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Teure Generika in der Schweiz
Festbetragssystem könnte bald Formen annehmen
Generika: Nur 27 Prozent Marktanteil
Auch der mengenmäßige Anteil der Nachahmer am Markt lässt noch deutlich zu wünschen übrig. Mit 27 Prozent nach verkauften Packungen (im kassenpflichtigen Markt) hinkt die Schweiz gegenüber Ländern wie den Niederlanden, Deutschland und Großbritannien mit 71, 81 bzw. 84 Prozent gravierend hinterher. Das Problem ist aber wohl zum Teil auch hausgemacht, denn derzeit übernimmt die Grundversicherung alle Medikamente auf der Spezialitätenliste, selbst wenn eine kostengünstigere Alternative in Form eines Generikums verfügbar wäre. Die Patienten müssen allenfalls einen höheren Selbstbehalt von 20 statt 10 Prozent bezahlen (differenzierter Selbstbehalt).
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Wie könnte das System aussehen?
Die Preisüberwachung erwartet, dass mit einem Referenzpreissystem jährliche Einsparungen für die Grundversicherung in dreistelliger Millionenhöhe erzielt werden können. Inwieweit das gelingt, dürfte von der Ausgestaltung des Systems abhängen. Derzeit wird angedacht, vorerst alle Medikamente mit demselben patentabgelaufenen Wirkstoff (sowohl Original wie auch Generika) in dieselbe Gruppe einzuteilen. Auch ein schrittweises Vorgehen wird diskutiert, indem zuerst nur die Generika erfasst werden. Die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) bezahlt dann für jedes Präparat aus einer Gruppe nur noch einen fixen Betrag (Referenzpreis/Festbetrag). Patienten, die ein teureres Arzneimittel haben möchten, müssen die Preisdifferenz selbst bezahlen. Um das hohe Schweizer Generikapreisniveau möglichst schnell herunter zu brechen, soll die Obergrenze des Referenzpreises über einen Auslandpreisvergleich ermittelt werden. Alle Präparate einer Gruppe sollen unabhängig von ihrem individuellen Preis dieselbe Vertriebsmarge in Franken erhalten.
Apotheker befürchten Versorgungsprobleme
Der schweizerische Apothekenverband sieht die Einführung eines Referenzpreissystems mit großer Skepsis. In einem solchen System bestimmten Behörden oder Krankenversicherer die Medikamentenauswahl, mit Fokus auf Kosteneinsparungen statt auf Qualität und Versorgungssicherheit, kritisiert pharmaSuisse. Der Verband befürchtet bei zu niedrigen Preisen Versorgungslücken. Außerdem würden die Patienten damit laufend entweder zum Medikamentenwechsel oder zum Bezahlen des Differenzbetrags zum Festpreis bzw. zum bisher verabreichten Generikum gezwungen. Erfahrungen aus EU-Ländern zeigten, dass solche erzwungenen Medikamentenwechsel zu einer schlechteren Therapietreue und damit zu höheren Kosten führten.
Die Folgen für die Apotheker könnten auch deswegen gravierend sein, weil nach dem Willen der Expertengruppe als ergänzende Maßnahme auch die Verpflichtung zur Generikasubstitution bei der Abgabe eingeführt werden soll. Bislang ist diese für die Apotheker ebenso wie für die selbstdispensierenden Ärzte noch freiwillig. Die Maßnahme steht jedoch noch nicht auf der Agenda des ersten Reformpakets.
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