Regionale Verteilung von Ärzten

Für mehr Geld alleine geht kein Arzt aufs Land

Remagen - 10.11.2017, 09:25 Uhr

Viele Gemeinden suchen verzweifelt Ärzte. (Foto: picture alliance / Sven Simon)

Viele Gemeinden suchen verzweifelt Ärzte. (Foto: picture alliance / Sven Simon)


Auf der Wunschliste: Gute Infrastruktur, Work-Life-Balance und Teamarbeit

Das WIP-Papier analysiert auch die Faktoren, die für die Niederlassungsentscheidung der Ärzte eine Rolle spielen. Hier rangiert die regionale Infrastruktur recht weit oben. Dazu zählen auch gute Job-, Bildungs-, Kultur- und Betreuungsangebote für die Familie. Hinzu kommt die Work-Life-Balance, die gerade für die jüngeren Ärztegenerationen immer wichtiger wird, ebenso wie der Austausch mit Kollegen und teambasiertes Arbeiten. Aus diesem Grund wollen jüngere Mediziner häufiger in einer Gruppenpraxis bzw. Angestelltenverhältnis und in Teilzeit arbeiten. Dies hat sich aus Umfragen bei Ärztinnen ergeben, soll aber auch bei den männlichen Kollegen immer mehr Anklang finden. Entsprechende Praxisformen finden sich jedoch eher in Städten als auf dem Land. 

Ausweg über Landarztquoten und mobile Praxen?

Die Erhebung beleuchtet abschließend die verschiedenen Maßnahmen, die die Länder ergriffen haben und ergreifen, um zukünftige Ärzte gezielt für eine Tätigkeit in ländlichen Regionen anzuwerben. Eine Möglichkeit sind Anreize über die Zulassung zum Medizinstudium, etwa über einen schnelleren Zugang bzw. Stipendien für Studenten, die sich verpflichten, nach dem Abschluss eine Zeit lang in unterversorgten Gebieten zu arbeiten. In Deutschland planen die Bundesländer Bayern und Niedersachsen so genannte Landarztquoten zu vergeben. Außerdem könnten entlegene und dünn besiedelte Regionen stärker über telemedizinische Behandlungen versorgt werden, wie es bereits in Skandinavien, Kanada, Australien praktiziert wird. Andere Ideen umfassen Gesundheitszentren mit Filialpraxen, mobile Praxis-Busse, die mit Medizintechnik ausgestattet sind, oder auch eine stärkere Arbeitsteilung mit anderen Berufen, wie zum Beispiel eine stärkere Beteiligung von Apothekern, die sich um Chroniker kümmern.  

Vieles erprobt, ohne großen Erfolg

Das alles hört sich ganz gut an, aber Arentz dämpft allzu hohe Erwartungen: Viele der genannten Maßnahmen sind bereits seit einiger Zeit in unterschiedlicher Intensität in verschiedenen Ländern erprobt wurden, ohne dass sie ungleiche Verteilung von Ärzten beheben konnten. Und noch etwas hat die internationale Untersuchung ganz klar gezeigt: Finanzielle Anreize reichen nicht aus, um die Nachteile der ländlichen Regionen auszugleichen. Sprich: Allein mit mehr Geld lassen sich die Ärzte nicht aufs Land locken



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.