Konsequenz aus dem Bottroper Zytoskandal

Selbstverpflichtung der Zyto-Apotheker in NRW soll für mehr Transparenz sorgen

Münster - 25.04.2018, 10:25 Uhr

Die gemeinsame Erklärung wurde gestern im Rahmen der 5. Münsteraner Gesundheitsgespräche vorgestellt. (Foto: jb / DAZ.online)

Die gemeinsame Erklärung wurde gestern im Rahmen der 5. Münsteraner Gesundheitsgespräche vorgestellt. (Foto: jb / DAZ.online)


„Trivialisierung der freien Berufe in Richtung reiner Wirtschaftsbetriebe ist problematisch“

Die Kammerpräsidentin warnte in diesem Zusammenhang auch vor einer Trivialisierung der freien Berufe in Richtung reiner Wirtschaftsbetriebe. „Das engt den Handlungsauftrag im Gesundheitswesen einseitig ein und zerstört auf Dauer Vertrauen“, erkärte Overwiening. „Vertrauen ist aber die Währung für ein funktionierendes Gesundheitssystem. Und dieses Vertrauen, das jetzt im Bereich der Zytostatikaversorgung massiv erschüttert ist, gilt es wiederherzustellen.“

Mit mehr Kontrollen, nach denen viele jetzt pauschal rufen, alleine lässt sich das Problem ihrer Ansicht allerdings nicht lösen. „Man kann vielleicht einen Fehler – absichtlich oder unabsichtlich entstanden – entdecken, aber man keine Qualität in das System hineinprüfen. Qualität muss entstehen, indem man Verantwortung für einen guten Prozess übernehmen will“, erklärte sie. Es müsse sichtbar werden, dass die Apotheker Qualität leisten wollen.


„Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser“

Gabriele Regina Overwiening bei den Münsteraner Gesundheitsgesprächen


Den Journalisten von Correctiv, die ebenfalls an den Gesprächen teilnahmen, ging die Erklärung, mit der diese Bereitschaft sichtbar werden soll, aber nicht weit genug. Ihrer Ansicht nach würden dort nur Dinge erklärt, die ohnehin schon selbstverständlich sein sollten. Wenn die Zyto-Apotheker wirklich für Transparenz sorgen wollten, sollten sie ihre Einkäufe und Zubereitungen der letzten zehn Jahre offen legen und so unter Beweis stellen, dass es sich wirklich um einen Einzelfall handele, lautete die Forderung.

Auch die Vertreter der Aufsicht legten ihre Maßnahmen dar. Denn auch hier scheint es in dem Bottroper Fall Defizite gegeben zu haben. So sei ein Prüfprotokoll in Kraft getreten, das bislang nur als Entwurf vorgelegen habe, erklärte der anwesende Amtsapotheker aus Dortmund, der jedoch immer wieder betonte, zu den Umständen in Bottrop nichts sagen zu können. Zudem müssen alle Zyto-Apotheken in NRW bis 30. Juni einmal unangekündigt kontrolliert werden. Ob diese Kontrollen dann ausreichend sind und in welchem Rhythmus sie in Zukunft stattfinden sollen, gelte es dann zu evaluieren.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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