- DAZ.online
- News
- Pharmazie
- Hemlibra: Breakthrough-...
Antikörper Emicizumab
Hemlibra: Breakthrough-Status auch für Hämophilie ohne Hemmkörper
Roches bifunktionaler Antikörper Emicizumab (Hemlibra®) hat von der US-amerikanischen Aufsichtsbehörde FDA erneut den Status einer „Breakthrough-Therapy“ erhalten – und zwar für Hämophilie A ohne Inhibitoren. Bereits im September 2015 hatte die Behörde dem Arzneimittel diesen Status, der ein beschleunigtes Zulassungsverfahren nach sich zieht, für die Behandlung der Hemmkörperhämophilie zuerkannt.
Etwa 30 Prozent der Patienten mit Hämophile A entwickeln inhibitorische Antikörper. Das hat zur Folge, dass die Faktor-VIII-Präparate, mit denen die Krankheit üblicherweise behandelt wird, nicht mehr wirken. Die amerikanische Aufsichtsbehörde FDA war im Herbst 2015 der Auffassung, dass Roches bifunktionaler Antikörper Emicizumab (Hemlibra®) für diese Patienten einen echten Therapie-Durchbruch darstellt (Breakthrough-Therapy). Daher konnte das Arzneimittel beschleunigt zugelassen werden. Neuen Studiendaten zufolge scheint Emicizumab auch bei Patienten ohne inhibitorische Antikörper der Behandlung mit den Faktor-VII-Präparten überlegen zu sein. Die FDA hat dem Arzneimittel nun erneut den Status „Breakthrough-Therapy“ zuerkannt.
Mehr zum Thema
Neue Therapien – innovativ und teuer
„Endlich ein wirklicher Durchbruch!“
Antikörper Emicizumab-kxwh
Hemlibra bei Hämophilie A mit Faktor-VIII-Antikörpern zugelassen
Daten aus HAVEN-3-Studie
Die Entscheidung basiere auf den Daten aus der HAVEN-3-Studie, in der eine prophylaktische Behandlung mit Hemlibra der Blutungen deutlich reduziert hatte, heißt es in einer Mitteilung von Roche am heutigen Dienstag. In der Open-Label-Studie wurde die Prophylaxe mit Emicizumab mit der bedarfsweisen oder episodischen Gabe von Faktor-VIII verglichen. Ein Teil der Patienten war zuvor entweder prophylaktisch oder bedarfsweise mit Faktor VIII behandelt worden. Laut Roche habe Emicizumab sowohl im Vergleich zu keiner prophylaktischen Behandlung, als auch im Vergleich zur vorher erfolgten Faktor-VII-Prophylaxe besser abgeschnitten. In Europa ist Hemlibra seit Februar 2018 bei Hämophilie mit Hemmkörpern zugelassen.
Wie wirkt Emicizumab?
Menschen, die an Hämophilie A erkrankt sind, haben einen genetisch bedingten Mangel am Gerinnungsfaktor VIII. Faktor VIII wird in der Leber produziert und zirkuliert in einer inaktiven Form gebunden an den von-Willebrand-Faktor im Blut. Bei einer Verletzung der Blutgefäße wird Faktor VIII durch Esterasen abgespalten. Nach dieser Aktivierung interagiert Faktor VIII mit Faktor IX und setzt die Blutgerinnungskaskade in Gang. Die Standardtherapie bei Hämophilie A besteht darin, den fehlenden Gerinnungsfaktor durch rekombinanten zu ersetzten. Bei schweren Formen wird den Patienten zwei- bis dreimal in der Woche Faktor VIII intravenös appliziert. Die Bildung von inhibitorischen Antikörpern erschwert aber häufig die Therapie. Patienten mit einer solchen Hemmkörperhämophilie werden mit Faktor VII oder Prothrombinkomplexen behandelt. Diese „umgehen“ den Faktor VIII. Die Effektivität dieser Bypass-Präparate ist jedoch suboptimal, und die erforderlichen häufigen Infusionen belasten die Patienten. Der bispezifische Antikörper Emicizumab ist in der Lage, durch gleichzeitige Bindung an die Gerinnungsfaktoren IXa und X diese so in eine räumliche Nähe zueinander zu bringen, dass der Faktor X aktiviert wird. So wird die Funktion des fehlenden natürlichen Faktors VIII übernommen. Da Emicizumab keine strukturelle Ähnlichkeit mit Faktor VIII hat, ist der Antikörper auch bei vorhandenen Hemmkörpern wirksam. Die Kosten der neuen Therapie schlagen mit etwa 482.000 Dollar/Jahr zu Buche.
Mehr zum Thema
In 2018 wurden bereits zwei neue Produkte zur Behandlung der Blutgerinnungsstörung zugelassen
Therapie der Hämophilie A in Bewegung
Hemlibra® geriet
allerdings vor kurzem in negativem Zusammenhang in die Schlagzeilen. Fünf
Hämophilie-Patienten, die mit dem Arzneimittel behandelt wurden, sind
verstorben. Einen Zusammenhang mit der Anwendung von Hemlibra® gäbe es nach Ansicht
von Ärzten nicht, erklärte Roche damals.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.