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Abgelehnte Anträge
Cannabis: Das könnte die Krankenkasse überzeugen
„Evidenzbasierte Medizin in der Krise“
Mit dem Gesetz wurde in Deutschland ein unüblicher Weg beschritten: Ohne qualitativ hochwertige klinische Studien abzuwarten, die die Wirksamkeit und Sicherheit beweisen und zur Zulassung in bestimmten Indikationen führen, kann Cannabis als Medizin verordnet werden. Für Professor Winfried Hardinghaus von der Charité Berlin ist die fehlende Evidenz jedoch nicht ganz so gravierend. Der Palliativmediziner ist der Politik dankbar, dass es diese Therapieoption gibt: „Ich finde es gut, dass der Gesetzgeber es den Ärzten überlässt, in welchen Indikationen sie Cannabis-basierte Arzneimittel einsetzen.“ Zur Behandlung von Übelkeit/Erbrechen und Gewichtsverlust bei schwerkranken Patienten möchte er mittlerweile nicht mehr auf Cannabis verzichten. „Fünf von zehn Patienten profitieren von der Therapie.“ Für Cannabis spreche zudem die gute Verträglichkeit im Vergleich zu vielen klassischen Arzneimitteln. Bisher habe Hardinghaus erst eine gravierende Nebenwirkung beobachtet: Schizophrenie. „Aber das lag eher an der Begleitmedikation.“ Den Grund dafür, dass einige Kollegen Cannabis-basierte Arzneimittel von vornherein nicht verordnen möchten, vermutet er weniger in der unbefriedigenden Evidenz, sondern vielmehr in dem abschreckenden bürokratischen Aufwand. Der Antrag auf Genehmigung erfordert Zeit. Folgt dann die Ablehnung, kann sich der Dialog mit der Krankenkasse weiter hinziehen.
Zu Dr. Oliver Tolmein, Fachanwalt für Menschenrecht in Hamburg, kommen viele Patienten, deren Anträge abgelehnt wurden. „Es herrscht ein hohes Maß an Rechtsunsicherheit.“ Die MDK-Gutachten, die zur Ablehnung der Kostenübernahme bewegen, seien teilweise Dreizeiler mit der Begründung „Evidenz nicht ausreichend“. Tolmein wunderte sich: „Wo soll die Evidenz angesichts der Geschichte von Cannabis auch herkommen?“ Und stellte gleich im Anschluss die Frage in den Raum: „Soll Evidenz das einzige Kriterium sein?“ Im Einzelfall könne Cannabis eine sinnvolle Therapieoption sein.
Wie sollte der Antrag aussehen?
DAK-Vertreter Parow gab zu Bedenken, dass im Fall Cannabis häufig der Patient der Treiber ist und nicht der Verordner. Die Anträge müssen gut begründet sein, damit die Krankenkasse von der Notwendigkeit der Therapie überzeugt wird. Doch viele Anträge genügen schlichtweg nicht den Anforderungen, so Parow. Genaue Vorgaben gibt es allerdings auch nicht. Im Optimalfall sind alle Fragen bereits mit der Antragsstellung beantwortet:
- Befindet sich der Patient in einer spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV)?
- Um welchen Wirkstoff, um welches Präparat und um welche Indikation geht es?
- Was ist das Therapieziel?
- Wie schwer ist die Erkrankung?
- Welche Begleiterkrankungen bestehen?
- Wie sieht die aktuelle Therapie, wie die bisherige Therapie aus?
- Womit wurden Therapieerfolge erzielt?
- Hat man nach Alternativen gesucht?
- Was spricht gegen andere Optionen?
„Ein Medikationsplan wäre schon wünschenswert“, regt Parow an. Nicht zuletzt sollte auch begründet werden, warum und in welcher Form eine positive Aussicht auf Erfolg besteht.
Eine Garantie für die Kostenübernahme besteht dennoch nicht. Die gesetzlichen Krankenkassen wünschen sich die Möglichkeit der Befristung von Genehmigungen und eine regelmäßige Überprüfung der Notwendigkeit der Verordnung. Vielleicht wären sie bei der Erstverordnung dann auch nicht ganz so streng.
13 Kommentare
Cannabis zum starken Analgetikum - KK weigert sich
von Sabina am 03.02.2020 um 18:14 Uhr
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Rezept für Cannabis
von Wolfgang Heuer am 18.01.2020 um 13:40 Uhr
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Cannabis auf rezept
von Rene Hille am 21.09.2019 um 14:48 Uhr
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cannabistherapie
von M.G. am 11.09.2019 um 19:31 Uhr
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Verordnung von canabis
von Schippmann bernd am 09.08.2019 um 17:39 Uhr
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AW: Verordnung von canabis
von Jochen am 07.11.2019 um 1:23 Uhr
AW: Verordnung von canabis
von Bernd am 06.01.2020 um 5:27 Uhr
Cannabis als Medizin
von Dennis am 19.07.2019 um 8:17 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Cannabis als Medizin
von Dennis am 19.07.2019 um 8:19 Uhr
Canabis Ablehnung der Krankenkasse weil noch arbeitfsfähig
von Pixelshaker am 07.06.2019 um 17:52 Uhr
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AW: Canabis Ablehnung der Krankenkasse weil
von Marie am 28.11.2019 um 0:28 Uhr
Canabis bei Ms und wie Ärzte damit umgehen.
von Django am 04.06.2019 um 8:14 Uhr
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AW: Canabis bei Ms und wie Ärzte damit
von pixelshaker am 07.06.2019 um 18:06 Uhr
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