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Der russische Olympiacurler Alexander Kruschelnizki ist des Dopings überführt. Das meldet die russische Nachrichtenagentur Tass. Auch die B-Probe des Bronzegewinners im neuen Mixed-Wettbewerb war positiv. Nachgewiesen wurde Meldonium. Die in Deutschland nicht zugelassene Substanz ist seit 2016 verboten. Aber wie wirkt das Arzneimittel eigentlich?
Russische Sportler dürfen bei den Olympischen Spielen in Südkorea nur unter neutraler Flagge und ohne eigene Hymne starten. Denn Russlands Nationales Olympisches Komitee war wegen des systematischen Dopingbetrugs bei den Winterspielen in Sotschi 2014 vom Internationalen Olympischen Komittee (IOC) suspendiert worden. Die Sportler, die als Olympische Athleten aus Russland (OAR) antreten, unterliegen einem Verhaltenskodex – dazu gehört die Einhaltung der Dopingregeln. Ausgerechnet einer dieser vermeintlich sauberen Athleten ist nun des Dopings überführt worden: Curler Alexander Kruschelnizki, Bronzegewinner im neuen Mixed-Wettbewerb – einer von bislang drei Dopingfällen während dieser Spiele.
Nachgewiesen wurde Meldonium. Seit 1. Januar 2016 steht es auf der Liste der verbotenen Substanzen der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). Es stand bereits in den Jahren zuvor unter Beobachtung. 2014 konnte ein verstärkter Missbrauch in verschiedenen Sportarten festgestellt werden. Laut einer vom WDR präsentierten Studie aus dem Jahr 2015 sollen 724 von 4316 russischen Doping-Proben die Substanz Meldonium enthalten haben – also fast jede sechste.
In Deutschland keine Zulassung
Meldonium wird in Russland und in den baltischen Staaten unter dem Handelsnamen Mildronate in Form von Kapseln und Ampullen vertrieben. In Deutschland und den USA ist das Präparat nicht zugelassen. Die Substanz soll durchblutungsfördernd und kardioprotektiv wirken. Daher wird sie unter anderem bei Angina pectoris, nach Herzinfarkt, bei Herzinsuffizienz aber auch bei anderen Durchblutungsstörungen eingesetzt. Bei Gesunden soll Meldonium zu gesteigerter Ausdauer und schnellerer Rehabilitation nach Belastungen führen.
Meldonium ist ein Strukturanalogon zu γ-Butyrobetain und blockiert unter anderem die Oxidation von Fettsäuren. Einer kürzlich erschienenen Übersichtsarbeit zufolge wirkt es vermutlich über Inhibition verschiedener Enzyme, die für die Carnitin-Biosynthese verantwortlich sind. L- Carnitin ist an der Fettsäure-Oxydation beteiligt. Dadurch scheint es zu Anpassungen im zellulären Energiehaushalt zu kommen. Außerdem scheint Meldonium blutzuckersenkende Effekte zu haben.
Warum nehmen Sportler Meldonium?
Man gehe davon aus, heißt es bei der Dopinginfo der Deutschen Sporthochschule Köln, „dass Athleten auf die Substanz zurückgreifen, um mögliche Effekte hinsichtlich verbesserter Durchblutung und physischer Ausdauer auszunutzen.“ Weil Meldonium vor allem aus nicht-medizinischen Gründen zur Leistungssteigerung eingesetzt wurde, hat die WADA die Substanz zum 1. Januar 2016 verboten. Meldonium gehört zur Gruppe S4 Hormone und metabolische Modulatoren.
Prominentester Meldonium-Fall nach dem Verbot war der von Tennisprofi Marija Scharapowa. Sie wurde im März 2016 für 15 Monate gesperrt, weil sie bei den Australien-Open positiv auf Meldonium getestet wurde. Sie will die Änderung in den Doping-Regularien übersehen haben, berichtete damals die Süddeutsche Zeitung (SZ). Das Mittel habe sie bereits seit zehn Jahren eingenommen – gegen Grippe und andere Krankheiten, soll Scharapowa erklärt haben.
Curler Kruschelnizki hat seine olympische Bronzemedaille übrigens mittlerweile zurückgeben und wohl den Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln eingeräumt. Das berichtet die ARD-Sportschau. Kruschelnizkis Fall ist vor allem deswegen so brisant, weil die Exekutive des IOC am Samstag entscheidet, ob die russischen Sportler am Sonntag bei der Schlussfeier wieder unter eigener Fahne, mit eigener Hymne und eigener Kleidung ins Olympiastadion einlaufen dürfen. Mit ein Entscheidungskriterium ist, ob sich die Athleten an die Regeln halten.
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