Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

18.03.2018, 08:00 Uhr

Dialog heißt das Zauberwort! Wäre schön, wenn die ABDA das üben  würde. (Foto: Andi Dalferth)

Dialog heißt das Zauberwort! Wäre schön, wenn die ABDA das üben  würde. (Foto: Andi Dalferth)


16. März 2018

Wenn zwei bzw. sogar drei zusammenkommen, deren Meinungen zum Rx-Versandverbot man kennt, von denen man weiß, dass sie diametral auseinander liegen, darf man nicht erwarten, dass sie eine gemeinsame Linie finden. Aber das war auch nicht das Ziel des Interpharm- Streitgesprächs mit Max Müller, Chief Strategy Officer der niederländischen Versandapotheke DocMorris, und Dr. Heinz-Uwe Dettling, Rechtsanwalt aus Stuttgart und strammer Verfechter eines (flexiblen) Versandverbots für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Und wenn dieses Streitgespräch noch pointiert von Dr. Christian Rotta, Geschäftsführer des Deutschen Apotheker Verlags, moderiert wird, dann kann man sicher sein, dass Tacheles geredet wird. Das Sahnehäubchen für das Gepräch: Alle drei sind Juristen, das bedeutet volle Eloquenz und Schlagfertigkeit  – und das machte Spaß. Müller sieht ein Rx-Versandverbot gelassen, „es kommt wie es kommt“,man habe gelernt, mit jeder Situation zu leben. Die Frage sei eher: Würde das Verbot auch bleiben? Das könne letztlich niemand sagen. Für Dettling ist nach wie vor ein flexibles Rx-Versandverbot mit wenigen, rechtlich erforderlichen Ausnahmen die richtige Antwort auf das EuGH-Urteil. Müller sieht durchaus Apotheken mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten, aber das habe natürlich nichts mit dem Versandhandel zu tun. Mein liebes Tagebuch, das sind sie eben, die vorgefertigten Meinungen, die Versandbefürworter in den Ring werfen. Als Alternative zum Rx-Versandverbot holte Müller Höchstpreise für Rx-Arzneimittel aus dem Hut. Zum Glück sei diese Idee damals verworfen  worden, konterte Dettling, denn für ihn wären Höchstpreise die „Atombombe für die flächendeckende Versorgung“. Mein liebes Tagebuch, auch am Ende der Diskussion lagen Müller und Dettling meilenweit auseinander, aber man hatte miteinander gesprochen. Und Müller hatte sogar die Hoffnung, dass man wirklich eine Diskussion um die Zukunft von Apotheken führen könne, auch über die Themen Honorar, Wettbewerb und gleichlange Spieße. Sein Wort in Gottes Ohr! 


Wenig kontrovers, ja geradezu fürsorglich wirkte es, wie sich die Gesundheitspolitiker von Michael Hennrich (CDU), Sabine Dittmar (SPD), An), Kordula Schulz-Asche (Die Grünen) und Sylvia Gabelmann, selbst Apothekerin (Die Linke), in der gesundheitspolitischen Diskussion auf der Interpharm um die Zukunft der Apotheker sorgten. Sie machten sich Gedanken um honorierte Dienstleistungen, um die Einbindung der Apotheker in den Medikationsplan (ein Muss!), um ARMIN („in der Theorie schon perfekt“). Das  Thema Honorargutachten stand für sie nicht im Vordergrund (Hennrich: „Das interessiert zurzeit keinen.“). Und Dittmar: Fraglich, ob man überhaupt Zeit habe darüber zu reden, es gibt Drängenderes). Nur beim Rx-Versandverbot traten die unterschiedlichen Haltungen zutage. Während Hennrich es durchsetzen will, Dittmar sich einem Verbot nicht verschließen will und Gabelmann (Die Linken) sich als Freundin der Apotheker sieht, glauben FDP und Grüne nicht, dass sich Strukturprobleme mit einem Rx-Versandverbot lösen lassen. Mein liebes Tagebuch, was allerdings mehr als auffällig war: Alle Gesundheitspolitiker beklagten die Rückzugstaktik der ABDA. Die ABDA sollte mit uns reden, hieß es sinngemäß von allen, über Honorierungsmodelle, über den Medikationsplan und auch übers Honorargutachten, sollte es mal anstehen. „Wir brauchen den Dialog“, so könnte das Fazit lauten. Mein liebes Tagebuch, da ist es wieder, das Urproblem der ABDA: zu wenig Dialog, zu wenig Kommunikation.  



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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3 Kommentare

Öffentlichkeitsarbeit, Quadratur des Kreises?

von Elisabeth Thesing-Bleck am 18.03.2018 um 9:26 Uhr

TV-Sendungen wie das „Tagesgespräch“ des Bayerischen Rundfunks zeigt die Quadratur des Kreises, die die Öffentlichkeitsarbeit der ABDA zu lösen hat. Solche Sendungen machen Bürgerinnen und Bürger immer wieder auf den Vertriebsweg Versandhandel aufmerksam und sind damit eine kostenlose Werbung für diese Möglichkeit Arzneimittel zu bestellen. In diesem Fall fällt die Sendung in eine Phase, in der die wichtigsten Verbündeten der Apotheken um jede Stimme bei den kommenden Landtagswahlen kämpfen. Es steht zu befürchten, dass die derzeit extrem nervös reagierenden bayerischen Landespolitiker sich von der Vielzahl der Stimmen beeindrucken lassen, die sich in der Sendung für die Beibehaltung des RX-Versandhandels ausgesprochen haben. Andererseits lässt sich ohne Öffentlichkeit ein Verbot des RX-Versandhandels auch nicht erreichen.
Wer oder was hilft den Apothekerinnen und Apothekern bei der Lösung der Quadratur des Kreises?

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AW: Öffentlichkeitsarbeit, Quadratur des

von Anita Peter am 18.03.2018 um 10:20 Uhr

Ein ausländischer Großkonzern gibt die Möglichkeit das Steuerungsinstrument Zuzahlung zu unterlaufen. Jeder Politiker, der das gut findet, sollte sich für die sofortige Abschaffung der Zuzahlung einsetzen.
Mit dem RXVV wird die Preisbindung aufrecht erhalten, nicht mehr und nicht weniger.
Ich habe keine Alternative in den letzten 1,5 Jahren gehört, wie die PB erhalten werden kann.

Krämer oder Heilberufler ?

von Ulrich Ströh am 18.03.2018 um 9:18 Uhr

Alles an unserer Wahrnehmungs-Misere kann man der ABDA nicht in die Schuhe schieben:

Wer montags offensichtlich kostenlos verblistert, mittwochs nachmittags regelmäßig Happy Hour mit minus 25 Prozent auf fast alles veranstaltet und am Freitag vor einem Kammergericht für seine Ein-Euro -Gutscheine für Rx streitet und Recht bekommt,der kann am Sonntag nicht erwarten,von der Politik als - unersetzlicher Heilberufler -wahrgenommen zu werden.

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