- DAZ.online
- News
- Politik
- „Wir und die Grünen ...
Interview Christine Aschenberg-Dugnus (FDP)
„Wir und die Grünen wollten Präsenz- und Versandapotheken erhalten“
„Ein solches Verbot kann es mit einer liberalen Partei nicht geben“
DAZ.online:
Inwiefern wurde das Thema denn diskutiert?
Aschenberg-Dugnus:
Jeder hat seine Forderungen aufgestellt, wobei schnell klar wurde, dass wir und
die Grünen eine
flächendeckende Arzneimittelversorgung mit Präsenzapotheken und in- und
ausländischem Versandhandel realisieren wollten. Die Union
beharrte aber auf dem Rx-Versandverbot. Als möglicher Kompromiss wurden noch
kurz über einen Boni-Deckel diskutiert, aber auch dort gab es keine Einigung.
DAZ.online:
Welche Position haben Sie denn vertreten?
Aschenberg-Dugnus:
Ein solches Verbot kann es mit einer liberalen Partei nicht geben. Unsere
Gesundheitspolitiker waren alle der Meinung, dass ein Verbot zu weit geht, es
wäre ein zu großer Eingriff in den Markt gewesen. Wir können uns aber gezielte
Förderungsmaßnahmen für Präsenzapotheken in bestimmten Bereichen vorstellen.
DAZ.online: An
einer anderen Stelle des Sondierungspapiers hieß es aber, dass eine mögliche
Jamaika-Koalition die Freien Berufe unterstützt hätte. Das klang nach FDP. Aber
wie passt das zusammen: Den Apothekern einen Teil ihres Marktes wegnehmen und
gleichzeitig die Freien Berufe unterstützen?
Aschenberg-Dugnus:
Ich glaube nicht daran, dass der Versandhandel eine Bestandsgefahr für die
Apotheken darstellt. Ihr Marktanteil liegt bei zwei Prozent. Mein Credo ist,
dass wir die Freien Berufe, also auch die Apotheker stärken müssen, und zwar
ganz gezielt die Apotheken in ländlichen, strukturschwachen Gebieten und sozial
benachteiligten Regionen, die für die Versorgung wichtig sind.
Aschenberg-Dugnus: Strukturfonds à la BVDVA
DAZ.online: Wie
könnte das passieren?
Aschenberg-Dugnus:
Ich könnte mir einen Strukturfonds sehr gut vorstellen. Die Apotheker erhalten
von den Kassen eine weitere, zusätzliche Pauschale von 16 Cent pro Packung.
Diese führen sie an einen Fonds ab, der wiederum nur an Apotheken auf dem Land
ausgeschüttet wird. Das wäre gezielte Politik, die tatsächlich für eine
flächendeckende Versorgung sorgt, ein Verbot wäre Placebo-Politik, weil ein
Versandhandelsverbot ohnehin keinen rechtlichen Bestand hätte und es den
Apotheken daher langfristig nichts bringt.
DAZ.online: Wie
soll es denn mit diesem Thema weitergehen? Immerhin befindet sich der Markt seit Oktober 2016 in der Schwebe. Was
wird die FDP tun, um die Situation aufzulösen?
Aschenberg-Dugnus:
Derzeit ist die Situation schwierig – ohne Regierung, ohne Ausschüsse. Wir als
FDP bleiben aber jederzeit gesprächsbereit und wollen gemeinsam mit den
Apothekern eine faire Lösung für eine flächendeckende Versorgung mit
Arzneimitteln finden. Nur über das Rx-Versandverbot,
darüber brauchen wir gar nicht erst zu sprechen.
DAZ.online:
Kurz nach dem Jamaika-Aus signalisierten Sie, dass Sie eine
Minderheitsregierung der Union
bevorzugen würden. Warum?
Aschenberg-Dugnus:
Bevor es Neuwahlen gibt, will ich lieber wie in Skandinavien diese Lösung
versuchen. Es wäre doch auch für die Bürgerinnen und Bürger gut, wenn sie sehen
würden, dass wir um jede Mehrheit, also Tolerierung, im Parlament kämpfen und
diskutieren müssten. Die Debatten werden lebendiger, es wird viel mehr über
Inhalte gesprochen. Aus meiner Sicht könnte man so sogar mehr umsetzen, als in
einer Koalition, in der niemand dem anderen über den Weg traut.
4 Kommentare
nein
von Karl Friedrich Müller am 27.11.2017 um 18:33 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Politiker müssen VORdenken
von Hubert Kaps am 27.11.2017 um 17:49 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
soso
von Mathias Mallach am 27.11.2017 um 17:23 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
UNGLAUBLICH! Was erlauben FDP?
von Uwe Hansmann am 27.11.2017 um 16:59 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.