Whistleblowerin

PTA belastet Bottroper Zyto-Apotheker schwer

Essen - 07.12.2017, 07:00 Uhr

Am gestrigen Mittwoch sagte die PTA aus, die den Fall als Whistleblowerin mit ins Rollen gebracht hat. (Foto: hfd / DAZ.online)

Am gestrigen Mittwoch sagte die PTA aus, die den Fall als Whistleblowerin mit ins Rollen gebracht hat. (Foto: hfd / DAZ.online)


Im Prozess gegen den Zyto-Apotheker Peter S. sagte nun die PTA aus, die den Fall als Whistleblowerin mit ins Rollen gebracht hat. Sie berichtet, dass der Apotheker Hygiene- und Dokumentationspflichten massiv verletzt hat – und schildert, wie sie einen offenbar wirkstofflosen Beutel zur Polizei gebracht hat. 

Am gestrigen Mittwoch stand beim Landgericht Essen die Aussage einer der beiden Whistleblower an: Die PTA Maria Klein war geladen, die zusammen mit dem früheren kaufmännischen Leiter Martin Porwoll die Vorwürfe zur Anzeige gebracht hat. Doch bevor die Zeugenvernehmung starten konnte, musste ein anderer Punkt besprochen werden: Eine Nebenklägerin verstarb vergangene Woche, für die nun ihr Witwer als Nebenkläger auftreten soll.

Der Vorsitzende Richter Johannes Hidding klärte die 55-jährige Zeugin über ihre Rechte und Pflichten auf sowie über die Möglichkeit, ihre Aussage zu verweigern, um sich nicht selber zu belasten. Wie er sagte, führt die Staatsanwaltschaft Essen offenbar Verfahren gegen andere Mitarbeiter, zu denen die Sprecherin der Staatsanwaltschaft auf Nachfrage von DAZ.online jedoch keine Auskunft geben wollte. Klein war dennoch fest entschlossen, ihre Erlebnisse in der Bottroper Zyto-Apotheke zu schildern. Schon in den 1980er-Jahren war sie während ihrer Ausbildung für ein Praktikum in der Apotheke, im März 2015 begann sie dort als PTA.

„Nach außen Gutmensch, nach innen menschenverachtend“

Anfangs habe sie sich über die Anstellung gefreut, auch da die Apotheke ein „Aushängeschild“ in der Stadt sei. Die Einstellung lief laut Klein sehr schnell, ohne dass S. Arbeitszeugnisse von früheren Chefs sehen wollte. Am Tag des Vorstellungsgesprächs habe sie bereits den Vertrag erhalten: Da zwei frühere Mitarbeiter kurz vorher die Apotheke verlassen hatten, bestand offenbar dringender Personalbedarf. S. habe sich „finanziell sehr großzügig gezeigt“ – mit einem Netto-Gehalt von etwas über 1900 Euro, hinzu kam ein 13. Monatsgehalt.

Die Atmosphäre in der Apotheke sei durchwachsen gewesen: Einerseits habe oft ein freundschaftlicher und lockerer Ton geherrscht, auch S. habe sich gegenüber Mitarbeitern oft positiv gegeben. Gleichzeitig hat er sich laut Klein jedoch auch „soziopathisch“ verhalten, zum „Herrscher über Leben und Tod“ aufgespielt, wie sie bereits in der polizeilichen Vernehmung ausgesagt hatte: Er habe Mitarbeiter vorgeführt und bloßgestellt. „Nach außen hin stellt er sich als Gutmensch dar“, hatte Klein erklärt – nach innen sei er „menschenverachtend“ gewesen. 



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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