Lungenentzündung

Impfstoffe statt Antibiotika

Remagen - 24.11.2017, 12:15 Uhr

(Foto: Richard Villalon / stock.adobe.com)

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B-Zellen nehmen Schlüsselrolle ein

Für ihre Experimente kultivierten die Wissenschaftler die Bakterien mit einem Fluoreszenzstoff und konnten die Erreger in der Lunge und den oberen Atemwegen auf diese Weise während der Infektion erstmals visuell verfolgen.

Sie stellten fest, dass die B-Zellen essentiell für die Heilung sind, denn die von ihnen produzierten Antikörper eliminieren die Mykoplasmen in der Lunge. Die Forscher fanden eine deutliche Zunahme und Aktivierung von B-Zellen in den lokalen Lymphknoten und mehr IgM- und IgG-Antikörper in der Lunge. Dadurch werden die Erreger innerhalb von Wochen zerstört. Im Gegensatz dazu fanden sie in den oberen Atemwegen IgA-Antikörper. Die B-zellen wurden nicht aktiviert, wodurch der Erreger in dieser Umgebung überleben konnte. Die bakterielle Besiedlung blieb im Nasen-Rachen-Raum wochenlang bestehen.

Experimente mit Mäusen ohne B-Zellen lieferten letztlich den Beweis, dass die in die Mäuse transferierten Antikörper die Bakterien in der Lunge effektiv zerstörten, den Erreger in den oberen Atemwegen aber nicht eliminieren konnten.

Grundstein für die Entwicklung von Impfstoffen

Die Ergebnisse bestätigen nach Meinung der Wissenschaftler klinische Beobachtungen bei Kindern, deren obere Atemwege im Anschluss an eine Infektion mit Mykoplasmen trotzdem besiedelt blieben. „Dies sind die ersten Daten, die beweisen, dass die durch Antikörper vermittelte Immunantwort bei Lungeninfektionen mit Mykoplasmen essentiell ist“, erklärt der Infektiologe Patrick Meyer Sauteur.

Die Resultate könnten helfen, spezifische Impfstoffe zu entwickeln, die das Immunsystem auf die Abwehr vorbereiten und eine Infektion verhindern würden, meint er, und bezeichnet sie deshalb als Grundstein für die Entwicklung von Impfstoffen gegen Mykoplasmen. Dies sei besonders wichtig in einer Zeit, in der es aufgrund der starken Zunahme von Resistenzen in gewissen Weltregionen für Kleinkinder oft keine geeigneten Antibiotika gegen Mykoplasmen mehr gebe, betont Meyer Sauteur.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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