Frankfurt am Main

Stadt-Parlament streitet um Mohren-Apotheken – ohne Lösung

Berlin - 02.03.2018, 15:30 Uhr

Auch um den Namen der Zeil-Apotheke zum Mohren wurde am gestrigen Donnerstag in der Stadtverordnetenversammlung von Frankfurt am Main gestritten. (Bild: Alexander Schwartz)

Auch um den Namen der Zeil-Apotheke zum Mohren wurde am gestrigen Donnerstag in der Stadtverordnetenversammlung von Frankfurt am Main gestritten. (Bild: Alexander Schwartz)


Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Frankfurt am Main hat sich am gestrigen Donnerstag mit dem Namen einiger Mohren-Apotheken beschäftigt. Die Kommunale Ausländervertretung hatte zuvor beantragt, dass die Versammlung sich für eine Umbenennung einsetzen soll. Das Stadt-Parlament konnte sich jedoch nicht einigen und vertagte die Debatte.

Die Diskussion um die Mohren-Apotheken der Stadt Frankfurt am Main geht in die nächste Runde. Am gestrigen Donnerstag diskutierte die Stadtverordnetenversammlung einen Antrag der Kommunalen Ausländervertretung (KAV), der in den vergangenen Wochen eine bundesweite Diskussion um die Namen der Mohren-Apotheken ausgelöst hatte. Die KAV hatte sich dafür eingesetzt, dass sich die Verwaltungsspitze der Stadt Frankfurt dafür einsetzt, dass die Namen der „Mohren-Apotheke“ und der „Zeil-Apotheke zum Mohren“ geändert werden.

Ein Sprecher der Stadtverordnetenversammlung erklärte gegenüber DAZ.online, dass man in der gestrigen Sitzung lange und kontrovers über den Antrag diskutiert habe. Es sei jedoch nichts beschlossen worden. In den kommenden Wochen soll das Thema nun zunächst im Ausschuss für „Bildung und Integration“ angesprochen werden, um eine Lösung des Themas gegebenenfalls vorzubereiten. Die Stadtverordnetenversammlung tagt das nächste Mal am 22. März 2018. Sollte bis dahin eine beschlussreife Lösung vorliegen, werde das Thema wieder aufgegriffen.

Zu den Inhalten und Aussagen der Sitzung wollte sich der Sprecher nicht äußern. Allerdings berichten mehrere regionale Tageszeitungen über den Gedankenaustausch zwischen den Politikern. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet in ihrem Lokalteil beispielsweise, dass sich Sylvia Weber (SPD), Dezernentin für Integration der Stadt Frankfurt, darüber beschwert habe, dass eine der Antragstellerinnen für ihren Vorstoß in der Öffentlichkeit hart attackiert worden war. Virginia Wangare Greiner soll in den vergangenen Wochen Hassmails und Drohungen erhalten haben.

CDU uneins in Sachen Mohren-Apotheke

In der CDU, die die größte Fraktion in der Versammlung stellt, hat sich offenbar noch keine klare Meinung herausgebildet. „Die KAV wäre gut beraten, sich mit Themen zu befassen, die im Alltag tatsächlich von Bedeutung sind“, hatte Thomas Kirchner, integrationspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion noch Anfang Februar zu dem Thema gesagt. Sein Fraktionskollege Michael zu Löwenstein hingegen soll laut FAZ am gestrigen Donnerstag darauf hingewiesen haben, dass dies ein „schwieriges Thema“ sei und dass man aufpassen müsse, dass sich der Rassismus nicht weiter ausbreitet.

Die FDP kündigte an, den Antrag abzulehnen. Die Fraktion „Bürger für Frankfurt“ soll sich ebenfalls dagegen ausgesprochen haben. Auch die AfD lehnt den Antrag heftig ab. Die Frankfurter Neue Presse berichtet, dass ein Mandatsträger von „linkem Dominanzverhalten“ gesprochen haben soll. Ein humoristischer Vorschlag kam aus den Reihen von Die Partei: Ein Abgeordneter soll verlangt haben, mit einem Edding zwei Umlaut-Punkte über das „o“ zu malen, so dass aus der Mohren-Apotheke eine „Möhren-Apotheke“ werde.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


6 Kommentare

Jeder weiß, dass „M**r“ negativ ist

von Thomas Flowers am 03.03.2018 um 17:14 Uhr

Fragen:
Warum gibt es in Deutschland zwei unterschiedliche Wörter: „Maure“ und „M**r“?
Sie kennen den Unterschied!
Warum gibt es keine Mauren-Apotheke?, wenn das doch identisch sein soll?
Warum wurden der Sarotti-Magier und die Schaumküsse umbenannt?
Sie wissen alle, warum!
Warum wurde die Lutherbibel (Lesen Sie mal 1. Mose, Kap. 2!) verändert? In der Ausgabe von 1908 liest man noch „Weib“ und „M**r“.
Sie alle wissen, warum.
Warum regen sich so viele über eine harmlose Namensänderung auf?
Sie alle wissen, warum!
Je mehr Kommentare eingehen, desto klarer wird es. Sie wissen es und Sie verraten sich!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Jeder weiß, dass „M**r“ negativ ist

von N.Bödewig am 05.03.2018 um 13:07 Uhr

Im anglosächsischen Sprachraum wird heute noch der Begriff Weib (wife=Ehefrau) benutzt und das gewiß nicht diskriminierend. Ich gebe Ihnen recht das sich die Verwendung von Worten im Laufe der Jahre verändern kann. (das Wort brav z.B. wird heute eher in der Bedeutung artig, folgsam verwendet, obgleich es früher nur im Sinne von tapfer [der brave Soldat] benutzt wurde; komisch ist heute auch als "seltsam" im Gebrauch .........). Das der Begriff Mohr in negativer Intention Verwendung findet, oder gar als Schimpfwort benutzt werden soll, können Sie mit Sicherheit nicht belegen. Ich jedenfalls finde dieses Wort heute auch nur im historischen Kontext, bzw. in Dichtung vergangener Jahre, d.h. es wird im täglichen Sprachgebrauch praktisch nicht mehr verwendet. Also überhaupt kein Grund zur Aufregung, zumindest nicht für die überwältigende Mehrheit der Kommentatoren dieses Artikels. Und bitte implizieren Sie nicht, dass hier rassistische Gedanken im Spiel sind.Pfui!

FAZ

von Dr.Diefenbach am 03.03.2018 um 12:04 Uhr

Die FAZ hat diesem Thema gestern eine ganze Seite gewidmet.Übrigens darf der Kollege. Schwartz seinen Namen behalten,außer die Stadtverordneten befinden da was Neues...Die Debatte um dieses Thema wurde 'das nebenbei,vertagt !!!!!So wie es aussieht wollen SPD und Grüne auf eine Namensänderung der Apotheke hinaus ??!!Dieser Ausländerbeirat scheint viel zu melden zu haben.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Mohren-Apotheke

von Dr. Wolfgang Schiedermair am 03.03.2018 um 10:28 Uhr

Die Diskussion über den Mohr nimmt mittlerweie reichlich groteske Zügean: Das Wort "Mohr" geht auf den Heiligen Mauritius (französisch: Maurice, gesprochen: Mohris) zurück, der als Anführer der Thebaischen Legion mit seinen Soldaten wegen seines Glaubens den Märtyrertod erlitten haben soll. Da der Legende nah der Hl. Moritz in Theben (Ägypten) geboren wurde, erscheint er in fast der gesamten Kunst als dunkelhäuter Mensch. - Keine abfällige Wertung, und schon gar keine Herabsetzung ist mit dem Namen verbunden, eher ehrfürchtige heiligenmäßige Verehrung. Insofern hat der Begriff "Mohr" überhaupt nichts Negatives an sich.
Vielleicht sollten sich unsere Volksvertreter einmal mit dem Begriff und seiner Geschichte auseinandersetzen..... Sollten die Frankfurter Stadtverordneten dies aufgrund ihrer Allgemeinbildung nicht wissen (so twas sollte zur Allgemeinbildung gehören !), genügt heutzutage ein einfaches Googlen. Und damit wäre die gesamte unnötige Diskussion hinfällig.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Mohren-Apotheke

von Thomas Flowers am 04.03.2018 um 17:01 Uhr

Keineswegs macht eine historische Erläuterung eine Diskussion hinfällig. Sie geht vielmehr an der eigentlichen Sache völlig vorbei. Man kann sicher auch erklären, woher die Begriffe "Weib", oder "Krüppel" (und 100 andere) stammen. Das ändert nichts daran, dass sie abwertend, böse und menschenverachtend gebraucht werden. Gleiches gilt für den "M*hr".

Mal ehrlich

von Peter Bauer am 03.03.2018 um 9:05 Uhr

Mal ehrlich !Wer gibt denn seinem Geschäft einen Namen um etwas negatives damit auszusagen?!?Ich denke eher der Namensgeber hatte im Gegenteil eher etwas positives damit ausdrücken wollen,bei der Wahl des Geschäftsnamens.Diese ganzen Diskussionen um Ausdrücke ,die bis jetzt unbewertet als normal im Alltag gebraucht wurden,ist schon ein ziemliches Luxusproblem,Anscheinend haben diese Leute so wenig Probleme,dass sie sich welche künstlich erschaffen müssen um sich selbst "political correctness",wie man das heute wohl nennt,nach aussen hin zu verleihen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.