DAZ.online-MiniSerie „Berühmte Apotheker“ (2)

Morphin und Co. – Apotheker als Forscher und Industrielle

Berlin - 11.04.2018, 17:50 Uhr

Apotheker mit Forschergeist: Wilhelm Sertürner isolierte Morphin. (Foto: vrabelpeter1 / stock.adobe.com)

Apotheker mit Forschergeist: Wilhelm Sertürner isolierte Morphin. (Foto: vrabelpeter1 / stock.adobe.com)


Oetker und Nestlé – Nahrungsmittelkonzerne mit Apothekenwurzeln

Apotheker können nicht nur hervorragende Chemiker und Pharmazeuten sein, sie können auch über den Tellerrand schauen und zum Beispiel ihre vielfältigen Kenntnisse zur Weiterentwicklung der Nahrungsmittelproduktion einsetzen.  Ein Beispiel ist die Gründungsgeschichte der Dr. August Oetker KG, einem der größten deutschen Familienkonzerne. Gründungsvater ist der Apotheker Dr. August Oetker (1862-1918), der 1891 die Aschoff´sche Apotheke in Bielefeld übernahm. Oetker war ein sehr findiger Mann. Er kam auf die Idee das bereits in Amerika patentierte „baking powder“ weiterzuentwickeln und für den heimischen Gebrauch besser nutzbar zu machen. In kleinen zu 10 Pfennig erhältlichen Tütchen verkaufte er von nun an das optimierte Pulver an die Hausfrau – und die war begeistert. 

(Foto: Imago)

Unterstützt wurde der Erfolg durch neuartige Werbe- und Verkaufsmethoden: „Ein heller Kopf verwendet nur Dr. Oetkers Fabrikate“, warb Oetker 1899. Genial war die Idee, den Backpulvertütchen Rezepte beizugeben oder kostenlos Kochbücher mit Oetker-Rezepten zu verteilen. Die Produktpalette stieg stetig und das erste Oetker-Firmengebäude wurde im Jahre 1900 in Bielefeld erbaut. Der Erfolg des Oetker-Familienunternehmens war nicht mehr aufzuhalten. Ganze Generationen verbinden von nun an „Backen“  (und noch viel mehr) mit dem Namen Oetker.  

Die meisten von uns werden allerdings mit dem Namen „Kindermehl“ nicht den Weltkonzern Nestlé verbinden. Die Geschichte der Firma Nestlé begann mit diesem zur Herstellung von Säuglingsnahrung entwickelten Pulver. Apotheker Henri Nestlé (1814-1890) rettete mit dieser Entwicklung vielen Säuglingen, die nicht gestillt werden konnten, das Leben. Henri Nestlé wurde 1814 als Heinrich Nestle in Frankfurt am Main geboren. Nach seiner Ausbildung zum Apothekergehilfen ging er für mehrere Jahre auf Wanderschaft und landete schließlich in der französischsprachige Schweiz. Eine eigene Apotheke konnte er zeitlebens nicht eröffnen, stattdessen stellte er in einer mit mehreren Maschinen ausgestatteten Gewerbeliegenschaft  Alkoholika, Öle, Mineralwasser und Limonaden her. 

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Den größten Erfolg erzielte er allerdings 1867 mit der Entwicklung der Säuglingsnahrung „Henri Nestlé Kindermehl“. Von nun an wurde in seinem Werk ausschließlich das Kindermehl hergestellt – der Startschuss für den Nestlé-Konzern war gefallen. Vom Nestlé-Kindermehl wurden schon innerhalb der ersten sieben Jahre 1,6 Millionen Dosen in 18 Ländern weltweit verkauft. 1874 veräußerte Henri Nestlé zwar seine Firma an den Mehllieferanten Pierre Sanual Roussy, dieser entschied jedoch die Verbundenheit mit dem Namen „Nestlé“ aufrechtzuerhalten und für die Vermarktung der Produkte weiterhin zu nutzen.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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