Ciprofloaxcin, Levofloxacin, Moxifloxacin

Alternative Antibiotika zu Fluorchinolonen bei Harnwegsinfektionen

Stuttgart - 10.11.2017, 07:00 Uhr

Quälend und schmerzhaft: Harnwegsinfektionen. Welche Antibiotika sind Mittel der Wahl? (Foto: anetlanda / stock.adobe.com)

Quälend und schmerzhaft: Harnwegsinfektionen. Welche Antibiotika sind Mittel der Wahl? (Foto: anetlanda / stock.adobe.com)


Männer sind immer kompliziert ...

... zumindest bei Harnwegsinfektionen. Dafür leiden sie deutlich seltener darunter als Frauen. Ihre Vorteile ziehen die Männer durch ihre Anatomie. Bei Männern ist die Harnöhrenöffnung weiter vom Erregerreservoir des Anus entfernt und hat ein trockenes Umfeld. Zusätzlich ist die männliche Harnröhre länger, was es den Erregern erschwert, zu aszendieren. Und: Das Prostatasekret ist antibakteriell. Nur in seltenen Fällen  –  bei jüngeren Männern, die keine weiteren Begleiterkrankungen haben  – , kann auch mal ein unkompliziertes Exemplar vorliegen.

Die Empfehlungen der Therapie einer komplizierten Harnwegsinfektion müssen klar von der unkomplizierten Form abgegrenzt werden. Hier haben Fluorchinolone durchaus eine enormen Stellenwert und eine berechtigte Daseinsberechtigung. Somit brauchen Apotheker Verordnungen für Männer über Ciprofloxacin nicht kritisch hinterfragen, auch bei Frauen mit komplizierten Verlaufsformen oder einer Pyelonephritis sind Fluorchinolone neben Aminopenicillinen mit Betalaktamaseinhibitoren und Cephalosporinen die Mittel der Wahl.

Phytopharmaka bei Harnwegsinfekten

Die Spontanheilungsrate ist bei Harnwegsinfekten hoch; rund 30 bis 50 Prozent der Patienten sind bereits nach einer Woche beschwerdefrei, auch wenn sie keine antibiotische Therapie erhalten. Allerdings verkürzen Antibiotika die Infektion, die Symptome klingen signifikant rascher ab, 80 Prozent sind hier nach einer Woche frei von Beschwerden. Rein symptomatisch erfolgt die Therapie mit Ibuprofen. Auch hier liegt die Erfolgsrate mit 70 Prozent durchaus in vorzeigbaren Bereichen.

Zu alternativen Arzneimittel – Phytotherapeutika, Homöopathika, Tees – oder Empfehlung unterstützender Maßnahmen äußern sich die Experten der Leitlinie nur im Kontext mit rezidivierenden Harnwegsinfektionen der Frau. Hier könne maximal ein Monat mit Bärentraubenblätterextrakten behandelt werden beziehungsweise pflanzliche Arzneimittel mit Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel erwogen werden.

Allerdings: Der Wunsch nach pflanzlicher Unterstützung bei akuten Harnwegsinfekten ist bei Patienten in der Selbstmedikation groß. Die Evidenz fehlt für Tees mit Birkenblättern, Hauhechelwurzel oder Brennesselkraut oder sonstige aquaretische Drogen. Dennoch können Apotheker auf diese unterstützenden Maßnahmen hinweisen. 



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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