Zyto-Skandal

Lauterbach: Zytos nur noch in Klinikapotheken herstellen

Berlin - 13.11.2017, 15:30 Uhr

Niedergelassener Bereich nicht geeignet: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach meint, dass Zytostatika künftig nur noch in Krankenhausapotheken hergestellt werden sollten. (Foto: Sket)

Niedergelassener Bereich nicht geeignet: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach meint, dass Zytostatika künftig nur noch in Krankenhausapotheken hergestellt werden sollten. (Foto: Sket)


Vogler: Wie steht es um die Aufsichtspflichten?

Den speziellen Fall in Bottrop nannte Lauterbach trotzdem „einmalig“, er beklagte aber, dass die Politik über den Zyto-Markt grundsätzlich zu wenig wisse. Heftig kritisierte Lauterbach auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). „Es wäre aus meiner Sicht Pflicht des Landesgesundheitsministers, die Menschen darüber zu informieren, dass sie betroffen sein könnten. Viele Patienten wissen nicht, ob sie betroffen sind, weil sie nicht wissen, wer ihre Chemotherapie zubereitet hat.“

Das Argument, nach dem solche Informationen aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht weitergegeben werden könnten, will Lauterbach nicht gelten lassen. Schließlich gehe es darum, auch heute noch gefährdeten Patienten zu helfen. „Die Patienten hätten längst informiert werden müssen. Es geht ja auch nicht nur darum, herauszufinden, wer schuld ist. Mir geht es darum, jetzt auch noch Patienten zu helfen, etwa mit einer nachträglichen Behandlung.“

Auch die Gesundheitsexpertin der Linken, Kathrin Vogler, meldete sich anlässlich des Prozessauftaktes zu Wort. Vogler sieht ebenfalls politischen Handlungsbedarf: „Die Vorgänge in Bottrop als Einzelfall abzutun, würde der Sache nicht gerecht. Neben der gerichtlichen Aufklärung muss auch politisch gefragt werden: Wie konnte jemand über einen längeren Zeitraum ungeschoren betrügen? Wie werden künftig Empfängerinnen und Empfänger von Rezepturen informiert, wenn Unregelmäßigkeiten bekannt geworden sind? Erfüllen die Länder bzw. in NRW die Kommunen und die Apothekerkammern die Aufsichtspflichten, die Ihnen übertragen worden? Warum überprüft eigentlich niemand, ob die Menge an eingekauften und abgegebenen Arzneistoffe überhaupt zueinander passen?“

Um diese Missstände zu beheben, fordert Vogler grundlegende Neuregelungen in der Struktur der Selbstverwaltung: „Eine Neustrukturierung der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen steht ganz sicher auf der To-do-Liste der kommenden Bundesregierung. Zudem wird deutlich, dass wir dringend einen wirksamen Schutz für Whistleblower brauchen. Ich freue mich, dass die Mitarbeiterin und der Mitarbeiter, die den Skandal ans Licht brachten, mit dem Whistleblowerpreis der IALANA ausgezeichnet werden.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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5 Kommentare

Und wieder Herr Lauterbach

von Sven Larisch am 25.06.2018 um 8:44 Uhr

Anstatt sich wieder mal politisch zu profilieren und Opposition zu spielen (als ob er es in der Regierung besser machen würde), sollte er einfach mal den Mund halten.
Jetzt sind die Betroffenen wichtig und die Frage wie jemand so etwas machen konnte.
Mich widert so ein Verhalten unglaublich an und ich wäre , wie die meisten Kollegen niemals auch nur auf den Gedanken gekommen so etwas zu machen. Solcher Schmu geht einfach gegen die Berufsehre, gegen die Menschlichkeit und gegen den Willen Menschen zu helfen.
Wir müssen, wie Ärzte und Krankenhäuser und alle anderen auch, mit unserem erlernten Beruf Geld verdienen.
Doch wie überall diskreditieren schwarze Schaffe den ganzen Berufsstand. Was nutzt es da sich den Allerwertesten aufzureissen, wenn man doch der geldgierige, überteuerte Apotheker ist, der ja nur in seine eigene Tasche wirtschaftet. Der Schaden durch solche Fälle ist für Apotheker enorm und gibt Personen wie Herrn Lauterbach Auftrieb, von denen man sonst keine Leistungen sieht und hört , ausser zu solchen gelegneheiten.

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Schätzchen Lauterbach

von Dr.Diefenbach am 13.11.2017 um 21:30 Uhr

Der kluge Professor hat doch sicher auch eine Meinung zu Kliniken,die in kommunaler Hand sind und zu solchen,die absolut gewinnorientiert arbeiten,da als AG geführt?!Wie passt seine Einlassung zu der in der SPD ja auch vorhandenen Meinung,dass Versender sein müssen,weil diese ja für Spezialrezepturen "unverzichtbar"sind.DAS deckt sich nun gar nicht mit seiner oben getätigten Aussage.Und zu dieser Apotheker-Figur aus Bottrop:Der schadet uns allen derart,die Type schaffte es in jede Hauptnachrichtensendung,und leider werden wieder falsche Thesen verbreitet,so die,dass "Apotheken nur alle drei bis vier Jahre "überprüft würden.Hier in Hessen sieht das anders aus (2 Jahre)-draußen entsteht nun wieder der Eindruck,in Apotheken würde verwerflich gearbeitet usw.Mir würde da sehr helfen,wenn zeitnah(!) ein paar ABDA Worte zu den Behauptungen ebenfalls öffentlich würden.Nicht zu dem Verfahren,aber zur sauberen (!)Arbeit in öffentlichen Apotheken.Denn es ist nun mal so,dass das Verhalten des Mischers von Bottrop in den Köpfen Depotwirkung entfachen kann.Leider.

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AW: Kliniken

von Holger am 14.11.2017 um 9:03 Uhr

Auch bei Krankenhaus-AGs bleibt es bei der Tatsache, dass der Apothekenleiter Angestellter ist und somit "Überschüsse" nicht in die eigene Tasche stecken kann.
Der Fall Bottrop ist sicher ein sehr seltener und herausragender. Dennoch sehe ich ihn als Indikator dafür, dass um so mehr Schmeißfliegen den Haufen umkreisen, je größer der ist. Neben einer Fliegenklatsche wäre also die Überlegung, wie der Haufen uninteressanter werden könnte, eine gewichtige!

Die Arbeit der allerallermeisten Apotheken ist sicher ehrenwert, anständig und hochwertvoll. Nur leider würde es für die öffentliche Wahrnehmung wohl wenig nützen, wenn dies jetzt aus unserer Mitte kommuniziert würde. Die ABDA kann wohl sinnvollerweise im Moment nichts besseres tun, als den Fall so weit wie möglich ruhen zu lassen und als Einzelfall abzuqualifizieren.

Zyto

von Michael Zeimke am 13.11.2017 um 16:24 Uhr

Ich empfehle Doc Morris. Wegen Spargel und absoluter
Zuverlässigkeit.

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AW: Zyto

von Anita Peter am 13.11.2017 um 17:30 Uhr

Genau. Und wegen dem Fall Linus Förster muss die SPD unbedingt strenger kontrolliert werden!

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