DAZ.online: Und deswegen muss sich in der Zusammenarbeit mit
der Union aus Ihrer Sicht gar nicht so viel ändern?
Franke: Zumindest in der Gesundheitspolitik wäre mein
Vorschlag, da weiterzumachen, wo wir aufgehört haben. Es gibt einen roten,
sozialdemokratischen Faden in der Gesundheitspolitik – nämlich die Verbesserung
der Versorgung unabhängig vom Alter, Wohnort und Einkommen des Versicherten. So
müssen wir uns weiter um die Pflege kümmern und ein weiteres
Pflegestärkungsgesetz auf den Weg bringen. Ebenso müssen wir mit einem weiteren
Versorgungsstrukturgesetz dafür sorgen, dass die Landversorgung für Ärzte
attraktiver wird.
DAZ.online: Hört man Ihrer Parteiführung zu, kommt man aber
auf andere Ideen. Dort heißt es immer wieder, die Zusammenarbeit müsse
grundlegend überarbeitet werden – insbesondere in der Gesundheitspolitik
fordern Martin Schulz und Co. doch bahnbrechende Richtungswechsel…
Franke: Auch ich bin der Meinung, dass wir das
Gesundheitssystem sehr viel solidarischer gestalten müssten. Es macht für mich
zum Beispiel immer noch keinen Sinn, alle Beamten mit staatlicher Beihilfe in
die PKV zu drängen. In Hamburg wird derzeit demonstriert, dass man Beamten mehr
Wahlrecht einräumen kann, indem man ihnen einen Wechsel in die GKV erleichtert.
Zu solchen Kompromissen müssen wir die Union bewegen, wenn die
Bürgerversicherung nicht durchzusetzen ist.
Abwarten, was in den Verhandlungen rauskommt
DAZ.online: Wenn Sie auch im Apothekenmarkt so weitermachen,
wie sie aufgehört haben, dürfte es ja erst wieder monatelangen Streit zwischen
Ihnen und der Union geben, bevor der Versandhandelskonflikt endlich gelöst
wird.
Franke: In dieser Sache müssen wir jetzt erst einmal
abwarten, was in den Koalitionsverhandlungen festgelegt wird. Ich als
Verfassungsrechtler kann nur immer wieder betonen, dass ein Rx-Versandverbot
aus verfassungsrechtlicher Sicht nicht möglich wäre. Auch die Begründung, dass
man mit dem Verbot das Gemeinwohl der Bevölkerung schützen müsste, würde aus
meiner Sicht derzeit nicht ausreichen, um die Berufsfreiheit der Versandhändler
so einzuschränken. Auch das Argument, dass es in anderen Ländern ein Verbot
gebe, gilt aus meiner Sicht nicht. Schließlich gibt es hier schon länger als
zehn Jahre einen anderen Rechtsrahmen – in all den anderen Ländern hat es den
Rx-Versand nie gegeben, hier müsste man die bestehenden Berufsaktivitäten
einzelner Apotheker unterbinden.
DAZ.online: Sie stehen also nach wie vor zu dem Kompromiss,
den Sie und Ihre Kollegin Sabine Dittmar eingebracht hatten, nach dem man ein Boni-Verbot im Sozialgesetzbuch V
einführen könnte?
Franke: Ja, aus meiner Sicht ist das ein Kompromiss, der
sowohl die Interessen der Apotheker als auch die der Verbraucher gut vereint
hätte. Aber die ABDA hat damals alle Kompromissvorschläge abgelehnt.
DAZ.online: Was stand denn alles im Raum?
Franke: Wir haben beispielsweise über bessere
Notdiensthonorare oder eine Umverteilung gesprochen – unser Ziel war es, ein
Gesamtkonzept auch mit dem Apothekenhonorar zu finden. Denn auch die Apotheker
müssen aus meiner Sicht geschützt werden – schließlich investieren sie
beispielsweise in Reinräume. Übrigens haben mich inzwischen auch viele
Apotheker angerufen. Die haben mir alle gesagt: Jeder Kompromiss wäre besser
gewesen als die derzeitige, unkontrollierte Lage.
3 Kommentare
Eine gekaufte Partei
von Karl Friedrich Müller am 24.01.2018 um 21:53 Uhr
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So schwer wäre es nicht ........
von Wolfgang Müller am 24.01.2018 um 17:51 Uhr
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2 Fragen
von Florian Becker am 24.01.2018 um 17:41 Uhr
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