BfR-Höchstmengenempfehlungen (Teil 1)

Nahrungsergänzungsmittel: Welche, wann und für wen? 

Stuttgart - 21.02.2018, 16:30 Uhr

Gezielt
supplementieren oder bewusst ernähren? (Foto: Ingo Bartussek / stock.adobe.com)   

Gezielt supplementieren oder bewusst ernähren? (Foto: Ingo Bartussek / stock.adobe.com)   


Nicht routinemäßig einnehmen, aber...

Nahrungsergänzungsmittel werden meist eingenommen, um „gesund“ zu bleiben. Diesem Trend möchten JoAnn E. Manson und Shari S. Bassuk im JAMA entgegnen: In den meisten randomisierten klinischen Studien zu Vitamin- und Mineralstoff-Supplementen sei kein klarer Nutzen gezeigt worden, dass damit primär oder sekundär chronischen Erkrankungen (die nicht direkt mit einem Nährstoffmangel zusammenhängen) vorgebeugt werden könnte.

Dagegen würden manche Studien sogar nahelegen, dass die Nahrungsergänzung mit Mikronährstoffen schaden kann. Nämlich dann, wenn die zugeführte Menge die empfohlenen Dosierungen überschreitet (zum Beispiel bei hohen Dosen von Beta-CarotinFolsäureVitamin E oder Selen).

Klar ist: Nahrungsergänzungsmittel sind kein Ersatz für eine gesunde und ausgeglichene Ernährung. Mikronährstoffe in der Nahrung werden vom Körper typischerweise besser aufgenommen und führten laut den JAMA-Autoren auch zu weniger Nebenwirkungen. Die Gesundheit sei viel enger mit Ernährungsgewohnheiten als mit der individuellen Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln verknüpft. 

Wann sind Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll?

Das wohl bekannteste Feld, in dem Nahrungsergänzungsmittel zum Einsatz kommen, ist die Schwangerschaft. Was kann man Schwangeren kurz und knapp empfehlen? Laut den JAMA-Autoren: Folsäure und pränatale Vitamine. 

Frauen, die schwanger werden könnten und Frauen im ersten Trimester einer Schwangerschaft sollten laut den amerikanischen Empfehlungen zwischen 0,4 und 0,8 mg Folsäure pro Tag einnehmen, um Neuralrohrdefekten vorzubeugen. Dabei sei Folsäure einer der wenigen Mikronährstoffe, die in synthetischer Form besser verfügbar sind als in der Nahrung, heißt es im JAMA. Kombinationspräparate, die unter anderem Folsäure und Vitamin D enthalten, werden als sinnvoll betrachtet.

Ob routinemäßig Eisen eingenommen werden sollte, ist laut JAMA nicht ausreichend untersucht. Schwangeren sollte aber empfohlen werden, sich eisenreich zu ernähren. Calcium könnte zwar unter Umständen das Risiko für Gestationshypertonie und Präeklampsie vermindern, jedoch brauche es dazu noch weitere Daten. Auch beim Thema hohe Vitamin-D-Dosen werden mehr Daten benötigt. 

Schwangeren empfiehlt der JAMA-Artikel ein Handout für Patienten von „The American College of Obstetricians and Gynecologists“: Alle Schwangeren sollten demnach täglich mindestens 600 µg Folsäure pro Tag einnehmen (unabhängig von der Quelle). Für die tägliche Eisen-Zufuhr werden 27 mg empfohlen.

Für alle Frauen ab 19 Jahren wird eine Calcium-Zufuhr von täglich 1000 mg angeraten. Als Quelle sollten Milchprodukte bevorzugt werden. Auch bei Vitamin D wird für Schwangere keine erhöhte Zufuhr empfohlen: Alle Frauen bräuchten 600 I.E. Vitamin D pro Tag. Wie decken sich diese Empfehlungen mit den neuen Höchtmengenangaben des BfR?



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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