Apothekenschließung

Apotheke im Schwabikum: „Wir hätten die Miete auch reduziert“

Düsseldorf - 02.11.2017, 09:25 Uhr

Peter Erhardt musste seine Apotheke in München schließen. Wegen der hohen Miete, wie er sagt. Die Vermieterin ist anderer Ansicht. (Foto: picture alliance/chromorange)

Peter Erhardt musste seine Apotheke in München schließen. Wegen der hohen Miete, wie er sagt. Die Vermieterin ist anderer Ansicht. (Foto: picture alliance/chromorange)


Im Fall der geschlossenen Offizin im Münchner Neubauviertel am Olympiapark hat sich jetzt die Vermieterin aus den USA zu Wort gemeldet. Von der Schließung der Apotheke sei sie überrascht worden – gerne hätte man die Apotheke vor Ort behalten, sagt sie.

Ein „Opfer der Immobilienpreise in München“ sei man geworden, hatte Apotheker Peter Erhardt der Süddeutschen Zeitung und auch DAZ online gegenüber erklärt, warum er Ende September recht plötzlich die Apotheke im Schwabikum im Münchner Stadtteil Schwabing nahe dem Olympiapark nach zehn Jahren geschlossen hatte. Man habe lange und bis zum Schluss mit dem Vermieter über die anstehende Mieterhöhung verhandelt, die man nicht hätte tragen können, und deswegen auch niemanden vorab informieren können.

Das stimme so nicht ganz, meldete sich jetzt die Vermieterin Nicole Hildebrand aus den USA zu Wort, der die Ladeneinheit seit dem Jahr 2015 gehört. „Es gab keine großen Verhandlungen mit Herrn Erhardt“, sagt Hildebrand. Mitte August habe er ihr recht unvermittelt mitgeteilt, dass er ausziehen werde und sich an eine zuvor vereinbarte Verlängerung nicht gebunden fühle, sagt sie. Ursprünglich, sagt die Vermieterin, habe der Apotheker vor einem Jahr zur Verlängerung des Vertrages optiert.

Bei der Übergabe räumte ein Verwerter gerade die Apotheke aus

„Er hat die ortsübliche Miete gezahlt. Und auf eine Mieterhöhung haben wir damals bereits verzichtet.“ Als auf Nachfrage zur Miete vor einigen Monaten von Erhardt erwähnt worden sei, dass die Wirtschaftlichkeit der Apotheke in Frage stehe, habe man angeboten, die Miete zu reduzieren. „Aber da kam keine Reaktion. Wir haben dann mehrfach vergeblich versucht, Herrn Erhardt zu erreichen“, schildert Hildebrand.

Um eine Neuvermietung des Ladenlokals in dem Ärztehaus an eine andere Apotheke zu ermöglichen, habe man dann vom Recht Gebrauch machen wollen, die Einrichtung zu übernehmen, sagt die Vermieterin. „Aber da war die bereits seit Wochen verkauft“, sagt sie. Das habe man feststellen müssen, als beim Übergabetermin zum einen der Apotheker nicht anwesend gewesen sei und zum anderen eine Verwerter-Firma gerade damit beschäftigt gewesen sei, die Einrichtung zu demontieren, sagt Hildebrand.

Nun werde der Leerstand wohl einen enormen Mietausfall verursachen. Dazu kämen die Kosten für die Reinigung der Räume, die in einem „katastrophalen Zustand“ gewesen seien sowie noch ausstehende Mietschulden, über die man sich mit dem Apotheker nun einig werden müsse, sagt die Vermieterin.

Auch habe sie und der mit der Wiedervermietung beauftragte Makler Anrufe von Patienten bekommen, die gefragt hätten, was denn jetzt mit ihren Rezepten sei. Es habe ja gar keine Information für die Kunden gegeben und auch der Telefonanschluss der Apotheke sei bereits Wochen vorher abgeschaltet gewesen, sagt Hildebrand.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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