Österreich

Drogeriekette kämpft für OTC-Deregulierung

Berlin - 18.01.2018, 10:20 Uhr

Die Drogeriekette dm will ein drittes Mal vor dem Verfassungsgerichtshof gegen die Apothekenpflicht von OTC-Arzneimitteln klagen. (Foto: Picture Alliance)

Die Drogeriekette dm will ein drittes Mal vor dem Verfassungsgerichtshof gegen die Apothekenpflicht von OTC-Arzneimitteln klagen. (Foto: Picture Alliance)


Nach zwei erfolglosen Anläufen hat die Drogeriemarktkette dm in Österreich angekündigt, dass sie in den nächsten Monaten erneut gegen den sogenannten Apothekenvorbehalt den Verfassungsgerichtshof anrufen wird. Als Reaktion auf die Bestrebungen von dm hatte der Österreichische Apothekerverband bereits kürzlich eine Studie vorgelegt, die die negativen Auswirkungen von Deregulierungen im Ausland beschreibt.

Die ersten beiden Anträge von dm waren vom Verfassungsgerichtshof aus formalen und nicht aus fachlichen Gründen zurückgewiesen worden, weshalb ein neuerlicher Versuch überhaupt möglich ist. Wie die österreichische Nachrichtenagentur APA am vergangenen Dienstag meldete, will dm seinen nächsten Anlauf innerhalb der kommenden drei Monate nehmen. Eine Entscheidung dürfte dann noch in diesem Jahr ergehen.

Als Gegenmaßnahme zu den Bestrebungen von dm hat der Österreichische Apothekerverband, der die Interessen der selbstständigen Apotheker vertritt, bereits kürzlich eine Studie des renommierten Instituts für Höhere Studien (IHS) vorgelegt. Darin werden im Rahmen eines Ländervergleichs die Auswirkungen einer Deregulierung des Arzneimittelmarktes – sowohl die Abschaffung der Apothekenpflicht  als auch die Aufhebung des Fremd-und Mehrbesitzverbotes - analysiert.  

Wie der Österreichische Apothekerverband in einer – von zahlreichen Medien verbreiteten – Pressemeldung mitteilt, zeigt die Studie, dass eine „Liberalisierung“ des Marktes nicht zu einer Besserstellung der Konsumenten führt. So wurde festgestellt, „dass Apotheken sowie weitere OTC-Verkaufsstellen sich nach einer Liberalisierung vorwiegend in Ballungsräumen ansiedelten, während die ländlichen Gebiete sogar von Abwanderung betroffen waren“. Zudem habe die Deregulierung zu höherer Marktkonzentration geführt  – „etwa in Norwegen und Schweden, wo es anstatt eines erhöhten Wettbewerbs zur Bildung einiger weniger Apothekenketten kam, die nun den Markt beherrschen“. Zudem blieben die von manchen erwarteten Auswirkungen auf die Preise aus. „Wenn Supermarktketten zur Durchsetzung ihrer Marktinteressen den Konsumenten günstigere Medikamente versprechen, so ist das nicht nur verantwortungslos, sondern wie die Studie nun beweist auch schlichtweg unrichtig“, fasst der Präsident des Österreichischen Apothekerverbandes  Jürgen Rehak die Ergebnisse des IHS zusammen.

OTC-Deregulierung: Auswirkungen auf Nachtdienste?

Auch mögliche Konsequenzen für den Nachtdienst sind laut Rehak zu befürchten: Das Beispiel Dänemark zeige, dass im Falle einer Deregulierung die öffentliche Hand für diese Leistungen, die derzeit in Österreich von den Apotheken getragen werden, aufkommen müsse.

Darüber hinaus weist der Österreichische Apothekerverband darauf hin, „dass der einfachere Zugang zu Medikamenten negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen hat“. Als Beispiel angeführt werden die USA, wo die Lebertransplantationsrate bei Kindern um das 30-Fache über dem österreichischen Wert liege, „was auf den erleichterten Zugang zu und leichtfertigeren Umgang mit dem Schmerz- und Fiebersenker Paracetamol zurückgeführt wird“.

Doch offenbar ist auch in Österreich nicht alles perfekt. Denn Rehak verspricht: „Die Beratungsleistungen unserer Apotheken werden regelmäßig mit Mystery Shopping getestet und die Ergebnisse sind gut. Aber wir wollen uns stetig verbessern. An einer weiteren Steigerung der Qualität und Standardisierung der Beratungsleistung über alle heimischen Apotheken hinweg arbeiten wir als Interessensvertretung intensiv.“



Dr. Christine Ahlheim (cha), Chefredakteurin AZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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1 Kommentar

Was ein Quatsch

von Peter Lahr am 18.01.2018 um 12:45 Uhr

Das ist doch Augenwischerei, denn der Patient zahlt es letztendlich doppelt. Geht es aus der Apotheke raus verändert sich das Umsatz-Verhältnis. Der Apotheker muss dann nicht mehr liefern weil dann zwangsläufig die Apothekenpflicht wegfällt. Fehlt dieser Teil der Mischkalkulation wird also der Umsatz aus RX nach einiger Zeit der einzig relevante Faktor. Wenn bei diesem der Rohertrag, wie beispielsweise bei mir, im Durchschnitt 16% beträgt kann man nicht argumentieren es wären zu viele Apotheken da und eine Schrumpfung der Anzahl würde das ändern. 16% sind 16%. Und wenn man nun davon ausgeht, dass die Betriebskosten auf Mischkalkulation ausgelegt vom Gesamtumsatz zu betrachten sind schrumpft der Umsatz um den Betrag des OTC und steigen die Kosten im Verhältnis bei nur 25% Anteil OTC bereits um ca. 5%. Das bedeutet also, eine Apotheke hat heute Betriebskosten bei 2 Mio von 16% und 25% Anteil=320 000 Euro, Betriebskosten dann: 1,5 Mio Umsatz und weiterhin 320 000=21,3%. Nur um RX weiterhin kostenneutral (idiotisch denn wieso ohne Gewinn eine Apotheke betreiben?) müsste der Durchschnittsertrag hier in Deutschland RX von 16% um 5% aber weil Apotheke kein Ehrenamt ist eigentlich auf über 10% steigen damit ein Betriebsergebnis von nur 5% hängen bleibt. Vor diesem Hintergrund würde ich als Apotheker in Österreich vielleicht damit drohen OTC konzertiert aus der Apotheke zu schmeissen . DM darf dann die Beratung übernehmen und die Ware anbieten, sie haben ja scheinbar das Personal dazu. Der Notdienst würde sich auf ausschließlich RX beschränken und wer nachts halt Fieber hat, gut DM kann das, die machen dann OTC Notdienst. Irgendwie scheint niemand weiterzudenken ;)

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