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Vorwurf schwerwiegender Verstöße
Fresenius sagt Akorn-Übernahme ab
Fresenius steht vor turbulenten Zeiten: Nachdem das Dax-Unternehmen dem milliardenschweren Zukauf des US-Generikaherstellers Akorn am Wochenende eine Absage erteilte, könnte sich nun ein juristisches Nachspiel anbahnen. Die Amerikaner pochen auf die Einhaltung des abgeschlossenen Übernahmevertrags, doch das Bad Homburger Unternehmen bleibt bei seiner Kündigung.
Die Übernahm von Akorn durch Fresenius ist geplatzt. Bei Investoren hatte der Kauf von Akorn in der Kritik gestanden, weil es bei den Amerikanern im vergangenen Jahr auch wegen des Preisdrucks auf dem US-Generikamarkt nicht wie so lief wie erhofft. Auch war der Ruf des Unternehmens in Mitleidenschaft gezogen worden, nachdem Akorn wegen Bilanzunregelmäßigkeiten Negativ-Schlagzeilen gemacht hatte. Daher wuchs die Sorge, dass Fresenius nach einigen erfolgreichen Übernahmen diesmal danebengegriffen haben könnte. Offenbar entzündete sich in den vergangenen Wochen zwischen beiden Seiten ein Streit, nachdem das Fresenius-Management um Konzernchef Stephan Sturm anonyme Hinweise auf neuerliches mögliches Fehlverhalten von Akorn erhalten hatte. Die Bad Homburger hatten deshalb eine eigene Ermittlung durch unabhängige externe Experten eingeleitet. Nun wirft Fresenius den Amerikanern schwerwiegende Verstöße gegen Vorschriften der US-Gesundheitsbehörde FDA hinsichtlich der Datenintegrität vor, welche die Ermittlungen zu Tage gefördert hätten. Das Angebot, mehr Zeit zu bekommen, um selbst weiter zu prüfen und Fresenius zusätzliche Informationen zur Verfügung zu stellen, habe die Akorn-Führung abgelehnt, teilte Fresenius mit. Der Konzern zog daraufhin die Reißleine und kündigte den Vertrag für die geplante 4,4 Milliarden Euro schwere Übernahme, weil der Generikahersteller mehrere Voraussetzungen für den Vollzug nicht erfüllt habe.
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Der verschmähte US-Generikakonzern sieht sich hingegen zu Unrecht an den Pranger gestellt. Der Hersteller unter anderem von Cremes und Salben pocht auf die Einhaltung der von Fresenius gemachten Übernahmezusagen. Akorn wies die Anschuldigungen von Fresenius in einer Stellungnahme am späten Sonntagabend kategorisch zurück und erklärte, es gebe keine Basis für einen Abbruch des Geschäfts. Fresenius wird sich nun auf einen Rechtsstreit einstellen müssen. Denn das Akorn-Management erklärte, man werde seine Rechte und Fresenius' Pflichten, wie sie aus der bindenden Übernahmevereinbarung hervorgingen, "energisch" durchsetzen.
Sind finanzielle Nachteile zu befürchten?
Damit dürfte die Entscheidung bei den Juristen liegen, sollte Akorn tatsächlich vor ein US-Gericht ziehen. In Bad Homburg stellt man sich offenbar bereits auf einen solchen Vorgang ein. „Unser Ziel ist es, die Sache so zügig wie möglich abzuschließen“, sagte der Fresenius-Sprecher. Vorerst braucht Fresenius keinen finanziellen Nachteil zu befürchten: Im Übernahmevertrag sind weder eine Auflösungsgebühr oder Strafzinsen im Falle eines Scheiterns vereinbart.
Aktie erholt sich
Wie die Vorwürfe genau aussehen, blieb zunächst offen. Offenbar auf Druck der Amerikaner, die auf Einhaltung der Verschwiegenheitszusagen bestehen, kann Fresenius sich derzeit nicht konkreter äußern. Nach Ansicht von Analyst Tom Jones von der Privatbank Berenberg dürfte Fresenius aber einen guten Grund für den Rückzug gefunden haben, da ansonsten ein langer Rechtsstreit mit unsicherem Ausgang drohe. Bei den Ermittlungen war es unter anderem um Regelwidrigkeiten beim Zulassungsverfahren neuer Medikamente in den USA gegangen.
An der Börse kam das Aus für die ursprünglich als zweitgrößter Zukauf in der Fresenius-Geschichte geplante Akorn-Übernahme gut an: Die Fresenius-Aktien setzten am Montagvormittag ihre Erholung fort und stiegen bis auf 68,16 Euro. Zuletzt lagen sie an der Dax-Spitze noch mit plus 1,28 Prozent im Plus bei 66,54 Euro. Einem noch größeren Sprung standen deutliche Kursverluste von knapp 4 Prozent auf 81,50 Euro bei der Tochter Fresenius Medical Care (FMC) im Weg, nachdem diese ihren Umsatzausblick gesenkt hatte.
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