Überlebenszeiten

NRW-Gesundheitsminister Laumann will Zyto-Skandal prüfen lassen

Bottrop - 27.03.2018, 17:50 Uhr

In Bottrop trugen Demonstranten Listen mit Namen von Patienten durch die Stadt, die womöglich von dem Fall betroffen sind. Die Apotheke hat inzwischen eine neue Betreiberin. (Foto: hfd / DAZ.online)

In Bottrop trugen Demonstranten Listen mit Namen von Patienten durch die Stadt, die womöglich von dem Fall betroffen sind. Die Apotheke hat inzwischen eine neue Betreiberin. (Foto: hfd / DAZ.online)


Was können die Kassen über den Fall herausfinden? 

Laut dem Correctiv-Bericht haben Experten der AOK Rheinland/Hamburg die Fälle von 170 Versicherten analysiert, die zwischen 2009 und 2016 wegen Brustkrebs, Leukämien und Lymphome litten Krebsmittel aus der Apotheke von Peter S. bekamen. Diese Informationen verglichen sie mit den Daten von gut 13.000 Versicherten mit vergleichbarer Erkrankungssituation, die Zytostatika aus anderen Apotheken erhielten.

Aufgrund der geringen Patientenzahl sind kaum Rückschlüsse möglich. Zwar bestätigt die Kasse die publizierten Zahlen, bezeichnet sie aber als vorläufige interne Analyse. Bei Leukämie- und Lymphompatienten, die Zytostatika aus der Bottroper Zyto-Apotheke bezogen, sollen bislang rund vier von fünf Versicherten verstorben sein – in der Vergleichsgruppe nur gut jeder zweite. Brustkrebspatientinnen sollen häufiger einen Rückfall erlitten haben. Die AOK Rheinland/Hamburg will den zugrundeliegenden Bericht nicht zur Verfügung stellen, Correctiv verweist auf Quellenschutz.

„Derzeit ist da nichts geplant“

Womöglich könnte die Analyse der Versicherten mehrerer Krankenkassen zuverlässigere Ergebnisse erzielen, doch Anfragen von DAZ.online ergeben geringe Aktivitäten in dieser Sache. Er habe gehört, dass die Kollegen eine Auswertung gemacht haben, erklärt der Pressesprecher der AOK Nordwest auf Nachfrage – doch aufgrund des laufenden Verfahrens wolle er keine Auskünfte geben, inwiefern ähnliche Auswertungen durchgeführt oder vorgesehen seien.

„Derzeit ist da nichts geplant“, erklärt ein Sprecher der TK, der auch auf wenige Versicherte aus der Region verweist – die Kasse sei aber in Austausch mit der AOK. „Eine vergleichbare Auswertung wie die der AOK Rheinland/Hamburg haben wir bisher nicht durchgeführt und sie ist aktuell auch nicht geplant“, schreibt ein Barmer-Sprecher. „Eine solche Studie wäre sicherlich eher eine Angelegenheit der Staatsanwaltschaft und nicht der Krankenkassen“, erklärt ein Sprecher Knappschaft-Bahn-See. Die Staatsanwaltschaft ist rechtlich in der Lage, solche Daten von den Kassen einzufordern



Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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