ABDA-Digitalexperte Peter Froese

Werden die Apotheken digital abgeschafft?

Berlin - 19.04.2018, 14:15 Uhr

Peter Froese, Verbandschef in Schleswig-Holstein und Mitglied der ABDA-AG für die Digitalisierung, geht seit Jahren der Frage nach, welche Gefahren und Chancen die Digitalisierung für die Apoitheke mit sich bringt. (Foto: tmb)

Peter Froese, Verbandschef in Schleswig-Holstein und Mitglied der ABDA-AG für die Digitalisierung, geht seit Jahren der Frage nach, welche Gefahren und Chancen die Digitalisierung für die Apoitheke mit sich bringt. (Foto: tmb)


Bei den Kassen könnte man 90 Prozent digitalisieren

Allerdings sei der Apothekerberuf nichts als einziger betroffen. Auch bei den Krankenkassen habe er „viele Ideen“, welche Prozesse man digitalisieren könne. Insgesamt ließen sich hier 90 Prozent der Abläufe entpersonalisieren. Und auch bei den Ärzten sähe es laut Froeses Tabelle nicht viel besser aus.

Bei der Kammerversammlung blickte der Digitalisierungsexperte der ABDA spätestens jetzt in leere Gesichter.  Auch Froese fragte sich auf seiner nächsten Folie: „Und nun? Schließen wir uns jetzt dem Konzert der lautstarken Konzerne an, wie Apple und Google?“ Nein, das könne es aus Sicht der Apotheker nicht geben. Um seine Kollegen wieder aufzubauen, folgte nun die Darstellung der Tätigkeiten, die die Standesvertretung der Apotheker unternimmt, um Schritt zu halten. Seine These: „Wir müssen selbst ein sicheres Netz bauen!“

Froese: Sicheres Netz statt Einzellösungen

Um dieses „sichere Netz“ zu bauen, sei es unerlässlich, die Telematikinfrastruktur – an der die gematik, in der die Apotheker neben anderen Akteuren des Gesundheitswesens sitzen – zu forcieren. Froese sprach sich vehement für zentrale Lösungen, also die einheitliche Patientenakte und die einheitliche elektronische Gesundheitskarte aus. Seine Begründung: „Wenn Sie der Meinung sind, dass Gesundheitsdaten niemanden etwas angehen, dann gibt es keine andere Lösung. Es gibt nichts Sichereres als die Chip-Lösung der eGK.“

Außerdem müsse die Standesvertretung dafür sorgen, dass die digitale Kommunikation zwischen den Heilberuflern auf Basis der Telematikinfrastruktur vorankommt. Auch über das E-Rezept sprach Froese, das er nur „E-Verordnung“ nennt, weil die digitale Anwendung schließlich nicht nur für Arzneimittel-Verordnungen gelten werde. Hier sei es die Prämisse der Apotheker, kein „komplett neues Verordnungssystem“ zu erschaffen. Vielmehr müsse es darum gehen, zunächst die Papierform zu digitalisieren. Sehr wichtig sei für die Apotheker auch: „E-Verordnungen dürfen nicht zur Marke werden. Sie dürfen kein handelbares Gut werden.“

...sonst übernehmen die Freaks

Schließlich warnte der Digital-Experte seine Kollegen davor, was passieren könnte, wenn man den eingeschlagenen Kurs der Telematikinfrastruktur nicht weiterverfolge. Dann drohe nämlich die „Version für die Freaks“. Froese erklärte: „Das wäre dann ein vollständig automatisiertes und digitalisiertes Verordnungs- und Versorgungssystem, in dem digitale Agenten Patienten beraten.“ Denn die Nachricht dieser „Freaks“ sei attraktiv: „Wir machen das alles digital in einer Kette, das spart Geld, Zeit und kann mehr.“ Und so schloss Froese seinen Vortrag ebenso ehrlich, wie er ihn begonnen hatte: „Das mögen wir zwar alles gar nicht hören, es sind aber alles reelle Fantasien, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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