Lobbyismus

Biggi Bender: Vom Versandhandel ins Kassenlager

Berlin - 14.12.2017, 11:05 Uhr

Die ehemalige Bundestagsabgeordnete der Grünen, Birgitt Bender, wechselt ins Kassenlager und wird Leiterin der vdek-Landesvertretung in Baden-Württemberg. (Foto: Külker)

Die ehemalige Bundestagsabgeordnete der Grünen, Birgitt Bender, wechselt ins Kassenlager und wird Leiterin der vdek-Landesvertretung in Baden-Württemberg. (Foto: Külker)


Lange Vergangenheit mit Apothekern

Aber auch mit den Ersatzkassen hat Bender eine lange Geschichte: Seit 2014 berät die Wahl-Stuttgarterin auch die Barmer politisch. DAZ.online hatte im vergangenen Jahr bereits über Benders Beratertätigkeit berichtet: Dem Vernehmen nach soll der Kontakt zwischen Barmer und Bender vom ehemaligen Vorsitzenden der Kasse, Rolf-Ulrich Schlenker hergestellt worden sein. Auch Schlenker kommt aus Stuttgart und war vor der Barmer GEK unter anderem bei der AOK Baden-Württemberg und dem BKK Landesverband Baden-Württemberg beschäftigt. Eine Sprecherin der Barmer teilte mit, dass ihre Zusammenarbeit mit der Kasse inzwischen beendet sei.

Bender saß zwischen 2002 und 2013 für die Grünen im Bundestag. Dort war sie von Anfang an war für das Thema Gesundheit zuständig. Dabei machte sie sich insbesondere in ihrer zweiten Legislaturperiode bei den Apothekern unbeliebt. Denn 2006 brachte die Grünen-Fraktion einen Antrag in den Gesundheitsausschuss ein, der die Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes zum Inhalt hatte. Bender verteidigte das Vorhaben: Warum sollte es im Optiker-Markt möglich sein, dass inhabergeführte Läden neben Ketten existieren und bei Apothekern nicht, sagte sie damals. Der Antrag scheiterte.

2000er-Jahre: Bender und Celesio

Für deutliche Missstimmung bei den Apothekern sorgte auch Benders damalige Nähe zum Stuttgarter Pharmahandelskonzern Celesio. In den 2000er-Jahren und unter der Leitung von Fritz Oesterle war Celesio bekannterweise noch in Sachen Liberalisierung unterwegs. Bender sprach damals davon, dass sie von der „Leistungskraft“ Celesios beeindruckt gewesen sei. In ihrer Fraktion war sie mit dieser Meinung allerdings zunehmend allein. 2013 schwenkte sie sogar selbst um und sagte, sie werde das Thema der Apothekenketten nicht weiterverfolgen, wenn es nicht aus der Apothekerschaft selbst komme.

Bei Bundestagswahl 2013 fiel Bender dann einer der wichtigsten Prinzipien der Grünen zum Opfer. Auf die baden-württembergische Landesliste werden immer abwechselnd eine Frau und ein Mann gesetzt. 2009 landete die Gesundheitspolitikerin noch auf Platz 9, der für den Einzug ins Parlament reichte. 2013 reichte der elfte Listenplatz allerdings nicht mehr, Bender sitzt seitdem nicht mehr im Bundestag.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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