Korruptionsprozess in Berlin

Kritische Apotheken-Geschenke an die Charité

Berlin - 16.02.2018, 09:00 Uhr

Geschenke einer Apothekerin an eine Fachambulanz – hat sie dafür etwas im Gegenzug erwartet? (Foto:                             
                                    


                                    Jovica Varga 

                                    
                            / stock.adobe.com)

Geschenke einer Apothekerin an eine Fachambulanz – hat sie dafür etwas im Gegenzug erwartet? (Foto: Jovica Varga  / stock.adobe.com)


Kein Zusammenhang zwischen Geschenken und Rezepten?

Im Zuge der engen Beziehungen fiel der Apothekerin die schlechte technische Ausstattung der Ambulanz auf. So habe man dort keine Rezepte ausdrucken können, weil ein Drucker fehlte. Da ihr Sohn ein Elektronikgeschäft besitzt, bot sie Hilfe an. Der Sohn lieferte die diversen technischen Geräte. Diese späteren Geschenke sollen allerdings in keinem Zusammenhang mit der Zusammenarbeit gestanden haben. Die Pharmazeutin bekam für jede Schenkung eine Steuerbescheinigung, die sie beim Finanzamt einreichte. Die Angeklagte war überzeugt, dass alles seine Richtigkeit hatte. Doch die Spendenbescheinigungen weckten schließlich den Argwohn eines Finanzbeamten, der sodann die Ermittlungen ins Rollen brachte.

„Ich habe naiv gehandelt“

Am zweiten Prozesstag redete dann der Arzt: „Heute ist mir bewusst, dass ich damals naiv gehandelt habe“, begann er seine Einlassung. Er hätte sich nicht auf die Spenden einlassen dürfen. Doch zu diesem Zeitpunkt sei ihm das nicht klar gewesen. Auch er verwies darauf, dass die Apotheke und die Ambulanz schon seit langem miteinander verbunden gewesen waren – auch schon bevor er dort im Jahr 2000 Oberarzt wurde und 2006 das Notfalldepot eingerichtet wurde. Er betonte, dass aber niemals Patienten an die Apotheke der Mitangeklagten verwiesen worden seien. Auch habe die Apotheke nie Zytostatika für die Ambulanz hergestellt. Es sei immer nur um Fertigarzneimittel gegangen. Etwa solche zur Begleitmedikation einer Chemotherapie oder aber onkologische oral anzuwendende Fertigarzneimittel. Das entsprechende Depot hätten die Krankenschwestern verwaltet. Sinn dieses Depots sei gewesen, Nachteile und Verzögerungen für Patienten zu vermeiden, indem man die Medikamente direkt zur Hand hatte. Mit diesem Vorgehen habe man auch nicht die Krankenhausapotheke umgangen. Diese habe zu diesem Zeitpunkt den ambulanten Klinikbereich gar nicht beliefern dürften, betonte der Mediziner. Mittlerweile hat sich das allerdings geändert.

Katastrophale technische Ausstattung

Der Arzt betonte, dass die elektronischen Geräte erst viel später zum Thema wurden – 2008. Einen Zusammenhang zwischen dem Notfalldepot und der geschenkten technischen Ausstattung streitet auch er ab.  Die Ausstattung der Ambulanz sei damals „katastrophal“ gewesen, nicht einmal mehr Quartalsabrechnungen habe man mit der Software geschafft. „Mir ging es nur um eine bessere Ausstattung durch dringend nötige Sachspenden“, so R. Er habe sich nie persönlich bereichern wollen. Und auch Frau L. habe sich von ihren Geschenken keine Gegenleistung erhofft. R. stellte sodann Inventarisierungsanträge, um die Geräte ins Eigentum der Charité zu überführen. Die Drittmittelsatzung habe er nie gelesen. Er habe keine Regeln umgehen wollen, beteuerte er. Es habe nur ein Formular gegeben, das er ausfüllte. Er habe geglaubt, in seiner Position dürfe er so handeln wie er es tat. „Das war ein schwerer Fehler, den ich heute bereue“.  



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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1 Kommentar

Compliance strukturen etc.

von Dr. Matthias David Vogelsgesang am 19.02.2018 um 14:54 Uhr

Viel Lärm um nichts. Finanzbeamte und Journalisten finden sicher auch andere Themen, die bewegen.

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