Regionale Verteilung von Ärzten

Für mehr Geld alleine geht kein Arzt aufs Land

Remagen - 10.11.2017, 09:25 Uhr

Viele Gemeinden suchen verzweifelt Ärzte. (Foto: picture alliance / Sven Simon)

Viele Gemeinden suchen verzweifelt Ärzte. (Foto: picture alliance / Sven Simon)


Deutsche gehen 10 Mal im Jahr zum Arzt

Die Ärztedichte an sich sagt aber noch nichts über etwaige Versorgungsengpässe aus, denn hierfür muss außerdem der jeweilige Bedarf bzw. die Nachfrage berücksichtigt werden, betont die WIP-Autorin. Sie verweist hierzu auf OECD-Daten, wonach Deutschland eine vergleichsweise hohe Kontaktfrequenz bei den Arztbesuchen hat (10 pro Kopf und Jahr, Österreich: 6,6, Schweiz: 3,9). Länder wie Dänemark, UK oder Schweden verzeichnen demgegenüber deutlich weniger Arztkontakte und auch eine geringere Arztdichte. Des Weiteren ist der Zugang zur Versorgung hierbei noch nicht berücksichtigt. Auch eine stärkere Zentrenbildung in bestimmten ländlichen Gebieten muss für Arentz nicht unbedingt zum Nachteil der Patienten sein, denn die Konzentration der Leistungsangebote könnte eine koordiniertere und qualitativ hochwertigere Versorgung bewirken, so ihre Annahme.

Alternde Bevölkerung und alte Ärzte

Ungeachtet dessen wird nach der Studie in Zukunft aus zwei Gründen trotzdem mit regionalen Engpässen zu rechnen sein. Einer davon ist die Alterung der Bevölkerung, die in ländlichen Regionen wegen der Abwanderung der Jungen ausgeprägter ist als in der Stadt. Unter den betrachteten Ländern hat Deutschland zusammen mit Italien und Japan die älteste Bevölkerung.

Gleichzeitig nimmt die Zahl der Gesundheitsversorger ab. Im Zeitraum von 2005-2015 ist der Anteil der Allgemeinärzte in fast allen betrachteten Ländern gesunken. Den höchsten Anteil von Ärzten über 55 Jahren weist Italien mit 53 % auf, gefolgt von Deutschland (44 %) und Frankreich (43 %). Gerade diese Länder müssten in naher Zukunft in großem Umfang ärztlichem Nachwuchs gewinnen, mahnt Arentz.

Obwohl es in Deutschland seit Anfang der 1990er Jahre eine explizite Bedarfsplanung für die Vertragsärzte der GKV gibt, gilt die Verteilung der Ärzte als problematisch. Dabei kann es laut der WIP-Analyse nach Studien selbst in rein rechnerisch überversorgten Gebieten zu Unterversorgung kommen. Anders herum kann auch in strukturschwachen Gebieten noch ein relativ guter Zugang zur Versorgung gewährleistet sein.   



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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