ein Anstieg um 11 Prozent erwartet. Große Apothekenketten haben die Krise genutzt, um Konkurrenten zu schlucken, und Supermarktketten drängen auf den Markt.
Der russische Pharmamarkt wird 2017 voraussichtlich um 9 Prozent auf fast 24 Milliarden Euro wachsen. Dies geht aus einem aktuellen Marktbericht der Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland für Außenwirtschaft und Standortmarketing Germany Trade and Invest (GTAI) hervor. GTAI beruft sich dabei auf Angaben des Marktforschungsinstituts DSM Group. Für das erste Halbjahr 2017 wird im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Zuwachs um 11,2 Prozent erwartet. Der Verkauf von Fertigarzneimitteln über Apotheken soll um 11 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro steigen.
Nach dem GTAI-Bericht beschafften Krankenhäuser und Kliniken im 1.
Halbjahr 2017 Arzneimittel für etwa 1,5 Milliarden Euro (+25,3 Prozent im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum) und über das Programm der staatlichen
vergünstigten Versorgung Medikamente im Wert von knapp einer Milliarde Euro (+5
Prozent). Russische Verbraucher kauften im selben Zeitraum Präparate für 4,6
Milliarden Euro im Einzelhandel (+13,9 Prozent), so die DSM Group. Rezeptpflichtige
Arzneimittel machten zwar mengenmäßig rund ein Drittel der Verkäufe aus, lägen
aber wertmäßig beinahe gleichauf mit dem OTC-Segment.
Marktmacht großer Apothekenketten wächst
Im Arzneimitteleinzelhandel deutet sich nach Einschätzung von GTAI eine Marktbereinigung an, wobei die großen Apothekenketten ihre Position stärken. Schon jetzt konzentrierten die Top 15 80 Prozent des freien Marktes und 50 Prozent der staatlichen Beschaffungen auf sich, heißt es in dem Marktbericht. Auf Platz 1 mit 7,8 Prozent Marktanteil nach Umsatz befinde sich die nichtkommerzielle Partnerschaft von Apotheken „Ansa“. Auf Rang 2 stehe die Kette „Aptetchnaya Set 36,6“. Diese werde zwar einige Filialen schließen, dafür aber das Apothekennetz „Pharmakor“, ein Franchise-Unternehmen der Apothekenkette 36,6, übernehmen. Die Kette „Rigla“ (Rang 3) wolle ihr Netz um 20 Prozent auf bis zu 360 Apotheken erweitern. Die Gruppe Erkafarm mit ihren Apotheken „Doktor Stoletow“ und „Oserki“ (Rang 5) übernehme den Konkurrenten „Rosta“ mit dessen Filialen „Raduga“, „Perwaja Pomoschtsch“ und „Laduschka“ (derzeit auf Rang 7).
Supermarktketten auf dem Vormarsch
Als weitere Entwicklung beschreibt GTAI das Vordringen der Supermarktketten auf den Apothekenmarkt. Nach dem Verbot des Onlinehandels mit Medikamenten böten sich für Inhaber von Verkaufsflächen lukrative Geschäftschancen. Der zweitgrößte russische Lebensmittelhändler „Magnit“ eröffne ein eigenes Apothekennetz. Bis zu 5.000 Verkaufsflächen sollen hierfür in bestehenden Supermärkten eingerichtet werden. Damit folge Magnit seinem größten Konkurrenten, der „X5 Retail Group“, mit deren Apothekenketten „A-Mega“ und „Da Zdorov“.
Die
russische Strategie zur Entwicklung des Pharmamarktes bis 2020 sieht vor, unabhängiger
von Importen zu werden und den Marktanteil inländischer Präparate auf 50 Prozent zu
steigern, bei lebensnotwendigen sogar auf 90 Prozent. Derzeit haben einheimische
Präparate einen Anteil an der Produktionsmenge von 72,8 Prozent und am
Produktionswert von 33,5 Prozent. Dies berichtet GTAI in einem weiteren
aktuellen Markteinblick.
Staatlich festgelegte Preise für lebensnotwendige Medikamente
Die Preise für lebensnotwendige Medikamente, die etwa die Hälfte des russischen Marktes ausmachen, regelt das Gesundheitsministerium. In den nächsten zwei bis drei Jahren laufen viele Patente auf Präparate aus. Russische Pharmafirmen stehen laut GTAI bereits in den Startlöchern, um diese als Generika billiger auf den Markt zu bringen. Erstaunlicherweise sollen demgegenüber die Preise für 197 lebenswichtige Medikamente, die weniger als 50 Rubel kosten, ab dem 1. Januar 2018 um bis zu 15 Prozent angehoben werden. Der Hintergrund dafür: Die Regierung will verhindern, dass die Hersteller ihre Billigprodukte vom Markt nehmen. Für einige davon gäbe es wohl noch keinen Ersatz durch einheimische Präparate.
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