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19. Januar 2018
Nein, sie lernen es nicht, sie können es – oder wollen es nicht können –, nichts wird besser. Diese ABDA! Wie kann man sich nur so von oben herab darstellen! Vertrauensaufbau sieht anders aus. Da veranstaltet sie eine berufspolitische Diskutier- und Fragestunde im Rahmen des Pharmacon im schönen Schladming vor Alpenpanorama, alles brav kanalisiert: Die Teilnehmer durften schriftlich Fragen einreichen (lebendiger geht’s einfach nicht, gell?), die dann das hohe Podium beantwortet. Eine echte Diskussion sieht anders aus. Aber da waren dann doch einige Apothekerinnen und Apotheker im Publikum, die den Begriff der Diskussion als Gespräch miteinander verstanden haben wollten, eben als Dialog, als Austausch von Argumenten, Meinungen und Ansichten. Aber beim Thema Honorargutachten war das der ABDA sichtlich nicht erwünscht, der Meinungsaustausch, die Beantwortung brennender Fragen: Warum hat die ABDA nur zögerlich, nur verhalten über das Gutachten informiert? Warum ging man nicht auf die Sorgen, die Angst der Apotheker ein? Warum beschäftigt sich man nicht öffentlich mit dem Inhalt des Gutachtens? Warum erklärt man nicht, was das Gutachten bedeutet, wie man damit umgehen will, welche Fehler es hat, welche Strategien dagegen geplant sind und ob man ein Gegengutachten in Auftrag gegeben hat oder geben wird? Fragen über Fragen!
Und vor allem: Die Apothekers sorgen sich im ganzen Land um ihre Zukunft, und ihre Berufsvertretung lässt sie einfach eiskalt abblitzen. Die harte Linie, auf die sich die ABDA verständigt hat: Das Gutachten habe derart viele falsche Prämissen, die unweigerlich zu falschen Schlussfolgerungen führen – das könne keine Grundlage für eine echte politische Auseinandersetzung sein. Also, im Klartext: Das Papier ist Schrott und deswegen reden wir erst gar nicht drüber. Die Ansicht des ABDA-Präsidenten Schmidt: „Wenn Sie das tun, sich mit einzelnen Vorschlägen des Textes auseinander zu setzen, dann sind Sie schon mittendrin“. Mein liebes Tagebuch, was ist das denn für eine Logik? Seit wann funktioniert unsere demokratische Diskussion nach diesem Muster: Wenn uns etwas nicht gefällt, dann reden wir nicht drüber? Nein, Herr Präsident, es ist ein Gebot der Stunde, das Papier zu analysieren, auseinanderzunehmen, auf die Fehler hinzuweisen und dagegen zu halten.
Mein liebes Tagebuch, wenn die ABDA glaubt, das sei die richtige Strategie, dann bitteschön. Aber ich bin dennoch überzeugt: Damit macht es sich unsere ABDA zu einfach. Klar, das Gutachten ist wirklich mehr als unsäglich. Aber es ist nun mal da, es liegt in den Schubladen des Wirtschaftsministeriums, der Gesundheitspolitiker, der Krankenkassen. Es gilt dort als neutrales Gutachten und es wird hervorgeholt werden und uns Apothekers um die Ohren gehauen, wenn wir auch nur den leisesten Vorstoß in Richtung Honorar machen. So zu tun, als gäbe es das Papier nicht oder es trotzig zu ignorieren, weil es uns missfällt, wird nicht helfen. Mein liebes Tagebuch, das erinnert mich an kleine Kinder, die sich beim Versteck-Spielen die Augen zuhalten und glauben, sie sind damit unsichtbar. Hallo, ABDA, wegschauen, totschweigen und aussitzen wird nicht helfen. Man muss schon darlegen, warum das Gutachten nicht gefällt, warum es einen falschen Ansatz hat. DAZ-Wirtschaftsexperte Thomas Müller-Bohn hat sich diese Arbeit gemacht, das Gutachten durchleuchtet, die Schwachstellen aufgedeckt – warum konnte das die ABDA nicht?
Ganz abgesehen davon: Die Apothekerinnen und Apotheker, die Mitglieder der ABDA, haben ein Recht darauf, mit ihren Sorgen gehört und ernst genommen zu werden. Auch wenn die ABDA-Spitze als Strategie (wie so oft) – ich empfehle den Kommentar von Thomas Müller-Bohn dazu –, das Nicht-drüber-Reden ausgegeben hat: Eine professionell agierende Berufsvertretung bringt ihren Mitgliedern Verständnis für die Sorgen, für die Zukunftsängste entgegen. Und, wie es Apothekerin Gabriela Aures in der Veranstaltung sagte: Sie hätte sich ein „Signal“ gewünscht, dass die ABDA für uns kämpft, dass sie was macht und zeigt: Wir sind bei Euch“. Mein liebes Tagebuch, das wäre wirklich das Mindeste gewesen, was man erwartet hätte. Das kann doch nicht so schwer sein. Oder vielleicht doch? Die Crux: Wir haben leider keine gelernten Profis, die uns vertreten, sondern Laiendarsteller.
Und zum Wochenausklang der kleine Fortsetzungs-Krimi. Unbedingt
die nächste Folge im Datenklau-Prozess lesen! Dieses Mal schildert ein Zeuge
aus dem Ministerium, der seinerzeit für die Apothekenbetriebsordnung zuständige
Jurist, wie ihm damals das Leck im Ministerium offenbar wurde.
16 Kommentare
???
von Christian Giese am 21.01.2018 um 17:51 Uhr
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SPD und Digitaliserung
von Frank ebert am 21.01.2018 um 17:14 Uhr
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Digitalisierung
von Karl Friedrich Müller am 21.01.2018 um 15:56 Uhr
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Spd
von Frank ebert am 21.01.2018 um 15:12 Uhr
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Schweigen ist gefährlich
von Reinhard Rodiger am 21.01.2018 um 12:25 Uhr
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Spitze Feder zurück ...
von Reinhard Herzog am 21.01.2018 um 11:34 Uhr
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AW: Spitze Feder zurück ... bleib einfach stehen ... es könnte sonst knallen.
von Christian Timme am 21.01.2018 um 11:59 Uhr
AW: Achtung, Schleuse!
von Reinhild Berger am 21.01.2018 um 13:14 Uhr
AW: Nochmal Spitze Feder zurück
von Wolfgang Müller am 21.01.2018 um 14:53 Uhr
AW: Zwei spitze Federn sind einfach mehr ...
von Christian Timme am 21.01.2018 um 16:17 Uhr
Wie begegne ich Vorurteilen?
von Christian Giese am 21.01.2018 um 11:09 Uhr
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Guten Morgen meine Lieben !
von gabriela aures am 21.01.2018 um 10:35 Uhr
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keine!
von Ulrich Ströh am 21.01.2018 um 9:19 Uhr
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Standes-Nicht-Vertretung
von Christian Timme am 21.01.2018 um 9:02 Uhr
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AW: Nur noch eine Frage ...
von Christian Timme am 21.01.2018 um 10:10 Uhr
Bitte schriftlich einzureichen ...
von Ulrich Ströh am 21.01.2018 um 8:58 Uhr
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