Antwort auf Anfrage der Linken

Ministerium: Cannabis-Ernte ab 2019 auch in Deutschland

Berlin - 19.03.2018, 16:30 Uhr

Nach Einschätzung des BMG sollte es im kommenden Jahr mit dem deutschen Cannabis-Anbau klappen. Die Linke ist skeptisch und sieht große Versorgungslücken.(Foto: Imago)

Nach Einschätzung des BMG sollte es im kommenden Jahr mit dem deutschen Cannabis-Anbau klappen. Die Linke ist skeptisch und sieht große Versorgungslücken.(Foto: Imago)


Importbedarf drastisch angestiegen

Movassat begründet seine Bedenken anhand der Antworten des BMG auf die Fragen seiner Fraktion nach der aktuellen Importlage. Nach Informationen des BMG hat das BfArM seit dem 7. September 2017 drei Anträge auf Erteilung von Importerlaubnissen über einen Gesamtumfang von 2100 Kilogramm Cannabis genehmigt. Darüber hinaus haben sechs Unternehmen, die bereits eine Importerlaubnis haben, zusammengerechnet eine Erhöhung der Einfuhrmengen von 21.300 Kilogramm beantragt. 

Im Vergleich dazu wurden im Zeitraum vom November 2008 bis März 2017 lediglich 1060 Kilogramm Cannabis eingeführt, wie aus einer Antwort des BMG auf eine vorangegangene Anfrage der Linken hervor geht. „Die vorliegenden Zahlen zeigen, wie enorm der Bedarf an medizinischem Cannabis ist. Die Importmengen gehen durch die Decke und gleichzeitig hat die Bundesregierung trotzdem mit Lieferengpässen zu kämpfen“, kommentiert der drogenpolitische Sprecher der Linken.   

Im Rahmen des aktuellen Ausschreibungsverfahrens hat die deutsche Cannabisagentur übrigens geplant, für den Zeitraum zwischen 2019 und 2022 insgesamt 6600 Kilogramm anbauen zu lassen. Nach Meinung der Linksfraktion ist dieser veranschlagte Produktionsumfang jedoch viel zu gering.

Cannabis überwiegend gegen Schmerzen verordnet

Neben dem Themen Anbau und Import interessierten sich die Linken auch für die Begleiterhebungen des BfArMs zur Cannabistherapie. Laut dem Antwortschreiben des BMG sind bisher rund 400 Datensätze eingegangen. Bei 68 Prozent der Patienten wurde Cannabis gegen Schmerzen verschrieben. Die zweithäufigste Indikation für Medizinhalhanf ist die ungewollte Gewichtsabnahme bei 15 Prozent der Patienten. 8 Prozent der Patienten in den Begleiterhebungen hatten Cannabis gegen Spastiken und 6 Prozent gegen Übelkeit und Erbrechen verordnet bekommen.  

Das BMG beantwortete auch die Frage der Linken nach dem Versorgungsbericht des GKV-Spitzenverbandes zur Cannabismedizin und zitierte Zahlen vom 29. September 2017. Demnach gingen im ersten halben Jahr seit der Gesetzesänderung rund 12.000 Anträge bei den Krankenkassen ein, wovon 57 Prozent genehmigt wurden.  

Aktuellere Zahlen von März 2017 bis Ende Februar 2018 zeigen eine weitere Zunahme der Anträge auf Genehmigung von Cannabistherapien. Nach Informationen des AOK Bundesverbands, der Barmer und der Techniker sind im ersten Jahr seit Inkrafttreten des Cannabisgesetzes bei diesen drei mitgliederstarken Krankenkassen zusammengerechnet 15.720 Anträge eingegangen. Die Genehmigungsquote hat sich dabei inzwischen auf rund zwei Drittel stabilisiert.  



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Versorgungsenpaß - wie doof ist das denn ?

von Ratatosk am 19.03.2018 um 19:06 Uhr

Hat die Politik und Verwaltung eigentlich schon mitbekommen, daß sich bereits milliardenschwere Konzerne gebildet haben ? Engpässe und volkswirtschaftliche Verluste sind wie immer nur hausgemacht durch Bürokratie und inkompetente Verordnungen. Man denke nur an solchen Unsinn wie, sogenannten erst irgendwie zu schaffenden "Fachgeschäften" durch immer dieselben Leutchen, die halt Apotheken hassen. Wir haben wie bei den ausländischen Versandapotheken die Wahl die Erträge für die Bevölkerung einsetzen zu können, oder für spezielle Interessen ins Ausland zu schicken.
Wenn man es geregelt machen will , dann muß man vernünftiges praktikables verordnen, oder es wird irgendwo irgendwie gemacht.

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