Welt-Antibiotikatag 2017

Breitspektrum-Wissenslücken bei Antibiotika

Stuttgart - 17.11.2017, 17:00 Uhr

Was Antibiotika betrifft, gibt es in der Bevölkerung große Wissenslücken, ergab eine Umfrage des BAH. (Foto: dpa)

Was Antibiotika betrifft, gibt es in der Bevölkerung große Wissenslücken, ergab eine Umfrage des BAH. (Foto: dpa)


Selbstmedikation mit Antibiotika

Nun könnte man der Breitspektrum-Wissenslücke zu Antibiotika entschuldigend entgegenhalten: Vielleicht hat das Gros der Bevölkerung respektive der repräsentativ Befragten einfach noch nie eine Antibiose benötigt und weiß deshalb nicht über deren Einsatzgebiete Bescheid. Dem ist jedoch nicht so: 84 Prozent der Umfrageteilnehmer (843 Bundesbürger von 1000) bestätigen, bereits Antibiotika eingenommen zu haben – nur wusste wohl nicht jeder auch automatisch, wogegen das Arzneimittel überhaupt wirkt.

Dieses Unwissen hat allerdings diese Erkrankten offenbar aber auch nicht davon abgehalten, sich nach Eigendiagnose auch schon mal Antibiotika ohne ärztliche Verordnung einzuwerfen. „Ich habe mal Antibiotika eingenommen, ohne dass diese vom Arzt verschrieben wurden.“ Diese Aussage unterschreiben zehn Prozent, also 84 der 843 Antibiotika-Einnehmer. Antibiotika-haltige Arzneimittel unterliegen in Deutschland der Verschreibungspflicht. Aus welchem Antibiotikapool die Bundesbürger sich versorgten, bleibt spekulativ – seien es Restbestände und übriggebliebene Tabletten früherer Antibiosen oder Mitbringsel aus Urlaubsländern, in denen Antibiotika freiverkäuflich sind.

Quelle: Deutscher Gesundheitsmonitor des BAH / Durchführung: The Nielsen Company

Deutsche horten Antibiotika

Und dass die Hausapotheke oder die unergründlichen Tiefen des Badschrankes so manchen antibiotischen Schatz bergen, zeigt die Frage des BAH zum Vorrat zu Hause: Ein Viertel der Deutschen hortet Antibiotika. In der Tat kommen Experten zunehmend zu dem Schluss, dass die Aussage „Bei Antibiotika immer die Packung zu Ende nehmen“ nicht in jedem Fall angebracht ist. Allerdings sollte die Information zur begrenzten Therapiedauer seitens des Arztes oder des Apothekers nicht dazu verleiten, im häuslichen Arzneimittelschrank eine bunte Antibiotika-Sammlung anzulegen. Bei derart manifesten Wissenslücken zu absoluten Antibiotikabasics wissen die meisten Patienten – das zeigt die Apothekenpraxis – nicht, dass nicht jedes Antibiotikum automatisch gleich ein Penicillin ist. Dass es gar verschiedene Penicilline gibt, von Cephalosporinen, Fluorchinolonen, Makroliden ganz zu schweigen. Zudem hält sich hartnäckig der Irrglaube, dass man Antibiotika grundsätzlich nie in Kombination mit Milch nehmen darf – und zwar alle. Und hier munter angebrochene Antibiotikapackungen beim nächsten Infekt in Eigentherapie einzunehmen, ist in der Tat unverantwortlich. Die Empfehlung der Apotheke sollte also künftig darauf abzielen, nicht die Packung bis zum Ende zu nehmen, sondern übrige Tabletten zu entsorgen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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