Brief ans BMWi

Honorar-Gutachten: Grüne machen Druck auf Zypries

Berlin - 04.12.2017, 11:25 Uhr

Die Grünen-Gesundheitsexpertin Kordula Schulz-Asche bittet um unverzügliche Veröffentlichung des Honorar-Gutachtens. (Foto: Grüne)

Die Grünen-Gesundheitsexpertin Kordula Schulz-Asche bittet um unverzügliche Veröffentlichung des Honorar-Gutachtens. (Foto: Grüne)


Gutachten nicht weit von Grünen-Forderungen entfernt?

Am vergangenen Wochenende hatte auch die Frankfurter Rundschau über das Gutachten berichtet. Die Zeitung zitierte aus einer Version der Studie, in der sich die Gutachter anscheinend gegen das Rx-Versandverbot aussprachen. Demnach gebe es in Deutschland zwar sehr viele Apotheker, die deutlich mehr als 100.000 Euro pro Jahr verdienten – aber auch solche, die unter dieser Einkommensgrenze liegen. Und laut FR-Bericht sind die Gutachter der Meinung, dass ein Rx-Versandverbot diesen Land- und Stadtrand-Apotheken nicht helfen könne, sondern vielmehr gezielte finanzielle Hilfen für kleinere Apotheken.

Stimmt das, liegt das Ergebnis des Gutachtens nicht weit von den Forderungen der Grünen entfernt? Die Partei von Schulz-Asche hatte nach dem EuGH-Urteil einen Gesetzgebungsantrag gestellt, nach dem auf das Versandverbot verzichtet, eine Höchstpreisregelung samt Boni-Deckel eingeführt und neue, gezielte Unterstützungen für Apotheker ausgezahlt werden sollten.

Wie die Grünen hatte aber auch die ABDA verärgert über die immer wieder auftauchenden Leaks aus dem Gutachten reagiert. In einem Video hatte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt infrage gestellt, ob man mit dem BMWi noch vertrauensvoll zusammenarbeiten könne. Schmidt hatte auch den „maximalen Widerstand“ der Apotheker angekündigt, sollten die Vorveröffentlichungen aus dem Gutachten zutreffend sein.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

Grüne Diversität?

von Reinhard Rodiger am 06.12.2017 um 17:25 Uhr

Einst standen Grüne für Diversität. Dies gilt offenkundig nicht für menschenbezogene Dienstleistungen.Apotheken sind kieznah strukturbildende Anlaufstellen für viele Probleme.Bei deren Lösung gelten noch ideelle Ziele.Soll das vorbei sein?Totale Ökonomisierung wird einen Preis haben: Verbraucher verlieren Vertrauen,die Preise steigen,die Diversität verschwindet.
Die angestrebte Ausdünnung hat soziale Auswirkung, deren Folgen rechtzeitig bedacht werden sollten.DAS ist politische Kernaufgabe.

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Macht ist geil !

von Ratatosk am 05.12.2017 um 9:21 Uhr

Gibt es für ideologiegesteuerte Politiker/innen etwas schöneres als Gott spielen zu können ? ( außer Knete natürlich).
Eine Kommission die entscheidet wer als Apotheke lebt oder stirbt ! , da werden Träume war.
Leider wird das für die Patienten und die Apotheken nicht gut ausgehen.
Flächendeckende Versorgung, entscheidend, aber für die Politik und angegliederte Nasen wie Monopolkommission, haben die eigentlich schon von den US Giganten von der Verschreibung über Versicherung bis zu Abgabe gehört ?, sollte man ihnen mal sagen ! , daß so ein Monopol ausschauen wird, bis zu den unvermeidlichen Professores mit Staatsbezügen, nicht entscheidungsrelevant.

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Grüne, was geht?

von Wolfgang Müller am 04.12.2017 um 16:36 Uhr

Ich weiß nicht, wie es den Anderen hier geht. Bei mir jedenfalls haben die Grünen in den Jamaika-Verhandlungen wieder gewaltig an Boden gut gemacht.

Vorher eher unwählbar, mit Schmerzen, und nicht nur "als Apotheker". Jetzt: Wäre schön, sie/Sie beim nächsten Mal wieder in Erwägung ziehen zu können!

Nun, was die Apotheken betrifft, liebe Grüne, nehmt das:

Wenn Ihr „normalen“ Apothekern wie mir bei den Rx-Arzneimittel-Packungen mit gierigem, nicht nachvollziehbarem Eifer nun den Deckungsbeitrag gegen Null streichen wollt, ist das genau das Gegenteil von eurem hehren und berechtigten "Verbraucherschutz-Interesse". Sei es schon länger beim Total-Verweigern des Rx-Versandverbots, sei es mit Birgit Steffen und unserer Frau Overwiening beim "Umsteuern des Honorars auf (perspektivisch irreale, WM) Pharmazeutische Dienstleistungen", sei es nun gerade jetzt beim Herbeisehnen eines tödlichen Honorarkorrektur-Milliardenbetrags zu unseren Ungunsten.

Denn mir als "Gutem" zum Beispiel blieben dann genau zwei Möglichkeiten:

1. Als jämmerlicher Kompensations-Versuch meine bisher pharmazeutische OTC-(Selbstmedikations)-Strategie in eine rein kaufmännische zu ändern, also nicht mehr konsequent von dem ganzen Scheiß in unserem Markt abzuraten (also wie der Versand), und von mehreren Alternativen nicht mehr die preislich günstigste zu empfehlen. Egal, ob ich dann bei Glaeske-gestützten Testkäufen NOCH schlechter dastehe, darauf kommt es dann für ein paar Jahre nicht mehr an ......

2. Einfach zu Gunsten der "ganz anderen" Apotheken (eurer seltsamen Träume?) dicht zu machen.

Und Grüne, jetzt sagt bitte nicht: "Ihre tolle Apotheke, Dr. Müller, die wird ja dann sicher zu denen gehören, die wir als „unterstützenswert“ identifizieren werden!". Vor NICHTS, vor wirklich NICHTS habe ich zurzeit als leidgeprüfter Ehemann einer der hier in Berlin wegsterbenden Hausärztinnen mehr Angst, als vor einem KV-ähnlichen System, das über diese "Unterstützenswürdigkeit" dann zu entscheiden hätte! Gerade dann, wenn es sich um ein neu zu bildendes Organ unserer Standes-eigenen Selbstverwaltung handeln sollte.

Die Hausärzte wären froh, wenn sie dieses Günstlings-Wirschafts- und Korruptions-trächtige kleptokratische System endlich hinter sich lassen könnten.

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