Opioid-Missbrauch in den USA

Tödliche Fentanyl-Beimengungen in Drogen

Remagen - 16.04.2018, 15:00 Uhr

in den USA benutzen Drogensüchtige immer häufiger verfälschte Opioide, die beispielsweise mit Fentanyl vermischt sind. (Foto einer Beschlagnahmung in den USA: Imago)

in den USA benutzen Drogensüchtige immer häufiger verfälschte Opioide, die beispielsweise mit Fentanyl vermischt sind. (Foto einer Beschlagnahmung in den USA: Imago)


Mexiko und China als Hauptquellen und Drehscheibe

Der Großteil des Fentanyls, dass auf der Straße zum Verkauf angeboten werde, sei illegal produziert, und zwar hauptsächlich in Mexiko, teilt IRACAM weiter mit. Von dort werde es per Post in die USA geschmuggelt. Getrieben durch die steigende Nachfrage hätten mexikanische Kartelle die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und damit begonnen, ihre eigenen Labore für die Herstellung von Fentanyl einzurichten. Heute sollen sie laut IRACM praktisch die gesamte Produktion von Heroin und synthetischen Drogen kontrollieren, die nördlich der Grenze konsumiert werden. „Keine andere Gruppe ist in der Lage, mit ihnen zu konkurrieren“, fügt die DEA hinzu.

Als weiterer bedeutender Lieferant von illegalem Fentanyl wird China genannt. Hierher importierten die Fälscher häufig den Wirkstoff und Tablettenpressen, um damit die gefälschten Pillen herzustellen. Importkontrolleure würden mit gefälschten Beförderungspapieren hinters Licht geführt.

Eine Untersuchung des US-Senats hat ergeben, dass chinesische Fälscher weitgehend von der Anonymität im Internet profitieren. In zwei Jahren hätten so Fentanyl-Pillen im Wert von fast 800 Millionen US-Dollar über illegale Websites und den U.S. Postal Service ihren Weg in die USA gefunden. 

Apotheker decken auf: 40 von 100 illegalen Internet-Seiten verkauften Fentanyl

In eine ähnliche Richtung gehen die Ergebnisse einer in der zweiten Jahreshälfte 2017 durchgeführten Untersuchung der amerikanischen Nationalen Vereinigung der Apothekervorstände NABP. Die Ergebnisse wurden im Januar 2018 veröffentlicht.

Zunächst wurde festgestellt, dass keine einzige der unter die Lupe genommenen einhundert Webseiten, die Arzneimittel an Kunden in den USA verkaufen, den geforderten rechtlichen Vorgaben und Standards entsprach. 98 Prozent forderten kein gültiges Rezept. Auf 76 Prozent der Seiten wurden Medikamente aus dem Ausland angeboten oder solche, die nicht von der FDA zugelassen sind. Mehr als jede zweite (54 Prozent) bot Betäubungsmittel (controlled substances) an, laut NABP eine Steigerung um 13 Prozent in den vergangenen neun Jahren. 40 Prozent der Internet-Seiten verkauften Fentanyl und vier andere Präparate mit kontrollierten Substanzen, die vielfach mit Fentanyl verfälscht werden: Norco (Paracetamol plus Hydrocodon), Percocet (Paracetamol plus Oxycodon), Oxycodon sowie der derzeitige „Renner“ unter den Angstlösern in den USA Xanax (Alprazolam).

Drei Viertel der Internet-Seiten ohne Adresse

91 Webseiten gaben keine Adresse für eine abgebende Apotheke an und drei Viertel überhaupt keine geographische Adresse. Unter denjenigen mit einer Adressenangabe befanden sich elf in den USA und 14 außerhalb der USA, darunter sechs in Kanada, drei in Belize und jeweils eine in Indien, Australien, Großbritannien, der Tschechischen Republik und in Ungarn.  

„Wo man Fentanyl ohne Rezept kaufen kann“

Wegen der weltweiten Gefahren hat auch Interpols Operation Pangea das Problem bereits „auf dem Schirm”. So lag der Fokus der letztjährigen Aktion unter anderem auf dem illegalen Handel mit Opioid-Schmerzmitteln, speziell mit Fentanyl. In einigen Ländern seien Fentanyl-haltige Mittel aus illegalen Online-Apotheken beschlagnahmt worden, teilte Interpol Ende September 2017 mit.  Außerdem seien zahlreiche Webseiten geschlossen, über die ausschließlich Fentanyl vertrieben wurde, darunter eine mit dem Slogan: „Wo man Fentanyl ohne Rezept kaufen kann“.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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