Brief ans BMWi

Honorar-Gutachten: Grüne machen Druck auf Zypries

Berlin - 04.12.2017, 11:25 Uhr

Die Grünen-Gesundheitsexpertin Kordula Schulz-Asche bittet um unverzügliche Veröffentlichung des Honorar-Gutachtens. (Foto: Grüne)

Die Grünen-Gesundheitsexpertin Kordula Schulz-Asche bittet um unverzügliche Veröffentlichung des Honorar-Gutachtens. (Foto: Grüne)


Auch in der Politik wächst die Ungeduld bezüglich des Honorar-Gutachtens. Die Arzneimittelexpertin der Grünen, Kordula Schulz-Asche, fordert in einem Brief an Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD), dass das Papier schnellstmöglich veröffentlicht werden soll. Der derzeitige Zustand mit immer wieder auftauchenden Leaks sei unhaltbar.

Was genau steht in dem Gutachten zum Apothekenhonorar, das das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) bei einer Agentur in Auftrag gegeben hatte? Wann wird das Papier veröffentlicht? Und welche Konsequenzen zieht die geschäftsführende Bundesregierung aus den darin enthaltenen Zahlen? Fragen, auf die die ganze Apothekenbranche gerne eine Antwort hätte. Die beteiligten Ministerien für Wirtschaft, Finanzen und Gesundheit halten das Papier aber weiterhin zurück.

Schon vor einigen Wochen hatte sich die SPD-Apothekenexpertin Sabine Dittmar beschwert. Dittmar hatte das von ihrer Parteikollegin Brigitte Zypries geschäftsführend geleitete BMWi heftig dafür kritisiert, dass man den Veröffentlichungstermin immer weiter nach hinten verschiebt. Aus Sicht der SPD-Politikerin enthalte das Papier Antworten auf viele offene Fragen im Apothekenmarkt. Dieser Meinung ist auch die Grünen-Gesundheitspolitikerin Kordula Schulz-Asche. In einem Brief an Zypries bittet Schulz-Asche nun um die Veröffentlichung der Studie.

Wörtlich heißt es in dem Schreiben: „Damit Apothekerinnen und Apotheker, Patientinnen und Patienten, deren Interessenvertretungen, die weitere Zivilgesellschaft und nicht zuletzt das Parlament sich fundiert mit der Frage der Honorargestaltung auseinandersetzen können, ist die Veröffentlichung des Gutachtens unabdingbar.“ Die Grünen-Politikerin will nun bald eine Lösung haben, da der Status Quo aus ihrer Sicht unbefriedigend ist: „Der jetzige Zustand, dass lediglich einzelne Informationen und diese auch nur gerüchteweise an die Öffentlichkeit gelangen, ist für alle Beteiligten unhaltbar. Nachdem die für Herbst dieses Jahres geplante Veröffentlichung ergebnislos verstrichen ist, bitte ich Sie nun, eine zeitnahe Veröffentlichung zu erwirken und uns einen Zeithorizont für diese Veröffentlichung zu nennen.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

Grüne Diversität?

von Reinhard Rodiger am 06.12.2017 um 17:25 Uhr

Einst standen Grüne für Diversität. Dies gilt offenkundig nicht für menschenbezogene Dienstleistungen.Apotheken sind kieznah strukturbildende Anlaufstellen für viele Probleme.Bei deren Lösung gelten noch ideelle Ziele.Soll das vorbei sein?Totale Ökonomisierung wird einen Preis haben: Verbraucher verlieren Vertrauen,die Preise steigen,die Diversität verschwindet.
Die angestrebte Ausdünnung hat soziale Auswirkung, deren Folgen rechtzeitig bedacht werden sollten.DAS ist politische Kernaufgabe.

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Macht ist geil !

von Ratatosk am 05.12.2017 um 9:21 Uhr

Gibt es für ideologiegesteuerte Politiker/innen etwas schöneres als Gott spielen zu können ? ( außer Knete natürlich).
Eine Kommission die entscheidet wer als Apotheke lebt oder stirbt ! , da werden Träume war.
Leider wird das für die Patienten und die Apotheken nicht gut ausgehen.
Flächendeckende Versorgung, entscheidend, aber für die Politik und angegliederte Nasen wie Monopolkommission, haben die eigentlich schon von den US Giganten von der Verschreibung über Versicherung bis zu Abgabe gehört ?, sollte man ihnen mal sagen ! , daß so ein Monopol ausschauen wird, bis zu den unvermeidlichen Professores mit Staatsbezügen, nicht entscheidungsrelevant.

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Grüne, was geht?

von Wolfgang Müller am 04.12.2017 um 16:36 Uhr

Ich weiß nicht, wie es den Anderen hier geht. Bei mir jedenfalls haben die Grünen in den Jamaika-Verhandlungen wieder gewaltig an Boden gut gemacht.

Vorher eher unwählbar, mit Schmerzen, und nicht nur "als Apotheker". Jetzt: Wäre schön, sie/Sie beim nächsten Mal wieder in Erwägung ziehen zu können!

Nun, was die Apotheken betrifft, liebe Grüne, nehmt das:

Wenn Ihr „normalen“ Apothekern wie mir bei den Rx-Arzneimittel-Packungen mit gierigem, nicht nachvollziehbarem Eifer nun den Deckungsbeitrag gegen Null streichen wollt, ist das genau das Gegenteil von eurem hehren und berechtigten "Verbraucherschutz-Interesse". Sei es schon länger beim Total-Verweigern des Rx-Versandverbots, sei es mit Birgit Steffen und unserer Frau Overwiening beim "Umsteuern des Honorars auf (perspektivisch irreale, WM) Pharmazeutische Dienstleistungen", sei es nun gerade jetzt beim Herbeisehnen eines tödlichen Honorarkorrektur-Milliardenbetrags zu unseren Ungunsten.

Denn mir als "Gutem" zum Beispiel blieben dann genau zwei Möglichkeiten:

1. Als jämmerlicher Kompensations-Versuch meine bisher pharmazeutische OTC-(Selbstmedikations)-Strategie in eine rein kaufmännische zu ändern, also nicht mehr konsequent von dem ganzen Scheiß in unserem Markt abzuraten (also wie der Versand), und von mehreren Alternativen nicht mehr die preislich günstigste zu empfehlen. Egal, ob ich dann bei Glaeske-gestützten Testkäufen NOCH schlechter dastehe, darauf kommt es dann für ein paar Jahre nicht mehr an ......

2. Einfach zu Gunsten der "ganz anderen" Apotheken (eurer seltsamen Träume?) dicht zu machen.

Und Grüne, jetzt sagt bitte nicht: "Ihre tolle Apotheke, Dr. Müller, die wird ja dann sicher zu denen gehören, die wir als „unterstützenswert“ identifizieren werden!". Vor NICHTS, vor wirklich NICHTS habe ich zurzeit als leidgeprüfter Ehemann einer der hier in Berlin wegsterbenden Hausärztinnen mehr Angst, als vor einem KV-ähnlichen System, das über diese "Unterstützenswürdigkeit" dann zu entscheiden hätte! Gerade dann, wenn es sich um ein neu zu bildendes Organ unserer Standes-eigenen Selbstverwaltung handeln sollte.

Die Hausärzte wären froh, wenn sie dieses Günstlings-Wirschafts- und Korruptions-trächtige kleptokratische System endlich hinter sich lassen könnten.

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