2017

OTC-Markt: Apotheken stagnieren, Versandhandel boomt

Berlin - 23.01.2018, 14:30 Uhr

Der OTC-Markt hat sich aus Sicht der Vor-Ort-Apotheken im vergangenen Jahr negativ entwickelt. (Foto: Schelbert)

Der OTC-Markt hat sich aus Sicht der Vor-Ort-Apotheken im vergangenen Jahr negativ entwickelt. (Foto: Schelbert)


Versandapotheken 34 Prozent unter AVP

Warum es viele Kunden in den Versandhandel ziehen dürfte, zeigt die Studie auch. Denn Insight Health hat auch analysiert, wie stark Apotheker und Versandhändler in den vergangenen Jahren im Schnitt vom Apothekenverkaufspreis abgewichen sind. Demnach gaben Offizin-Apotheker OTC-Arzneimittel im vergangenen Jahr im Durchschnitt rund 8,3 Prozent unter AVP ab. Bei Versandhändlern lag der reale Verkaufspreis rund 34 Prozent unter dem AVP.

Auffällig ist auch, dass Apotheken und Versandapotheken weiterhin leicht unterschiedliche Marktsegmente bedienen. Die umsatzstärkste Arzneimittel-Gruppe in der Offizin war im vergangenen Jahr „Expectorantien ohne Antiinfektiva“ – erst auf Rang zwei kamen nicht verschreibungspflichtig Analgetika. Bei den Versendern ist das Verhältnis umgekehrt: OTC-Schmerzmittel lagen hier auf Platz eins, dahinter erst die Expectorantien. Interessant ist aber auch, dass der drittstärkste Umsatzblock bei den Versandapotheken an homöopathische Arzneimittel geht. Knapp 53 Millionen Euro setzten die Versender mit Homöopathie um.

Was die Einzelprodukte betrifft, war Voltaren Schmerzgel sowohl in der Apotheke als auch beim Versandhandel der absolute Umsatzrenner. Während die Apotheken knapp 181 Millionen Euro mit dem Gel umsetzten, erwirtschafteten die Versender etwa mehr als 35 Millionen Euro damit. Einen riesigen Umsatzsprung im Versandhandel legte Iberogast hin: Die Versender konnten ihre Umsätze mit den Magentropfen um ganze 26 Prozent steigern. In den Apotheken wuchsen die Iberogast-Umsätze immerhin um 7 Prozent.

Dass die OTC-Zahlen der Versandhändler zum Jahresabschluss 2017 so in die Höhe kletterten, konnte im vergangenen Jahr fast erahnt werden. Denn insbesondere die großen Versender wie DocMorris und die Shop Apotheke kommunizierten gerade im OTC-Bereich immer wieder große Wachstumsraten. So gab die Shop Apotheke im Oktober beispielsweise ein Wachstum von 53 Prozent für die ersten neun Monate des Jahres 2017 bekannt – die auf OTC spezialisierte Versandapotheke wollte zwar nicht mitteilen, in welchen Bereichen sie so stark angewachsen war, ein Großteil davon dürfte aber auf das OTC-Geschäft entfallen. Und auch DocMorris teilte schon mit Blick auf die Halbjahreszahlen ein OTC-Umsatzplus von 40 Prozent mit.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

das wären

von Karl Friedrich Müller am 23.01.2018 um 14:50 Uhr

gäbe es den Versand nicht, pro Apotheke ein Umsatz von 90.000€ mehr. Wahrscheinlich noch erheblich mehr, weil der Versandhandel eine sehr geringe Marge bei OTC hat.
Durchschnittlich ein Gewinnverlust von (?) 30.ooo € pro Apotheke? (eher mehr)
War das so klug, den Versand zuzulassen?
Dieses Geld fehlt den Apotheken hinten und vorne.
Der Versand wächst überhaupt sehr stark. Und macht die Innenstädte kaputt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.