Porträt: Hans Rudolf Diefenbach 

Abschied von Engpass-Listen und der eigenen Apotheke

Berlin - 03.11.2017, 17:50 Uhr

Haru Diefenbach ist Apotheker und Berufspolitiker mit Leib und Seele. Nun hat er seine Apotheke verkauft. (Foto: Schelbert)

Haru Diefenbach ist Apotheker und Berufspolitiker mit Leib und Seele. Nun hat er seine Apotheke verkauft. (Foto: Schelbert)


Nur Apotheke reichte Diefenbach nie

Doch blicken wir einmal zurück – nach Frankfurt in den 1970er Jahren. Diefenbach – Jahrgang 1950 – studierte dort Pharmazie und war von 1975 bis 1980 Assistent an der Uni. Sein großer Mentor war Herbert Oelschläger, der damalige Direktor des Pharmazeutischen Instituts. „Er hat mich mehr geprägt als mein Vater, er war meine männliche Leitfigur“, sagt Diefenbach rückblickend. Bei Oelschläger hat er auch promoviert – über Chalkone als potenzielle Urikostatika.

Seine erste Apotheke übernahm Diefenbach 1981: Die Schwanen-Apotheke in Ginsheim, in der Nähe von Mainz. Fünf Jahre lang hatte er diese gepachtet. Dann setzte er mit der Rosen-Apotheke auf eine ganz eigene Apotheke – etwas anderes kam damals gar nicht in Frage. Die Zeiten waren andere, räumt Diefenbach ein. Doch sie änderten sich rasch: Die ersten Generika kamen auf, schon damals sei das Ende der Apotheke beschworen worden, erinnert sich der Pharmazeut. Eine seitdem regelmäßig wiederkehrende Klage. Doch bislang haben die Apotheken noch immer ihren Platz in der Gesellschaft behalten, mag sich auch sehr vieles gewandelt haben.

PTA-Schule, Pharmaindustrie und Werbeagentur

Allerdings: Nur Apotheke – das reichte Diefenbach nie. So unterrichtete er schon in den 1980er Jahren nebenbei auch an der PTA-Schule in Wiesbaden. Und auch in die Pharmaindustrie machte er einen Abstecher. 1991 ging er zu Engelhard in Frankfurt, wo zum Herstellungsleiter ausgebildet wurde. „Vormittags war ich bei Engelhard, mittags ging es dann in die Apotheke“, erzählt Diefenbach. Zwölf Jahre blieb er bei dem Pharmaunternehmen, baute dort mit dem verantwortlichen Betriebsleiter das Qualitätsmanagementsystem auf. Auch einen mehrjährigen Ausflug in kleine Frankfurter Werbeagentur unternahm der Pharmazeut.

Parallel stieg er in die Berufspolitik ein. 1988 startete er als Kammerdelegierter. In den 1990er Jahren arbeitete er sich in den Vorstand des Hessischen Apothekerverbands (HAV) vor. Neben dem HAV-Vorsitzenden Peter Homann war er viele Jahre lang – bis Anfang 2015 – stellvertretender Vorsitzender des Verbands.

Ärgernis Rabattverträge

Sein großes Thema fand Diefenbach in den Rabattverträgen, die Apotheker seit 2007 verpflichtend umsetzen müssen, sowie etwas später in den Lieferengpässen bei Arzneimitteln. Er sah hier von Anfang an einen Zusammenhang und prangerte ab dem Jahr 2012 die Missstände in regelmäßigen Abständen an. Als im Herbst 2013 immer wieder Schilddrüsenpräparate fehlen, nehmen auch Diefenbachs Mahnungen zu. Er wird von Journalisten angesprochen, kommt immer wieder in TV-Berichten zu Wort. Anfang 2014 rief er dann zum ersten Mal seine Kollegen auf, ihm Listen mit defekten Arzneimitteln zu schicken, um eine Aufstellung zu machen, welches die besonders kritischen Präparate sind. Ein Appell, den er in der Folge mehrmals auf eigene Faust wiederholte. Unterstützung seitens der ABDA bekam er dabei nie. Im Frühjahr 2014 wird auch das Bundesgesundheitsministerium auf den umtriebigen Pharmazeuten aufmerksam und lädt ihn zum Austausch über das Problem der Engpässe nach Berlin. Damals keimt auch die Idee, das Thema in den geplanten Pharmadialog einzubringen.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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1 Kommentar

Atschö...

von Bernd Jas am 05.11.2017 um 8:50 Uhr

...und Chapeau aus dem Rheinland lieber Kollege!

Wenn die Oldtimer mal wieder zu viele Ersatzteile benötigen und Sie sich mit ölverschmierten Fingern die Haare raufen, versuchen Sie es doch mal mit der Zukunft.
Es gibt da aus Amiland Elektrofahrzeuge die Ihnen ein neues und unvergessliches Abenteurer böten.

Und noch einen Vorschlag bzgl. der Defektlisten; die könnten wir ja in Zukunft an die Patientenbeauftragten der Jamaikaner schicken.

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