Rx-Versandverbot

NRW-Minister Laumann fordert Rx-Versandverbot

Berlin - 10.01.2018, 13:55 Uhr

Karl-Josef Laumann (CDU) setzt sich weiterhin für das Rx-Versandverbot ein. (Foto: Picture Alliance)

Karl-Josef Laumann (CDU) setzt sich weiterhin für das Rx-Versandverbot ein. (Foto: Picture Alliance)


Die Apothekerkammer Nordrhein hat am vergangenen Montag in Düsseldorf ihren traditionellen Neujahrsempfang gefeiert. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann ließ den Apothekern die Botschaft überbringen, dass er sich weiterhin „vehement“ für ein Rx-Versandverbot einsetzen werde.

Der Neujahrsempfang der Apothekerkammer Nordrhein in Düsseldorf musste am vergangenen Montag ohne den NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) stattfinden. Der Grund: Laumann ist Mitglied der Sondierungsmannschaft seiner Partei in den Gesprächen zwischen CDU, CSU und SPD und war somit in Berlin.

In Düsseldorf ließ sich der ehemalige Staatsekretär und Pflegebeauftragte der Bundesregierung von Helmut Watzlawik vertreten, der im Gesundheitsministerium des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Abteilungsleiter ist. Was die Apotheken in Nordrhein-Westfalen betrifft, nannte Watzlawik zwei wichtige gesundheitspolitische Ziele. Erstens habe die Sicherstellung der wohnortnahen Patientenversorgung  durch die Apotheke  vor Ort eine hohe Bedeutung. Zudem müsse der qualifizierte Nacht- und Notdienst der Apotheken auch in Zukunft für alle Patienten gewährleistet  bleiben. „Und das auf jeweils kurzem Wege“, so Watzlawik.

Der Ministeriumsvertreter sprach aber auch über das EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung aus dem Jahr 2016, das die Arzneimittelpreisverordnung seiner Meinung nach „gekippt“ habe. Watzlawik weiter: „Die Folge ist ein unfairer Wettbewerb für unsere Apotheken vor Ort.“ Minister Laumann setze sich weiterhin vehement für ein Versandhandelsverbot für Rx-Arzneimittel ein.

Damit bleibt die nordrhein-westfälische Landesregierung bei ihrer Position im Versandhandels-Konflikt. Schon die im Frühling 2017 abgewählte rot-grüne Landesregierung hatte sich im Bundesrat mit anderen Bundesländern für ein Verbot eingesetzt und sich somit gegen die Positionierungen ihrer Bundes-Parteien gestellt. Auch Laumanns Vorgängerin Barbara Steffens (Grüne) hatte mehrfach erklärt, dass sie das Verbot nach dem EuGH-Urteil für die beste Lösung halte.

Engelen: Honorar-Gutachten muss angezweifelt werden

Bei Nordrheins Kammerpräsident Lutz Engelen stößt diese Forderung des NRW-Gesundheitsministeriums auf Zustimmung. Engelen ging in seiner Rede aber insbesondere auf das EuGH-Urteil selbst ein. Er sagte, dass das Urteil ein „Angriff auf die nationalstaatlichen Regelungen zur Preisbildung von verschreibungspflichtigen  Arzneimitteln“ sei.

Dies sei nicht nur eine Bedrohung für die deutsche Apotheke vor Ort. „Es handelt sich um einen zerstörerischen Angriff auf das zentrale Zahnrad unseres sozialstaatlichen Getriebes, mit dem bisher Versorgungssicherheit und Versorgungsgerechtigkeit im Arzneimittelbereich in Deutschland hergestellt wird.“

Engelen thematisierte auch das Honorar-Gutachten, welches vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) kurz vor Weihnachten veröffentlicht worden war. Der Kammerpräsident sprach über die richtige Feststellung im Gutachten, dass jährlich mehr Apotheken schließen als öffnen würden. „Wenn aber die Apotheker zu viel verdienen, frage ich mich, weshalb wir genau diese 200 Apotheken jährlich aus dem Versorgungsnetz verlieren.“ An dem Gutachten seien daher „erhebliche Zweifel“ angebracht. Apotheken dürften nicht nach den klassischen Bewertungen der freien Marktwirtschaft bewertet werden, so Engelen.



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3 Kommentare

Ausbleibende Reaktionen frustrieren

von Marco Luckhardt am 12.01.2018 um 10:10 Uhr

Es ist für mich unfassbar (!!!) und macht mich rasend, dass keine bis wenige Reaktionen von offizieller Seite unserer Standesorganisationen zu den tgl. unsäglichen Behauptungen und Fehlinformationen der Apothekengegener kommen.....wenn dann nur , als ob vorher "Kreide gefressen" wurde. WARUM?
Jede der Aussagen liefert uns seit Jahren bereits eine Steilvorlage diese ad absurdum zu führen und EMPÖRUNG auszulösen. Bestes Beispiel, wie auch Herr Diefenbach sagt: AOK Herrmann.
Die Perversion in seiner Logik: "Die blöde Landbevölkerung" kann ja dann die hohen Preise zahlen....na dann vielen Dank.Solidaritätsprinzip und Daseinsvorsorge , für die Papa Staat zu sorgen hat , also quasi ade`. Die Pflichte und Kosten soll ich aber tragen noch weiter investieren bzw. mich verschulden.
Das sagt der einfach so, keiner geht ihn dafür an. Alles super! Was für erbärmliche Typen.Qualifizieren ständig unsere tgl. gute & wichtige Arbeit ab....Fragt mal die Leute vor Ort, was diese zu schätzen wissen an der öfftl. Apotheke. Aber bitte nicht per online-Umfrage unter Yuppies usw.....
Da reicht es mir absolut auch nicht und ist absolut deplaziert, dass Herr Engelen zum WITZ-Gutachten sagt:
" am Gutachten sind erhebliche Zweifel angebracht".
Leute, das ist einfach zu wenig......wie vor Jahren , als er den Politikern "DENKFIX( Traubenzucker :-) ) zugeschickt hatte. Mann,das ist lächerlich! Hört mit sowas auf, gebt mal richtig Feuer zurück! Herr Engelen , ich weiß auch Sie ärgern sich über das alles genauso...nur dann legen Sie und unsere anderen Funktionäre doch mal diese Korrektheit und Zurückhaltung ab! Das bringt bewiesenermaßen nichts!
Haut doch mal dazwischen, genauso massiv in der Wortwahl und Rhetorik, wie es unsere Widersacher tun. Macht doch z.B.die Verbindungen von speziellen Parteipolitikern mit Konzernen öffentlich, regt doch mal Recherchen an. Diese Typen und deren wahren Intentionen müssen mal beim Namen genannt werden. Dann wird klar, warum deren Argumentation so läuft.
Das erwarte ich, das fordere ich!
Alles andere ist mittlerweile unerträglich und frustrierend!

Ich betreibe in meinem Heimatdorf seit 18 Jahren eine Landapotheke, mache das auch sehr, sehr gerne!
Habe alles von Null an finanzieren müssen und das Abzahlen läuft auch leider noch viele Jahre so weiter.....nur schaffe ich das dann überhaupt, wenn dieser ganze Schwachsinn umgesetzt wird? Danke für das Opfern tausender Keinbetriebe mit 50 tsd. Arbeitsplätzen auf dem ALTAR der globalen Wirtschaft.
Amazon & Co. freuen sich . Die Scheichs verdienen auch noch super mit und alles ist gut. Die SPD argumentiert u.a. gg. das Versandverbot mit den erheblichen Investitionen, die einige wenige Versender ( teils wohl mit internationalen Kapitalgebern) getätigt hätten. Na und, die haben das wissentlich getan mit gesetzlich geltender AMPVO.
Wenn es nicht läuft, müssen sie es halt lassen.
Ich habe mich , wie die allermeisten meiner Kollegen,verschuldet und bin gestartet mit dem Wissen des öffentlichen Auftrages im Rücken und gültigem Recht, aber auch den Pflichten........und soll trotzdem evtl. kaputtgehen.
Herzlichen Dank für NIX schonmal an SPD, Grüne und natürlich den smarten überschlauen Lindner! Bedenken second...... Ihr seid die Besten und habt das Gemeinwohl fest im Blick.

Auch im Namen meiner Kinder und natürlich meiner 4 Mitarbeiterinnen!
-Herzlichst-

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Politikerststements

von Dr.Diefenbach am 10.01.2018 um 20:09 Uhr

Ich frage mich wann endlich der erste der Politiker,die doch so sehr für (!) uns sind,die komplette ABSCHAFFUNG des Kassenzwangsskontos in den Ring wirft.Ich erinnere mal wieder daran,dass schon vor Jahren F.Becker einen halben Euro als realistisch ausrechnen lies.Das wurde ja damals aus lauter Sittlichkeit nicht zu laut gesagt...Jetzt ist jede Absenkung des Festaufschlages nicht zur abzulehnen,sondern auch DIE Zeit,den rhetorischen Torheiten eines Herrn AOK Herrmann endlich Extremes entgegenzusetzen.Er hat ja gerade eine perverse Kupplung zwischen sinkenden Apothekenzahlen und der Preisbildung auf den Markt geworfen.WO bleibt der Sofortprotest ????

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Rx Versandverbot

von Frank ebert am 10.01.2018 um 14:07 Uhr

Es nützt ja nichts, die Splitterpartei Spd will es nicht und Aus die Maus. Merkel will Kamzlerin bleiben , da wird der Spd jeder Wunsch erfüllt. Trauig, desaströs aber wahr!

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