Interview mit der „Apotheken Umschau“

Friedemann Schmidt erklärt das Apothekensterben

Berlin - 15.05.2018, 17:30 Uhr

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt erklärt in einem Interview mit der „Apotheken Umschau“, warum aus seiner Sicht die Apothekenzahl so drastisch sinkt. (Foto: Schelbert)

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt erklärt in einem Interview mit der „Apotheken Umschau“, warum aus seiner Sicht die Apothekenzahl so drastisch sinkt. (Foto: Schelbert)


Schmidt: Mehr Perspektiven für Selbstständige

Eine große sachliche Baustelle sieht Schmidt nach wie vor in dem Zustand, der sich durch das EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung ergeben hat. Immer noch hofft der ABDA-Präsident auf die Umsetzung des Koalitionsvertrages, in dem Union und SPD festgehalten hatten, dass sie sich für ein Rx-Versandverbot einsetzen wollen. „Um bei rezeptpflichtigen Medikamenten wieder einheitliche Preise herzustellen, brauchen wir ein generelles Versandhandelsverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel“, so Schmidt.

Diese Forderung der Apotheker hat die Politik aber nach wie vor nicht umgesetzt. Vielleicht auch deswegen kommt der ABDA-Präsident zu dem Schluss, dass die Politik zumindest eine Teilschuld an der sinkenden Apothekenzahl hat. „Wenn so viele Apotheker keine Perspektive mehr für eine Existenz als Selbstständige sehen, liegt das nicht nur am scharfen Wettbewerb, sondern leider auch an den politischen Rahmenbedingungen“, erklärt der ABDA-Präsident in dem Interview.

„Sonst haben wir dem Versand bald nichts mehr entgegenzusetzen“

An den neuen Bundesgesundheitsminister hat Schmidt aber noch weitere Forderungen: „Neben der Beschränkung des Versandhandels auf verschreibungsfreie Medikamente  brauchen wir neue Modelle, wie sinnvolle zusätzliche Versorgungsleistungen der Apotheken finanziert werden können. Und wir brauchen mehr Ausbildungsplätze für den Nachwuchs.“ Der Apothekerberuf müsse für junge Leute wieder attraktiver werden. Und weiter: „Ohne Vertrauen in die Zukunft werden wir dem Versandhandel bald nichts mehr entgegensetzen können.“ Wie die Apotheker dieses Vertrauen zurückgewinnen sollen, dazu äußert sich Schmidt nicht.

Im Umschau-Interview kommt auch Apotheker Erik Modrack zu Wort, der im Vorstand der Landesapothekerkammer Hessen sitzt. Auch Modrack warnt davor, dass der Versandhandel die Funktion der Apotheken insbesondere in ländlichen Regionen immer weiter übernehmen will: „Der Versandhandel braucht das Apothekensterben, damit dann in unterversorgten Gebieten ein Markt für ihn entsteht“, sagt er. „Daher ist jedes vor Ort eingelöste Rezept auch eine Stimme für die Apotheke vor Ort.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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5 Kommentare

Friedemann und das Vertrauen

von Heiko Barz am 16.05.2018 um 17:23 Uhr

Auf jedem der letzten Apotage gab es eine "flammende" Rede des Vorsitzenden teilweise mit standing Ovation. Und das Auditorium, so war die allgemeine Stimmung, faßte wieder neuen Mut mit der Hoffnung auf Veränderungen. Leider verschwand aber F.S. sofort wieder aus der Öffentlichkeit und ließ sein "Fußvolk" ahnungslos und immer verzweifelter in den Niederungen ihrer der pharmazeutischen Basisarbeit zurück.
Das soll nun Vertrauen schaffen, wenn F.S. quasi von J.S. Einen Maulkorb verpaßt bekam?
Ps. Ich habe mir eben das "Traktat 2030" nochmals vorgenommen, ich glaube, dass man dazu nun gar nichts mehr sagen kann!

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Apothekensterben

von Dr. Schweikert-Wehner am 16.05.2018 um 10:44 Uhr

Es ist ganz einfach:
Ulla Schmidt hat die Axt in den Wald gebracht. Seither isses Essig mit Nachhaltigkeit. Jetzt nach Jahren fallen die Bäume um, wie von Ökonomen vorausgesagt.

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Apotheker ist plural und zielt auf den Apothekerstand

von Mehr Mut zur Gemeinschaft am 16.05.2018 um 9:31 Uhr

Eine Apothekerin in ihrer Apotheke ... ein jahrhundertealtes und gutes Bild. Leider ist Einer = Keiner und politisch zählt die Masse. Durch die individuelle Denkweise gehen wir immer von "Eine(r) muss es schaffen" aus. Falsch!
Erst seitdem Ärzte auch mal streiken, also in der Gemeinschaft auftreten, ist politisch etwas Bewegung in das ärztliche Honorar gekommen. Apothekenstreik ist so unwahrscheinlich wie Männerschwangerschaft. Es gibt daher keine Pille für den Mann - und politisch keine Rücksicht auf Apothekerinterressen.

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Der Fisch stinkt vom Kopf !!!

von Thorsten Dunckcel am 16.05.2018 um 9:21 Uhr

Ich habe sehr wohl Vertrauen in meine Apotheke, in meine Arbeit, in mein Team und nicht zuletzt auch Vertauen in meine Kunden/Patientendie wiederum uns als erste Anlaufstelle in Gesundheitsfragen sehen.
Wem, Herr Schmidt, vertrauen Sie? Wohl keinem!!! Oder wie ist Ihr Totschweigen in sämtlichen Belangen zu verstehen. Vieleicht sollten SIE sich einmal in einem Coaching zu vertrauensbildenden Maßnahmen schulen lassen. Da wird sicher als erster Punkt auftauchen die breite Basis ins Vertrauen zu ziehen.
Wie sollen wir denn arbeiten wenn man gefühlt "von oben" hängen gelassen wird.So lange SIE die Basis nicht in Ihr Vertrauen ziehen, werden SIE ALLEIN den Niedergang des deutschen Apothekenwesens zu verantworten haben. Teamwork sieht anders aus!
Mit freundlichen Grüßen aus meiner "Land-Bude"

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Mein lieber FS,

von gabriela aures am 15.05.2018 um 22:34 Uhr


was bringt denn auf lange Sicht ein Rx-VV, wenn zukünftig durch weitere politische Beschneidungen die Kosten des Betriebes nicht gedeckt werden ?

Vertrauen zahlt keine Kredite.
Hingabe zahlt keine Löhne, selbst wenn man bereit ist, jahrelang auf private Lebenszeit zugunsten des Betriebes zu verzichten.
Banken überlegen sich gut, ob sie den Kauf finanzieren, wenn sie im Gegenzug keinen Zugriff auf das Wohnhaus bekommen, das Rating von „Apotheken“ ist mittlerweile unterirdisch (aber Immobilien gehen immer :-) ).

Und ganz ehrlich : wenn ich 250.000 € „übrig“ habe, dann versenke ich die sicher nicht in eine unsichere wirtschaftliche Zukunft, sondern in bleibende Werte.

Genial auch, wie Sie so en passant den ApothekerInnen den schwarzen Peter zustecken :“Ohne Vertrauen in die Zukunft werden wir dem Versandhandel bald nichts mehr entgegensetzen können“.
Was soll denn das ?
Das ist doch eine ganz platte Durchhalte -Parole...

Im Übrigen fehlt mir die Bereitschaft der Standesvertretung, ihren Anteil zur Vertrauensbildung beizutragen .
Stichwort: Entbürokratisierung.
Da gäbe es einiges zu tun ( siehe Kollege Müller),aber das wird bekanntlich grundsätzlich und rundweg abgelehnt.

Wenn ich parallel dazu noch lese, daß die AG Honorar seit 7 Jahren offensichtlich vorrangig „Ringelpietz mit Anfassen“ veranstaltet und die Ergebnisse denen eines montäglichen Stuhlkreises entsprechen, dann darf man sich in Berlin (Lindenstraße) nicht über mangelndes Vertrauen wundern !

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