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16. März 2018
Wenn zwei bzw. sogar drei zusammenkommen, deren Meinungen zum Rx-Versandverbot man kennt, von denen man weiß, dass sie diametral auseinander liegen, darf man nicht erwarten, dass sie eine gemeinsame Linie finden. Aber das war auch nicht das Ziel des Interpharm- Streitgesprächs mit Max Müller, Chief Strategy Officer der niederländischen Versandapotheke DocMorris, und Dr. Heinz-Uwe Dettling, Rechtsanwalt aus Stuttgart und strammer Verfechter eines (flexiblen) Versandverbots für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Und wenn dieses Streitgespräch noch pointiert von Dr. Christian Rotta, Geschäftsführer des Deutschen Apotheker Verlags, moderiert wird, dann kann man sicher sein, dass Tacheles geredet wird. Das Sahnehäubchen für das Gepräch: Alle drei sind Juristen, das bedeutet volle Eloquenz und Schlagfertigkeit – und das machte Spaß. Müller sieht ein Rx-Versandverbot gelassen, „es kommt wie es kommt“,man habe gelernt, mit jeder Situation zu leben. Die Frage sei eher: Würde das Verbot auch bleiben? Das könne letztlich niemand sagen. Für Dettling ist nach wie vor ein flexibles Rx-Versandverbot mit wenigen, rechtlich erforderlichen Ausnahmen die richtige Antwort auf das EuGH-Urteil. Müller sieht durchaus Apotheken mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten, aber das habe natürlich nichts mit dem Versandhandel zu tun. Mein liebes Tagebuch, das sind sie eben, die vorgefertigten Meinungen, die Versandbefürworter in den Ring werfen. Als Alternative zum Rx-Versandverbot holte Müller Höchstpreise für Rx-Arzneimittel aus dem Hut. Zum Glück sei diese Idee damals verworfen worden, konterte Dettling, denn für ihn wären Höchstpreise die „Atombombe für die flächendeckende Versorgung“. Mein liebes Tagebuch, auch am Ende der Diskussion lagen Müller und Dettling meilenweit auseinander, aber man hatte miteinander gesprochen. Und Müller hatte sogar die Hoffnung, dass man wirklich eine Diskussion um die Zukunft von Apotheken führen könne, auch über die Themen Honorar, Wettbewerb und gleichlange Spieße. Sein Wort in Gottes Ohr!
Wenig kontrovers, ja geradezu fürsorglich wirkte es, wie sich die Gesundheitspolitiker von Michael Hennrich (CDU), Sabine Dittmar (SPD), An), Kordula Schulz-Asche (Die Grünen) und Sylvia Gabelmann, selbst Apothekerin (Die Linke), in der gesundheitspolitischen Diskussion auf der Interpharm um die Zukunft der Apotheker sorgten. Sie machten sich Gedanken um honorierte Dienstleistungen, um die Einbindung der Apotheker in den Medikationsplan (ein Muss!), um ARMIN („in der Theorie schon perfekt“). Das Thema Honorargutachten stand für sie nicht im Vordergrund (Hennrich: „Das interessiert zurzeit keinen.“). Und Dittmar: Fraglich, ob man überhaupt Zeit habe darüber zu reden, es gibt Drängenderes). Nur beim Rx-Versandverbot traten die unterschiedlichen Haltungen zutage. Während Hennrich es durchsetzen will, Dittmar sich einem Verbot nicht verschließen will und Gabelmann (Die Linken) sich als Freundin der Apotheker sieht, glauben FDP und Grüne nicht, dass sich Strukturprobleme mit einem Rx-Versandverbot lösen lassen. Mein liebes Tagebuch, was allerdings mehr als auffällig war: Alle Gesundheitspolitiker beklagten die Rückzugstaktik der ABDA. Die ABDA sollte mit uns reden, hieß es sinngemäß von allen, über Honorierungsmodelle, über den Medikationsplan und auch übers Honorargutachten, sollte es mal anstehen. „Wir brauchen den Dialog“, so könnte das Fazit lauten. Mein liebes Tagebuch, da ist es wieder, das Urproblem der ABDA: zu wenig Dialog, zu wenig Kommunikation.
3 Kommentare
Öffentlichkeitsarbeit, Quadratur des Kreises?
von Elisabeth Thesing-Bleck am 18.03.2018 um 9:26 Uhr
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AW: Öffentlichkeitsarbeit, Quadratur des
von Anita Peter am 18.03.2018 um 10:20 Uhr
Krämer oder Heilberufler ?
von Ulrich Ströh am 18.03.2018 um 9:18 Uhr
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