DAZ.online-Spezial zur Landtagswahl

Wen sollten Apotheker in Niedersachsen wählen?

Berlin - 13.10.2017, 17:05 Uhr

Im Umbau: Nicht nur das Landtagsgebäude in Hannover wird verändert, sondern auch seine politische Zusammensetzung bei der Landtagswahl am kommenden Sonntag. Wen sollten die Apotheker in Niedersachsen wählen? (Foto: dpa)

Im Umbau: Nicht nur das Landtagsgebäude in Hannover wird verändert, sondern auch seine politische Zusammensetzung bei der Landtagswahl am kommenden Sonntag. Wen sollten die Apotheker in Niedersachsen wählen? (Foto: dpa)


Am kommenden Sonntag steht in Niedersachsen die vorgezogene Landtagswahl an. Schaut man auf die aktuellen Umfragen, könnte der Sonntagabend so spannend wie lange keine Wahlnacht mehr werden. Für die Apotheker ist Niedersachsen offenbar ein politisches Paradies: Entgegen dem Bundestrend unterstützen die Parteien in Niedersachsen deutlicher die Forderungen der Apotheker, insbesondere die SPD ist nicht wiederzuerkennen.

In Niedersachsen regiert derzeit eine rot-grüne Regierung aus SPD und Grünen, Ministerpräsident ist Stephan Weil (SPD). Nach der Landtagswahl 2013 erhielt die schwarz-gelbe Vorgänger-Regierung von Weil einen Sitz weniger als SPD und Grüne. Aber auch Rot-Grün hatte nur einen Sitz mehr im Parlament als die erforderliche Mehrheit. Als dann im August 2017 die Grünen-Abgeordnete Elke Twesten von den Grünen zur CDU wechselte, verlor die Landesregierung schlagartig ihre Mehrheit im Parlament. Die für Januar 2018 geplanten Landtagswahlen mussten wegen Twestens Manöver somit auf den 15. Oktober vorgezogen werden.

In den derzeitigen Umfragen zeigt sich, dass Niedersachsens Wähler sich offenbar einigen Bundestrends entziehen. Dort sind nämlich die Volksparteien CDU und SPD weiterhin so stark und fast gleichauf, dass die kleineren Parteien weitaus geringere Aussichten auf Erfolg haben als bei der kürzlich stattgefundenen Bundestagswahl. So kratzen AfD und Linke in den Umfragen derzeit an der 5-Prozent-Hürde, die FDP schwankt zwischen 6 und 8 Prozent, die Grünen zwischen 8 und 10 Prozent. DAZ.online hat alle Parteien, die laut Umfragen eine Chance auf einen Einzug in den Landtag haben, zu den für die niedersächsischen Apotheken wichtigen Themen befragt.

Das sagt die SPD…

…zur sinkenden Apothekenzahl:

SPD: Die Qualität und die Sicherheit einer flächendeckenden, wohnortnahen Versorgung mit Medikamenten muss dringend weiterhin sichergestellt werden. Eine Besserstellung von ausländischen Versandapotheken lehnen wir konsequent ab. Für uns ist das Beratungsangebot für Patientinnen und Patienten ein hohes Gut, insbesondere um der Wechselwirkung von Medikamenten entgegenzuwirken.

…zu den Gründen der sinkenden Apothekenzahl:

SPD: Die demografische Entwicklung und Bevölkerungskonzentration in Metropolregionen erschweren eine gute ärztliche Versorgung auf dem Lande. Eine SPD-Landesregierung wird auf verschiedenen Wegen gegen diese problematische Situation angehen:

•         Anreizsysteme sollen Ärzte zur Übernahme freiwerdender Landpraxen motivieren.

•         In Zusammenarbeit mit Kassenärztlicher Vereinigung Niedersachsen (KVN) und Krankenkassen soll Ärzten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch neue Strukturen erleichtert werden.

•         In Ergänzung zu Einzelpraxen werden Ärztehäuser, medizinische Versorgungszentren und Zweigniederlassungen gefördert, die neben der Freiberuflichkeit auch Arbeitsplätze für angestellte junge Ärzte bieten.

•         Kleine, nicht wirtschaftlich zu betreibende Krankenhäuser in ländlichen Regionen sollen als Basis für Gesundheitszentren mit Fachärzten und Vertretern aus weiteren Medizinberufen dienen. So kann auch die Vernetzung von ambulanten und stationären Strukturen verbessert werden.

•         Die Kompetenz der Apothekerinnen und Apotheker muss in diese Versorgungsstrukturen effizient eingebunden werden.

 …zu Lösungen, um Landapotheken zu erhalten:

SPD: Wir wollen die Einstellung von Stationsapothekerinnen und Stationsapothekern in allen niedersächsischen Krankenhäusern verpflichtend vorsehen. In Niedersachsen gibt es bei über 190 Krankenhäusern nur noch 28 Krankenhausapotheken. Alle anderen Häuser lassen sich extern beliefern. Dadurch erhöht sich die Schwierigkeit, Auffälligkeiten bei der Verwendung von Medikamenten frühzeitig zu entdecken. Stationsapotheker sollen beratend für das ärztliche Personal auf den Stationen tätig werden und die dort jeweils erfolgende Medikamentenabgabe im Sinne einer sachkundigen, medizinischen und pharmakologischen Begleitung unterstützen. Stationsapothekerinnen und Stationsapotheker werden eine zentrale Schnittstelle zwischen der Arzneimittelbelieferung und den Abläufen auf einer Station und können so die Arzneimittelsicherheit wesentlich verbessern. Dies würde auch die regionale Apothekenstruktur stärken und weiter verbessern.

 …zur Attraktivität von Apothekengründungen auf dem Land:

SPD: Es müssen die Rahmenbedingungen so verbessert werden, dass es sich wirtschaftlich lohnt, eine Apotheke auch auf dem Lande zu betreiben. Die SPD setzt sich weiterhin dafür ein, dass eine gute Versorgung im Gesundheitswesen flächendeckend in Niedersachsen gewährleistet wird. So werden wir u. a. eine Landarztquote einführen. Eine verbesserte ärztliche Versorgung verbessert immer auch die flächendeckende Versorgung mit Apotheken.

…zum Rx-Versandverbot:

SPD: Es ist nicht nachvollziehbar, warum rezeptpflichtige Medikamente, die von den Bürgern in Versandapotheken aus dem Ausland bestellt werden, günstiger verkauft werden dürfen als in den Apotheken bei uns in Niedersachsen. Der EuGH argumentiert, dass die Preisbindung für Arzneimittel nicht als Maßnahme zum Schutz der Gesundheit oder des Lebens von Menschen angesehen werden kann und die Regelung eine nicht gerechtfertigte Beschränkung des freien Warenverkehrs sei. Es ist aufgrund der Entscheidung des Europäischen Gerichtshof zu befürchten, dass immer mehr Personen ihre Medikamente im Ausland kaufen. Daher haben wir für die Initiative sehr viel Verständnis, die Bestellung von rezeptpflichtigen Arzneimitteln über das Internet zu verbieten.

…zu finanziellen Unterstützungen für Landapotheken:

SPD: Siehe hierzu auch die Antwort zu Frage 4. Ein wichtiger Schwerpunkt bleibt zudem in diesem Zusammenhang beispielsweise der Ausbau von ÖPNV und SPNV. So kann auch das Erreichen der Apotheke sichergestellt werden.

…zu pharmazeutischen Dienstleistungen:

SPD: Das Medikationsmanagement in den Apotheken soll insgesamt verbessert werden und die Beratungsleistung der Apotheken stärker in den Vordergrund treten. Auch die elektronische Vernetzung zwischen Ärzten und Apotheken erhöht die Medikationssicherheit für den Patienten und hilft, unerwünschte Wechselwirkungen von Medikamenten auszuschließen. Wir sehen zum Beispiel aber auch die Einstellung von Stationsapothekerinnen und Stationsapothekern in allen niedersächsischen Krankenhäusern als wichtigen Baustein für die Erhöhung der Arzneimittelsicherheit in diesem Bereich.

…zu alternativen Versorgungsmodellen, wie etwa Apothekenbussen:

SPD: Die SPD-geführte Landesregierung hat das Gesundheitswesen gestärkt und dafür das Projekt „Gesundheitsregionen Niedersachsen“ ins Leben gerufen. 2014 bis 2017 wurden gemeinsam mit der AOK Niedersachsen, der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, den Ersatzkassen, dem BKK Landesverband Mitte und der Ärztekammer Niedersachsen kommunale Strukturen und Projekte gefördert, die auf eine bedarfsgerechte und möglichst wohnortnahe Gesundheitsversorgung abzielen. Schon heute bieten Modellvorhaben die Möglichkeit zur intersektoralen Zusammenarbeit. In kommunalen Gesundheitszentren gibt es unterschiedliche ambulante Versorgungsangebote unter einem Dach. Eine SPD-Landesregierung wird solche Projekte mithilfe neuer Gesundheitsregionen ausbauen und medizinische Versorgungszentren in kommunaler Trägerschaft fördern. Modellprojekte zur Verbesserung der Landversorgung sind ausdrücklich zu begrüßen und zu evaluieren.

…zum Versandhandel als Versorgungsalternative:

SPD: Nein, für uns hat die fachliche Beratung eine herausgehobene Bedeutung und sollte dementsprechend auch gewürdigt werden.

… zum Fachkräftemangel im Apothekenwesen.

SPD: Das Problem des Nachwuchsmangels bei Ihnen, aber auch in sozialen, technischen und Gesundheitsberufen wurde bereits von der noch amtierenden Landesregierung aufgegriffen, beispielsweise durch eine Fachkräfteoffensive. Auch in der kommenden Legislaturperiode wird sich eine SPD-Landesregierung verstärkt um die Ausbildung von Fachkräften kümmern und Verbesserungen herbeiführen. Hierzu werden wir nach der Landtagswahl gern das direkte Gespräch mit Ihnen suchen, um gemeinsam wirkungsvolle Initiativen auf den Weg zu bringen.


Das sagt die CDU…

Das sagt die CDU…

…zur sinkenden Apothekenzahl:

CDU: In der Tat sehen wir Handlungsbedarf, um eine flächendeckende Versorgung mit Ärzten und Apotheken insbesondere in unseren ländlichen Räumen zu gewährleisten. Zu den Grundlagen eines leistungsfähigen Gesundheitswesens gehören die freie Arzt-, Apotheken- und Krankenhauswahl, wohnortnahe Versorgung, Transparenz und Therapiefreiheit ebenso wie die Unabhängigkeit der freien Gesundheitsberufe. Gerade auf dem Land wird dies angesichts sinkender Apothekenzahlen zunehmend schwieriger. Wir wollen deshalb mit geeigneten Maßnahmen die apothekerliche Versorgung und Beratung stärken und damit eine vollständige Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum gewährleisten.

…zu den Gründen der sinkenden Apothekenzahl:

CDU: Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Konkurrenz durch den Versandhandel ist hier ein Faktor, darf aber nicht als alleiniger Grund gesehen werden. Der Preis- und Mengenwettbewerb mit anderen standortgebundenen Apotheken, aber auch mit Drogeriemärkten im Bereich des freiverkäuflichen Sortiments, sind weitere mögliche Gründe für Minderungen der Wirtschaftlichkeit der Apotheken. Hier sind die Apotheken jedoch zunächst selbst gefordert, sich z. B. durch Erweiterung ihres Serviceangebots neue Geschäftsfelder zu erschließen.

…zu Lösungen, um Landapotheken zu erhalten:

CDU: Neben der wohnortnahen ambulanten ärztlichen Versorgung sind auch eine verlässliche Versorgung mit Arzneimitteln und eine qualifizierte Beratung durch Apotheker vor Ort notwendig. Wo dies nicht mehr gewährleistet ist, werden wir verstärkt auch auf mobile Lösungen durch Apotheken vor Ort (z. B. Botendienste) setzen. Hierzu werden wir mit der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, der Ärztekammer Niedersachsen, dem Landesapothekerverband Niedersachsen und der Apothekerkammer Niedersachsen neue Mobilitätskonzepte zur ärztlichen und medikamentösen Versorgung im ländlichen Raum entwickeln.

…zur Attraktivität von Apothekengründungen auf dem Land:

CDU: Wichtig ist, dass die Apotheken einen hinreichenden Kundenstamm vorfinden, damit die Apotheker gute Aussichten für wirtschaftlichen Erfolg haben. Nur so lassen sich die hohen Investitionskosten für die Eröffnung einer Apotheke rechtfertigen. Auch hier werden mobile Konzepte eine wichtige Rolle im ländlichen Raum spielen, die sinnvoll an stationäre Apotheken angebunden werden müssen. Moderne eHealth-Anwendungen, Telemedizin – beispielsweise mit dem Instrument der Videosprechstunde bzw. -beratung – sowie Telemonitoring können hierbei helfen. Zur Stärkung der Wettbewerbschancen sprechen wir uns ferner für den Erhalt des Fremd- und Mehrbesitzverbotes aus.

…zum Rx-Versandverbot:

CDU: Wir wollen die wohnortnahe unabhängige apothekerliche Versorgung der Bürgerinnen und Bürger mit Arzneimitteln durch die Einführung eines Verbotes des Versandhandels für verschreibungspflichtige Arzneimittel gewährleisten. Wir stehen dabei fest an der Seite des Bundesgesundheitsministeriums. Versandapotheken sind nicht in der Lage, die notwendige Erstberatung für die Einnahme bzw. Anwendung von Arzneimitteln auf dem notwendigen Qualitätsniveau zu gewährleisten. Hier bleibt die Fachberatung durch den Apotheker unverzichtbar.

…zu finanziellen Unterstützungen für Landapotheken:

CDU: Besonders für kleine Apotheken kann zur Sicherung einer auskömmlichen Einnahmesituation die Öffnung für mobile Konzepte und somit eine großräumigere Abdeckung mit Apothekerleistungen ein Gewinn sein. Deshalb werden wir bei der Entwicklung neuer Mobilitätskonzepte die Belange kleiner Apotheken besonders berücksichtigen.

…zu pharmazeutischen Dienstleistungen:

CDU: Mit Verabschiedung des eHealth-Gesetzes auf Bundesebene wurde die Grundlage für eine stärkere Nutzung digitaler Gesundheitsmodelle gelegt. Die elektronische Gesundheits- und Patientenakte, der elektronische Medikationsplan, Videosprechstunden und Telemonitoring eröffnen vielfältige neue Chancen für die Akteure im Gesundheitswesen. Die CDU wird im Zusammenhang mit einer Ausweitung des digitalen Gesundheitswesens prüfen, inwieweit Apothekern eine wichtigere Rolle bei pharmazeutischen Dienstleistungen eingeräumt werden kann. Einen Vorgriff auf Diskussionen und Entscheidungen im Gemeinsamen Bundesausschuss sowie der Kassenärztlichen Vereinigung wird es allerdings nicht geben.

…zu alternativen Versorgungsmodellen, wie etwa Apothekenbussen:

CDU: Wir stehen diesen Ideen grundsätzlich offen gegenüber. Der gescheiterte Modellversuch einer mobilen Apotheke im Landkreis Wolfenbüttel zeigt jedoch, dass derartige Modelle sorgfältig geprüft und in ein umfassendes Konzept eingebettet werden müssen. Dies werden wir bei der Diskussion über moderne Mobilitäts- und Versorgungskonzepte berücksichtigen.

…zum Versandhandel als Versorgungsalternative:

CDU: Aus Sicht der CDU ist der Versandhandel nur dann eine denkbare Option, wenn die apothekerliche Beratung verlässlich gesichert werden kann. Eine ernsthafte Prüfung des Versandhandels als Versorgungsalternative – gerade mit Blick auf verschreibungspflichtige Medikamente – wird die CDU jedoch nur im engen Dialog mit der Apothekerkammer vornehmen.

… zum Fachkräftemangel im Apothekenwesen.

CDU: Bei der Ansiedlung von Hausärzten werden wir mit einem finanziellen Anreizprogramm versuchen, eine bessere Versorgung sicherzustellen. Angesichts des steigenden Fachkräftebedarfs bei Apothekern werden wir prüfen, ob auch für Apotheker neue Fördermöglichkeiten entwickelt werden müssen, um die Nachwuchsgewinnung zu unterstützen. Dies gilt sowohl für das Hochschulstudium als auch für den Schritt in die Selbstständigkeit. Wir werden daher im engen Dialog mit der Apothekerkammer klären, wie die Attraktivität des Apothekerberufs gestärkt werden kann, ohne das Ausbildungs- und Beratungsniveau abzusenken. 

Das sagen die Grünen…

…zur sinkenden Apothekenzahl:

Grüne: Die Zahl der öffentlichen Apotheken ist in Niedersachsen in den letzten 10 Jahren um rund 150 auf 1.960 Apotheken zum Ende des Jahres 2016 gesunken. Der Rückgang entfällt  zu rund 1/3 auf die vier größten Städte  des Landes: Hannover, Braunschweig, Oldenburg  und Osnabrück. Gleichwohl haben Apotheken gerade  im ländlichen Raum zunehmend Schwierigkeiten, eine wirtschaftliche Betriebsführung aufrecht zu erhalten. Auch wenn die Arzneimittelversorgung derzeit noch weitestgehend gewährleistet ist, zeichnen  sich Herausforderung für die Zukunft ab. Die GRÜNEN- Bundestagsfraktion hat sich daher mit einem Antrag dafür eingesetzt, die Expertenkommission zur Weiterentwicklung der Arzneimittelversorgung einzuberufen und um Handlungsempfehlungen zu bitten. Der Antrag ist von der Großen Koalition im Bundestag abgelehnt worden.

…zu den Gründen der sinkenden Apothekenzahl:

Grüne: Da der deutlich  überwiegende Teil des Umsatzes aus verschreibungspflichtigen Medikamenten besteht, ist der Rückgang vor allem auf die Schließung  von verschreibenden Arztpraxen insbesondere im ländlichen Raum zurückzuführen. Der Versandhandel hat nachweislich  nur zu geringen  Umsatzeinbußen bei den Präsenzapotheken geführt.

…zu Lösungen, um Landapotheken zu erhalten:

Grüne: Die Sicherstellung und Förderung einer flächendeckenden, wohnortnahen ärztlichen  Versorgung ist essentiell auch für die dauerhafte Sicherstellung einer flächendeckenden und wohnortnahen Arzneimittelversorgung. Die Landesregierung hat im Rahmen einer strategischen Partnerschaft mit der Kassenärztlichen Vereinigung ein Maßnahmenpaket zur Förderung der Niederlassung von Ärztinnen und Ärzten im ländlichen Raum auf den Weg gebracht. Dieses dient auch der Erhaltung der Apothekenstruktur.

…zur Attraktivität von Apothekengründungen auf dem Land:

Grüne: Siehe Antwort zu 3)

…zum Rx-Versandverbot:

Grüne: Ein Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel ist nicht die richtige Lösung. Es würde auch den inländischen Versandhandel treffen. Zudem halten  wir eine rechtssichere Umsetzung  für schwierig, weil ein Versandhandelsverbot mit der der verfassungsrechtlich verankerten Berufsfreiheit und dem EU-Wettbewerbsrecht kollidieren würde. Da es bisher keine signifikante Bedrohung der Apothekenstruktur durch den Versandhandel gibt, wäre eine solche Maßnahme auch unverhältnismäßig.

…zu finanziellen Unterstützungen für Landapotheken:

Grüne: Die Sicherstellung einer flächendeckenden ärztlichen  Versorgung trägt auch zur Erhaltung der Apotheken im ländlichen Raum bei. Ansonsten haletn  wir zunächst  eine eingehende Analyse der Apothekenstruktur und Handlungsempfehlungen der Expertenkommission für notwendig (vgl. Antwort zu Frage 1).

…zu pharmazeutischen Dienstleistungen:

Grüne: Wir Grünen unterstützen Bestrebungen, die Apothekerinnen und Apotheker stärker in den Medikationsplan einzubeziehen.

…zu alternativen Versorgungsmodellen, wie etwa Apothekenbussen:

Grüne: Solche Modelle können eine wohnortnahe Versorgung nicht ersetzen, da sie die Arzneimittelversogung in Notfällen und am Wochenende nicht sicherstellen können. Sie können die Versorgung jedoch in Einzelfällen sinnvoll ergänzen.

…zum Versandhandel als Versorgungsalternative:

Grüne: Nein.

… zum Fachkräftemangel im Apothekenwesen.

Grüne: Wesentliche  Ursache für die wachsende Zahl der Mangelberufe  ist der demografische Wandel. Essentiell  für die Nachwuchsgewinnung sind in allen Berufen interessante Arbeits- und Ausbildungsbedingungen. Wir unterstützen eine Weiterentwicklung des Pharmaziestudiums. Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden hat dazu im November 2016 eine Reihe bedenkenswerter Vorschläge vorgelegt.

Das sagt die FDP…

…zur sinkenden Apothekenzahl:

FDP: Die flächendeckende Arzneimittelversorgung erscheint mir noch nicht grundsätzlich gefährdet. Mit einer Apothekendichte von 25 Apotheken je 100.000 Einwohner liegen wir im guten Bundesdurchschnitt und über das gesamte (Flächen-)land gesehen sogar besser als die Stadtstaaten Hamburg und Bremen. Dennoch empfinden auch die Freien Demokraten den zu beobachtenden Trend als besorgniserregend. Insbesondere in den ländlichen Räumen besteht Handlungsbedarf.

…zu den Gründen der sinkenden Apothekenzahl:

FDP: Abgesehen von den „klassischen“ Gründen des demografischen Wandels ist es sicher so, dass der Beruf auch in finanzieller Hinsicht  attraktiv bleiben muss. Wir Freie Demokraten fordern, das Arzneimittelgesetz, die Arzneimittelpreisverordnung und das Sozialgesetzbuch V so anzupassen, dass faire Rahmenbedingungen für die Versorgung mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln geschaffen werden. Dies gilt sowohl für  inhabergeführte Apotheken in Deutschland als auch für in- und ausländische Versandapotheken. Zur Stärkung der inhabergeführten Apotheke vor Ort setzen wir Freie Demokraten uns besonders ein. Patientinnen und Patienten sollen zudem die Möglichkeit bekommen, sich bei entsprechender Verordnung für Medikamente zu entscheiden, die bisher aufgrund der Preisregulierung nicht auf den deutschen Markt kommen. Dazu wollen wir im Arzneimittelgesetz die Übertragung des GKV-Erstattungsbetrages als Höchstpreis für Selbstzahler aufheben.

…zu Lösungen, um Landapotheken zu erhalten:

FDP: Zur Stärkung der inhabergeführten Apotheke vor Ort setzen wir Freie Demokraten uns dafür ein, dass beispielsweise Abrechnungsmöglichkeiten für besondere Leistungen, insbesondere die individuelle Beratung, eingeführt werden. Zusätzlich müssen Notdienste angemessen honoriert und dringend Bürokratie im Arzneimittelwesen abgebaut werden.

…zur Attraktivität von Apothekengründungen auf dem Land:

FDP: In der vergangenen Legislaturperiode hat die rot-grüne Landesregierung eine einseitige Politik zu Lasten der ländlichen Räume gemacht und für ungleiche Chancen zwischen Stadt und Land gesorgt. Das wollen wir wieder umkehren. Für die Zukunft sollen unsere ländlichen Regionen als lebenswerte Wohn- und Arbeitsorte für die Menschen in Niedersachsen wieder attraktiver werden. Wir Freie Demokraten fordern deshalb die Sicherung der Gesundheitsversorgung durch Hebammen, Hausärzte, Fachärzte, Apotheker und Krankenhäuser. Ein möglicher Weg wäre ein Sicherstellungszuschlag für Apotheken an abgelegenen Standorten. Dieser würde dazu führen, dass die leistungsfähigen Strukturen flächendeckend erhalten bleiben.

…zum Rx-Versandverbot:

FDP: Wir wollen, dass durch europarechtskonforme Rahmenbedingungen der Wettbewerb so gestaltet wird, dass die besonderen Leistungen der Vor-Ort-Apotheken angemessen honoriert werden und die Versandapotheken keine ungerechtfertigten Wettbewerbsvorteile erzielen können. Das Fremdbesitzverbot muss beibehalten werden, denn wir wollen, dass weiterhin alle Apotheken in Deutschland durch unabhängige und persönlich haftendende Apothekerinnen und Apotheker geführt werden. Wir wollen außerdem, dass die Patientinnen und Patienten bei der Wahl ihrer Apotheke ebenso frei sind und bleiben, wie bei der Wahl ihrer Ärztin oder ihres Arztes.

…zu finanziellen Unterstützungen für Landapotheken:

FDP: Ja, wir wollen einen Sicherstellungszuschlag schaffen.

…zu pharmazeutischen Dienstleistungen:

FDP: Wir teilen die Auffassung, dass Apotheker beim Medikationsplan eine größere Rolle spielen können. Auch ein mehr an Dienstleistungen (auf freiwilliger Basis) sehen wir positiv, da es dazu beitragen kann den Beruf durch ein mehr an Verantwortung und erhöhte Einnahmen noch attraktiver zu machen.

…zu alternativen Versorgungsmodellen, wie etwa Apothekenbussen:

FDP: Wir begrüßen solche Ansätze. Insbesondere die Busse können eine sinnvolle Ergänzung sein falls eine „reguläre“ Versorgung nicht anderweitig aufrechterhalten werden kann. Wir wollen uns aber in erster Linie für den Erhalt der klassischen Apotheke einsetzen.

…zum Versandhandel als Versorgungsalternative:

FDP: Ja, er darf aber nicht unfair bevorzugt werden. Grundsätzlich eignet sich der Fernabsatz dazu, bestehende oder sich eröffnende Versorgungslücken zu schließen. Zudem ist eine Liberalisierung der Vertriebswege geeignet, den Wettbewerb bei der Wahrnehmung von Gemeinwohlverpflichtungen zu befördern. Unterlagen der EU-Kommission legen sogar nahe, dass ganz allgemein ein verbesserter Preiswettbewerb im Apothekenwesen zu Anreizen führen könnte, Niederlassungen in unterversorgten Regionen zu eröffnen, wenn dort höhere Preise erzielt werden könnten.

… zum Fachkräftemangel im Apothekenwesen:

FDP: In Deutschland gab es Ende 2015 fast 63.000 berufstätige Apotheker, die Tendenz ist also leicht steigend, was wir begrüßen. Da der weitaus größte Teil in öffentlichen Apotheken arbeitet, kann insgesamt von einer positiven Entwicklung gesprochen werden. Dennoch besteht die Gefahr eines Nachwuchsmangels. Grund hierfür ist auch, dass für selbstständige Apotheken das unternehmerische Risiko relativ groß und die Einkommensperspektiven alles andere als sicher sind. Aus unserer Sicht braucht es für junge Studienabgänger deshalb verlässliche Einkommensperspektiven. Wir können uns auch vorstellen, zusammen mit den Apothekern Modelle zu entwickeln, wie Betriebsübergaben vereinfacht und die Arzneimittelversorgung so weiter gesichert werden können.

Das sagt die Linke…

…zur sinkenden Apothekenzahl:

Linke: Es gibt momentan leider keine verlässlichen Daten, die Versorgungslücken bei Apotheken aufzeigen könnten. DIE LINKE fordert, dass diese Zahlen ebenso wie bei Ärztinnen und Ärzten erhoben werden, damit auf dieser Grundlage über politische Gegenmaßnahmen nachgedacht werden kann. Findet der Rückgang vor allem in Städten statt, wo die Versorgung in der Regel nicht gefährdet sein dürfte, oder betrifft er versorgungswichtige Apotheken in strukturschwachen Regionen? DIE LINKE steht zu einer flächendeckenden Versorgung mit Präsenzapotheken. Wo die Versorgung gefährdet ist, sollten die Apotheken gezielt unterstützt werden. Die Honorierung des Notdienstes war dafür ein guter, aber kein ausreichender Schritt. In jedem Fall sollten gerade Landapotheken nicht durch die Förderung des Versandhandels weiter geschwächt werden.

…zu den Gründen der sinkenden Apothekenzahl:

Linke: DIE LINKE will die Attraktivität der Apotheken stärken. Die Aufgaben in den Apotheken sind seit 2004 immer bürokratischer geworden. Die Regelungen, die bei der Abgabe eines Arzneimittels zu beachten sind, sind inzwischen absurd kleinteilig und widersprechen sich teilweise. Die Umsetzung der Rabattverträge hat sicher viel dazu beigetragen. Nicht selten leidet darunter die pharmazeutische Betreuung der Patientinnen und Patienten. Dass bei sinkender Apothekenzahl das Personal gestiegen ist, belegt gewachsener Aufwand in den Apotheken, auch hier wären fundierte Zahlen wünschenswert – nicht zuletzt als Grundlage für das Fix-Honorar und die Verhandlungen um den Kassenabschlag.

…zu Lösungen, um Landapotheken zu erhalten:

Die Linke: DIE LINKE hat sich immer klar für das Mehr- und Fremdbesitzverbot und für den Erhalt der Präsenzapotheke ausgesprochen. Nicht nur wegen der Arbeitsplätze, auch wegen ihrer Funktion in einem funktionierenden Sozialleben gerade im ländlichen Raum dürfen Apotheken nicht dem heute vorherrschenden wirtschaftsliberalen Dogma geopfert werden. Um die Apothekenstruktur zu erhalten, muss der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in Deutschland verboten werden. Dafür kann sich auch Niedersachsen einer entsprechenden Bundesratsinitiative anschließen.

…zur Attraktivität von Apothekengründungen auf dem Land:

Linke: DIE LINKE will den heilberuflichen Charakter des Apothekerberufs stärken. Wir haben die gesonderte Honorierung des Notdienstes begrüßt, die überproportional Landapotheken zugutekommt. Auch die zusätzlichen Vergütungskomponenten bei der Anfertigung von Rezepturen haben unsere Zustimmung gefunden. DIE LINKE fordert zudem eine regelgebundene Dynamisierung des Fixaufschlags bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln.

…zum Rx-Versandverbot:

Linke: Wir haben bereits im Jahr 2009 ein Verbot des Rx-Versandhandels im Bundestag gefordert, das leider von CDU/CSU, FDP, SPD und den Grünen abgelehnt wurde. Präsenzapotheken übernehmen wichtige Aufgaben des Gemeinwohls. Zudem halten wir das persönliche Gespräch für eine Voraussetzung einer Beratung, die auch bei den Patientinnen und Patienten ankommt. Der auf das EuGH-Urteil folgende Streit zwischen CDU/CSU und SPD sowie innerhalb der einzelnen Regierungsparteien hat nun einen verhängnisvollen Stillstand zur Folge. Im Ergebnis werden ausländische und inländische Apotheken ungleich behandelt, denn die einen dürfen Rabatte gewähren, die den anderen verboten sind – eine unhaltbare Situation, die durch die Untätigkeit der Bundesregierung und der Koalition mindestens bis 2018 Bestand haben wird. Die Umsätze von Doc-Morris sind im ersten Quartal um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Ausländische Internetapotheken haben nun die Möglichkeit, ihre Position auf dem deutschen Markt zu festigen und es wird immer schwieriger, den Rx-Versandhandel später noch unterbinden zu können. Wir werden uns auch zukünftig für ein Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln einsetzen, da dies die einzige konsequente und wirksame Reaktion auf das EuGH-Urteil darstellt.

…zu pharmazeutischen Dienstleistungen:

Linke: Auch hier können wir immer nur betonen, wir wollen die Attraktivität der Apotheken stärken und wie wir schon zur Apothekengründung auf dem Land geschrieben haben, ist es auch wichtig, den heilberuflichen Charakter des Apothekerberufs zu betonen. Wenn der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln verboten würde, käme das auch den kleinen Apotheken zugute. Nach Ansicht der LINKEN ist der Medikationsplan in der Apotheke am besten aufgehoben. Denn nur die (Haus-)Apotheke weiß über die gesamte Medikation der Patientinnen und Patienten inkl. Selbstmedikation Bescheid. DIE LINKE begrüßt neue pharmazeutische Aufgaben für Apotheken. Je nach Aufwand muss dann auch über neue Vergütungsmodelle nachgedacht werden.

…zu alternativen Versorgungsmodellen, wie etwa Apothekenbussen:

Linke: Automaten ersetzen keine Apothekerin! Zur besonderen Unterstützung von Apotheken und zur Verbesserung der Versorgungsqualität im ländlichen Raum sollte über die Honorierung des Betriebs von Rezeptsammelstellen nachgedacht werden – nicht zuletzt, damit die Belieferung mit pharmazeutischem Personal erfolgen kann und die Apotheke so ihrer Beratungsverantwortung gerecht werden kann.

…zum Versandhandel als Versorgungsalternative:

Linke: Das Gegenteil ist der Fall: Wenn Apotheken auf dem Land wegfallen, ist die Akut- und Notfallversorgung gefährdet.

… zum Fachkräftemangel im Apothekenwesen.

Linke: Ein wichtiger Faktor für die Attraktivität eines Berufs ist das Gehaltsniveau. Hier liegen alle pharmazeutischen Berufe gemessen an ihrer Qualifikation deutlich unter vergleichbaren Berufen. Apothekerinnen und Apotheker verdienen in der Industrie erheblich mehr als in der Apotheke. Hier sind die Tarifpartner gefordert, das Nachwuchsproblem in den Verhandlungen angemessen zu berücksichtigen.

Was sagt die AfD zu...

Die AfD hat auf ihre Antworten auf die Wahlprüfsteine des Landesapothekerverbandes hingewiesen. Diese finden Sie hier.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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