Pharmacon Schladming

Bei ADHS geht es nicht nur um Symptomlinderung

Schladming - 18.01.2018, 13:35 Uhr

Professor Michael Huss (Foto: DAZ.online)

Professor Michael Huss (Foto: DAZ.online)


Wie wirken die verfügbaren Arzneimittel?

Zudem könne man Guanfacin mit Methylphenidat kombinieren. In Deutschland sei es allerdings im Gegensatz zu den USA nur in der Monotherapie zugelassen. „Die Kombination ergibt Sinn“, sagt Huss. Warum das so ist? „Weil die beiden Substanzen unterschiedlich wirken, Guanfacin direkt, es verstärkt das Signal; Methylphenidat und Atommoxetin indirekt, sie reduzieren den Noise.“

Allerdings müsse man Patienten darauf hinweisen, dass die Wirkung zeitversetzt eintritt. „Das dauert zwei bis drei Wochen“, erklärt der Psychiater. Das sei zwar schneller als bei Atomoxetin, aber deutlich langsamer als bei Methylphenidat. Die Nebenwirkungen treten aber gleich auf. Vor allem seien hier Somnolenz, Sedation und Fatigue zu nennen. Das dürfe man auch nicht mit der Wirkung verwechseln, so Huss. Wenn die Patienten direkt nach der Einnahme ruhiger wirkten, sei das eine Nebenwirkung, aber noch nicht die Wirkung.

Zum Schluss wies Huss noch darauf hin, dass man in vielen Fällen die Eltern mit behandeln müsse. In 80 Prozent der Fälle sei ADHS genetisch bedingt. Er nehme sich mittlerweile die  Freiheit heraus, die Eltern bezüglich einer Therapie anzusprechen, wenn er den Verdacht habe, sie könnten ebenfalls an ADHS leiden. „Und die nehmen das dankbar an, die haben alle eine Leidensgeschichte hinter sich“, schloss Huss. 



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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