Meinung

Geben Apotheken tatsächlich „nicht selten“ das falsche Arzneimittel ab?

Stuttgart - 11.05.2018, 07:00 Uhr

Tauschen Apotheken wirklich Levodopa/Benserazid gegen Levodopa/Carbidopa? (Foto: Hexal AG / Bearbeitung DAZ.online)

Tauschen Apotheken wirklich Levodopa/Benserazid gegen Levodopa/Carbidopa? (Foto: Hexal AG / Bearbeitung DAZ.online)


Will die Parkinson-Vereinigung die Arzneimittel auf die Substitutionsausschlussliste „pressen“?

Welches Ziel verfolgen DPG, QUANUP und die Deutsche Parkinson-Vereinigung mit diesen Vorwürfen? Eine potenzielle Erklärung könnte sein, dass es ihnen letztlich doch noch gelingt, Parkinson-Arzneimittel auf die Substitutionsausschlussliste des G-BA zu bringen. Bereits 2015 hatte die Deutsche Parkinson-Vereinigung eine Initiative gestartet, 60.000 Unterschriften gesammelt und damit versucht, den Aut-idem-Austausch von Parkinson-Arzneimitteln durch Apotheken generell auszuschließen. Dieser Versuch war jedoch nicht mit Erfolg gekrönt – die Bundesregierung lehnte den Antrag ab, Wirkstoffe zur Therapie des Parkinson blieben und sind nach wie vor austauschbar.

Pharmakologische Diskussion wünschenswert

Fraglos kann diskutiert werden, inwiefern der Austausch von Arzneimitteln im Rahmen der Aut-idem-Regelung sich auf das klinische Bild bei einem an Parkinson erkrankten Patienten auswirkt. Die Bioäquivalenz-Grenzen bei Arzneimitteln liegen bei 80 bis 125 Prozent. Berücksichtigt man zusätzlich krankheitsbedingte motorische Unregelmäßigkeiten in der Magen-Darm-Peristaltik, sind klinische Auswirkungen durch einen Arzneimittelaustausch bei Parkinson-Patienten durchaus vorstellbar. Dass zusätzlich motorische Einschränkungen das Teilen oder Schlucken bestimmter Darreichungsformen erschweren können oder ein verändertes Packungsdesign und anders gestaltete Tabletten/Kapseln die Patienten verunsichern können, sind berechtigte Einwände gegen einen Austausch. Solche Überlegungen sind absolut legitim und sinnvoll anzustellen. Darüber zu diskutieren, ist sicherlich jeder Apotheker bereit, auch wenn diese keinen Einfluss auf die Substitutionsausschlussliste haben. Doch bliebe in diesem Fall die Diskussion zumindest auch auf einem sachlichen Niveau. 



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Kommt vor aber wie beschrieben: (bei uns) mind. 99% Praxisfehler

von Alexander Dehm am 12.05.2018 um 21:39 Uhr

Ich schreibe bewusst Praxisfehler, da es bei uns immer noch eine Praxis gibt, welche ihre Software wie auch immer dazu bekommt, einen Freitext als Arzneimittel zu akzeptieren!
Wir bekommen also fast ausnahmslos Rezepte welche wie mit einer Schreibmaschine ausgefüllt sind:
Levodopa 125 comp N3 Tbl.
Da dürfen wir dann erst mal recherchieren und dann das Rezept zur Änderung bringen.
Leider nicht nur bei Levodopa.
Wir bekommen auch Rezepte mit "Rami 10 comp N3" (und dürfen dann schauen ob HCT oder doch Amlodipin)
oder "Venlafaxin 75 100 Tbl." oder auch nur "Meirtazepin 25 N3"
Wenn wir dann einen "Hinweis" auf eine etwas sorgfältigere Verschreibungspraxis geben wollen, müssen wir uns dann aber anhören: "Jetzt haben sie sich nicht so, schauen sie mal wie viel sie an uns verdienen...."

So sieht es leider aus.

Ich denke einige Hausarzt-Praxen interessiert das leider zu wenig. Vor allem beim Thema Decarboxylase-Hemmer (kommt doch aufs gleiche raus!?!)

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Bei der Wahrheit bleiben

von Stefan Haydn am 11.05.2018 um 15:11 Uhr

würde auch der deutschen Parkinson-Vereinigung gut stehen.
Sicher sind Parkinson Medikamente leicht zu verwechseln. Daher schaut das pharmazeutische Personal eh schon genauer hin. Meine Erfahrung im Alltag zeigt mir aber, dass die Fehler fast ausschließlich beim Verordner passieren und von uns "Gott sei Dank" in den meisten Fällen noch rechtzeitig behoben werden können.
Warum in der Arztpraxis dann Benserazid und Carbidopa oder retardiert und unretardiert verwechselt werden, kann ich leider nicht beantworten.

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Kommunikationsfehler zwischen Fach- und Hausarzt!

von Thomas Luft am 11.05.2018 um 11:36 Uhr

Bei uns kommt es immer wieder zu Unklarheiten bezüglich der Therapie von Parkinson-Patienten. Der häufigste Grund ist in meinen Augen die fehlerhafte bzw. mangelhafte Kommunikation zwischen Neuologen und Hausarzt, der teilweise Folgeverordnungen ausstellt. Bei uns kommt es dadurch immer wieder zu Rückfragen an die verordnenden Ärzte welche Arzneiform sie denn jetzt meinen.

Was den Austausch bezüglich der Rabattverträge angeht versuchen wir im Rahmen der gesetzlchen Möglichkeiten beim gleichen Hersteller zu bleiben und dem Patienten den Herstellerwechsel zu ersparen. Auch hier ist häufig eine Rücksprache mit den behandelnden Ärzten notwendig. Den Vorwurf, dass wir bewusst falsche Medikamente abgeben verbitte ich mir!

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eher falsche Verordnung

von Dr. Arnulf Diesel am 11.05.2018 um 11:06 Uhr

In der Stadt, in der ich lange Jahre tätig war, praktizierte ein Arzt bzw. hatte er seine Praxis, der Arzt selbst war da eher selten anzutreffen. Die Arzthelferinnen -so das Gerücht- hatten unterschriebene Blankorezepte und verordneten - meist Dauermedikationen- eben selbst. Wenn auch mal Unklarheiten auftraten, war das kein Problem. "Vielleicht bin ich in der Zeile verrutscht. Geben Sie dem Patienten, was er immer bekommt und sagen sie uns, was auf dem Rezept stehen soll."

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