Schlaf und Schichtarbeit

So optimieren Sie ihren Schlaf für den Notdienst 

Stuttgart - 07.03.2018, 17:40 Uhr

Wie bleibt man trotz gestörtem Schlafrhythmus leistungsfähig? „Sleep management skills“ könnten weiterhelfen. (Foto: Yuriy Shevtsov / stock.adobe.com)

Wie bleibt man trotz gestörtem Schlafrhythmus leistungsfähig? „Sleep management skills“ könnten weiterhelfen. (Foto: Yuriy Shevtsov / stock.adobe.com)


Allgemein bekannt ist, dass Schichtarbeit den zirkadianen Rhythmus stört und Schlafmangel ungesund ist. Zudem schadet ein gestörter Schlafrhythmus nicht nur der persönlichen Gesundheit, sondern kann durch mangelnde Konzentration auch anderen Menschen – je nach Aufgabe – Schaden zufügen. Wie kann man sich aber sinnvoll auf Nachtschichten vorbereiten?

 „Sleep management skills“ – diese Fähigkeit wollen zwei Ärzte im BMJ (British Medical Journal) Schichtarbeitern (wie Ärzten, Krankenschwestern und Apothekern) vermitteln. Dazu haben sie die Literatur durchforstet und Maßnahmen herausgearbeitet, die Schichtarbeitern (evidenzbasiert) zu einem gesünderen Schlaf verhelfen könnten.

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Erste Regel: Kein Schlafmangel vor der Nachtschicht

Menschen brauchen unterschiedlich viel Schlaf, zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Rhythmen. Sie verkraften Schlafmangel auch unterschiedlich gut. Als Faustregel lässt sich annehmen, dass die persönliche Leistung sinkt, wenn man zwei Stunden weniger schläft, als man normaler Weise benötigt wird. Die Leistung verschlechtert sich zunehmend, je mehr Schlafmangel man ansammelt. Sollte man also ein gewisses Schlafdefizit vor der nächsten Nachtschicht angesammelt haben, ist es ratsam, dieses zuvor auszugleichen, indem man am Morgen vor der Nachschicht ausschläft, also keinen Wecker stellt. Der übliche Kaffee am Morgen sollte vermieden werden. Zwischen 14 und 18 Uhr ist ein Mittagsschlaf erlaubt. Nach dem Mittagsschlaf kann die Einnahme von Coffein förderlich sein; es kann die Leistung in der folgenden Nachschicht verbessern. Eine Dauer zwischen 60 und 90 Minuten erscheint für einen Mittagsschlaf günstig zu sein. 

Zweite Regel: Im Notdienst Aktivität und Nickerchen kombinieren

Nickerchen zwischen 10 und 20 Minuten im ersten Teil der Nachschicht sollen Aufmerksamkeit und Leistung verbessern. Die Daten dazu sind uneinheitlich, jedoch lässt sich durch die kurze Schlafdauer eventuelle „Schlaftrunkenheit“ vermeiden. Auch während der Nachtschicht, ist Coffein nochmal erlaubt, aber nur noch vor dem ersten Nickerchen. Denn die Wirkung tritt nach 20 bis 45 Minuten ein und hält für drei bis fünf Stunden an. Mindestens drei Stunden vor dem Schlafen gehen sollte also kein Coffein mehr konsumiert werden. Was die Dosis betrifft, sollen 4 mg/kg acht Stunden vor dem Zubettgehen den folgenden Schlaf nicht stören. Eine handelsübliche Coffein-Tablette enthält 200 mg Coffein.

Die BMJ-Autoren erwähnen auch verschreibungspflichtige Arzneimittel wie Modafinil („Zur Behandlung von Erwachsenen mit exzessiver Schläfrigkeit, die mit Narkolepsie mit oder ohne Kataplexie einhergeht.“), die zwar effektiv sind, aber auf Grund ihres Nutzen-Risiko-Verhältnisses nicht angewendet werden sollten.

Auch helles Licht könnte während einer Nachtschicht Schläfrigkeit vermindern, die Daten sind jedoch uneinheitlich. 

In Anbetracht dessen, dass alle genannten Maßnahmen keine Garantie für genügend Aufmerksamkeit während einer Nachschicht bieten, sollte Strategien erarbeitet werden, um Fehler rechtzeitig zu erkennen und zu vermeiden. Die frühen Morgenstunden sind besonders kritisch.

Dritte Regel: Hauptmahlzeit direkt vor der Nachtschicht essen

Nicht nur das Schlafen, auch unsere Nahrungsaufnahme unterliegt einem zirkadianen Rhythmus. Wenige Daten weisen darauf hin, dass eine verminderte Nahrungsaufnahme während der Nacht sich positiv auf die Leistung im Beruf auswirkt. Während der Nacht gar nicht zu essen, kann aber das Wohlbefinden beeinträchtigen, deshalb raten die BMJ-Autoren während des Notdienstes wenig, aber genügend zu essen.

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Vierte Regel: Jeder Schlaf ist besser als kein Schlaf

Stehen mehrere Nachtschichten (beispielsweise im Krankenhaus) bevor, sollte an den Tagen zwischen den Nachtschichten so früh wie möglich zu Bett gegangen werden. In den letzten Stunden der Nachtschicht sollte kein Coffein oder Nicotin mehr konsumiert werden. Helles Licht sollte vermieden werden: Selbst an einem wolkigen Tag empfiehlt es sich, auf dem Heimweg eine Sonnenbrille zu tragen. Öffentlicher Verkehr ist sicherer, als selbst zu fahren. Zu Hause sollte so früh wie möglich in einem abgedunkelten, ruhigen Raum geschlafen werden (kein helles Licht, keine Computerbildschirme, kein Alkohol). Man sollte so viel schlafen wie möglich – auch wenn der Schlaf unterbrochen wird, ist er besser, als gar nicht zu schlafen. Nach einem Jetlag soll es pro durchquerter Zeitzone einen Tag lang dauern, bis man wieder zum normalen zirkadianen Rhythmus zurückfindet. Schlafmittel (wie Zopiclon, Benzodiazepine und Melatonin), empfehlen die BMJ-Autoren nicht.

Fünfte Regel: Nickerchen direkt nach der Nachtschicht machen

Beim Apothekennotdienst kann meist direkt nach einer Nacht schon zum gewohnten Schlafrhythmus zurückgekehrt werden. Dann empfiehlt es sich, direkt wenn man zu Hause ankommt 90 oder 180 Minuten zu schlafen (das entspricht ein oder zwei Schlafzyklen). Nach dem Aufwachen sollte man nach draußen ins Tageslicht gehen und abends sollte man versuchen zur üblichen Schlafenszeit ins Bett zu gehen. Dazwischen sollte kein Mittagsschlaf gemacht werden. Regelmäßige Bewegung soll den Schlaf quantitativ und qualitativ verbessern. Wie genau die Bewegung aussehen sollte (Zeitpunkt, Dauer, Intensität) ist laut BMJ jedoch noch nicht geklärt. 

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Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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