Ärztliche Versorgung

Mehr Klinikärzte, weniger Niedergelassene

Berlin - 29.03.2018, 17:00 Uhr

Die Bundesärztekammer kritisierte geplante „dirigistische
Eingriffe“ der großen Koalition zu Sprechstundenzeiten. (Foto: imago)

Die Bundesärztekammer kritisierte geplante „dirigistische Eingriffe“ der großen Koalition zu Sprechstundenzeiten. (Foto: imago)


Die Zahl der Ärzte in Deutschland nimmt zu. Aber gleichzeitig gibt es weniger niedergelassene Ärzte. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, warnt daher vor einem drohenden Ärztemangel. Die Pläne der Großen Koalition würden die Situation nicht verbessern, kritisiert die Bundesärztekammer.

In Deutschland gibt es immer mehr Ärzte. Insgesamt stieg die Zahl im vergangenen Jahr um 6500 auf rund 385.000, wie die Bundesärztekammer am heutigen Donnerstag in Berlin mitteilte. Dabei gab es bei Krankenhausärzten ein Plus von 2,1 Prozent auf 198.500. Die Zahl der niedergelassenen Ärzte sank dagegen um 1,1 Prozent auf 118.400. Die Berufsvertretung warnte trotz des Gesamtanstiegs vor einem drohenden Mangel, da in der älter werdenden Bevölkerung der Behandlungsbedarf zunehme. „Wer nur Köpfe zählt, macht es sich zu einfach“, sagte Frank Ulrich Montgomery, Präsidenten der Bundesärztekammer (BÄK). „Uns fehlen Arztstunden.“

Ohne Gegensteuern auch mit stärkerer Ausbildung werde sich dieser Mangel verschärfen. Gebraucht würden mindestens zehn Prozent mehr Studienplätze für Medizin. „Ein großer Teil unserer Ärzte arbeitet am Limit“, sagte Montgomery. Unter den niedergelassenen Medizinern sind weiterhin nur 2,7 Prozent jünger als 40 Jahre. Zugleich stieg der Anteil der mindestens 60-Jährigen um 1,3 Punkte auf 33,9 Prozent. Insgesamt sind 46,8 Prozent (2016: 46,5 Prozent) der Ärzteschaft Frauen. Knapp 2000 Ärzte verließen Deutschland. Die meisten (641) zog es wie in den vergangenen Jahren zum Praktizieren in die Schweiz.

GroKo will mehr Sprechstunden für Kassenpatienten

Die Bundesärztekammer kritisierte geplante „dirigistische Eingriffe“ der großen Koalition zu Sprechstundenzeiten. Diese Pläne trügen nicht dazu bei, eigene Praxen attraktiver zu machen. Schon jetzt arbeiteten niedergelassene Vertragsärzte im Schnitt mehr als 50 Stunden pro Woche. Notwendig sei vielmehr eine stärkere Flexibilisierung.

Union und SPD wollen angesichts teils langer Wartezeiten auf Termine festlegen, dass Ärzte künftig 25 statt 20 Stunden pro Woche für Kassenpatienten reservieren müssen. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) unterstützt die Pläne. Die gesetzliche Krankenversicherung finanziere die Versorgung von 90 Prozent der Bevölkerung. „Da ist es nicht zu viel verlangt, dass deren Versorgung auch den allergrößten Teil der Arbeitszeit von Ärzten einnimmt“, sagte ein Sprecher des GKV-Spitzenverbandes.

Recht hoch sei weiterhin die Zuwanderung von Medizinern, erläuterte die Ärztekammer. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der gemeldeten Ärzte aus der EU und anderen Staaten um 4000 auf 50.800. Gerade in ländlichen Regionen leisteten Ärzte aus dem Ausland einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung, sagte Montgomery. „Wir können und sollten aber nicht versuchen, unser Fachkräfteproblem im ärztlichen Dienst durch Zuwanderung zu lösen.“ Die Mediziner fehlten in ihrer Heimat. Nötig seien zudem enorme Anstrengungen, wichtige Fachsprachen-Kenntnisse bei ihnen zu prüfen.

Wie funktioniert eigentlich das Ärztehonorar?

Wenn sich Ärzte niederlassen wollen und ihre Leistungen mit einer Krankenkasse abrechnen möchten, benötigen sie eine Zulassung als sogenannter Vertragsarzt. Welche Leistungen die Ärzte abrechnen können und wie sich deren Vergütung zusammensetzt, hat DAZ.online zusammengefasst


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Lobby 1plus

von Dr Schweikert-Wehner am 29.03.2018 um 19:21 Uhr

Sie werden immer mehr. Sie bekommen jährlich mehr. Sie wollen keine 25 h arbeiten.
Und trotzdem kommen sie als selbstlose, bis zum Umfallen arbeitende Wohltäter rüber.
Na der Mann hat’s drauf.

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