- DAZ.online
- News
- Politik
- „Mit AOK-Verträgen hä...
Interview Sabine Richard (AOK-BV)
„Mit AOK-Verträgen hätte der Zyto-Apotheker keine Chance gehabt“
Richard: Bei uns hätte der Apotheker nicht in andere Regionen liefern dürfen
DAZ.online: Das müssen Sie genauer erklären…
Richard: Wir hatten in unserer Ausschreibung beispielsweise die Bedingung, dass eine Adhoc-Belieferung innerhalb von 45 Minuten nach Abruf durch die Praxis möglich sein muss. Der Bottroper Zyto-Apotheker lieferte unter anderem nach Sachsen und Niedersachsen. Dort hätte er niemals einen Vertrag von uns bekommen.
DAZ.online: Ist es denn flächendeckend so, dass die Zyto-Apotheker über die Landesgrenzen hinweg versorgen?
Richard: In der Vorbereitung unserer Ausschreibungen haben wir z.B. damals schon festgestellt, dass Praxen im Rheinland teilweise aus Hamburg beliefert wurden. Das ist kein Einzelfall. Das wollte im letzten Jahr aber keiner hören. Und genau deswegen waren wir auch so verärgert darüber, dass uns im Gesetzgebungsverfahren von Ärzten und Apothekern immer wieder vorgeworfen wurde, dass wir die Versorgung vor Ort zerstören mit unseren Verträgen. Das Gegenteil war der Fall: Wir haben die Versorgung näher an den Behandlungsort der Patienten geholt.
DAZ.online: Meinen Sie denn, die AOK wäre dem Bottroper Zyto-Apotheker auf die Schliche gekommen?
Richard: Wir können nicht die Verfolgung von Straftätern übernehmen. Allerdings hätten wir viel mehr Transparenz in den Markt bringen können. Die Apotheker mussten uns beispielsweise deutlich machen, woher sie ihre Arzneimittel beziehen und wo hergestellt wird. Letztlich zeigt der Fall aber auch, dass die Zyto-Apotheker zu wenig überprüft werden, die Aufsichtsbehörden hätten da mehr tun müssen. Im aktuellen System haben wir aber überhaupt keinen Einfluss mehr auf die Apotheken- und Versorgungsstruktur.
DAZ.online: Wieso auch sollte eine Krankenkasse Einfluss auf die Apothekenstruktur ausüben können?
Richard: Wir wollen ja keinen Einfluss à la Bedarfsplanung. Im Unterschied zur Bedarfsplanung hätte der Marktwettbewerb mit unseren Verträgen weiterhin bestanden. Uns war es nur wichtig, eine Transparenz darüber zu haben, wo hergestellt wird und wer an wen liefert. Und wir wollen die Möglichkeit haben, einzelne Anbieter aus der Patientenversorgung auszuschließen, wenn sie gegen Vorgaben verstoßen.
DAZ.online: In der Politik wird jetzt auch die Forderung laut, dass Zytostatika nur noch in Klinikapotheken hergestellt werden sollen. Würden Sie das begrüßen?
Richard: Es wäre schön, wenn nun endlich mal über die intransparenten und verschachtelten Lieferstrukturen gesprochen würde. Für eine Zentralisierung würde natürlich sprechen, dass man zentralisierte Standorte besser prüfen könnte. Trotzdem ist die Monopolisierung bei den Krankenhäusern aus mehreren Gründen aber nur schwer vorstellbar. Dies betrifft nämlich auch die Frage, ob die ganze Onkologie nicht weiter zentralisiert werden sollte. Hierfür gibt es gute Argumente, z.B. die bessere Behandlungsqualität. Da muss die Politik aber bei den Ärzten anfangen. Die Apothekenversorgung ist erst der zweite Schritt. Zweitens: Ortsnähe zu den Behandlern war ein wesentlicher Grund für die Abschaffung der wettbewerblichen Ausschreibungen. Soll das nun keine Rolle mehr spielen? Drittens lassen sich viele Kliniken schon heute aus öffentlichen Apotheken oder Herstellbetrieben beliefern, der Markt ist auch hier intransparent und verschachtelt und auch für die Krankenhäuser außerordentlich lukrativ. In einem monopolisierten Markt haben wir gar keine Hoffnung mehr, dass die Beitragszahler an den außerordentlichen Margen beteiligt werden. Dies geht nur im Wettbewerb.
2 Kommentare
Behauptung und Wahrheit
von Markus M. am 30.11.2017 um 12:08 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
schlechtes Interview...
von Michael Weigand am 30.11.2017 um 9:41 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.