Erreger mit dringendem Forschungsbedarf

Ebola, Zika und jetzt Nipah?

Stuttgart - 22.05.2018, 14:30 Uhr

Über Flughunde und Früchte soll sich das Nipahvirus in Indien ausbreiten. (Foto: wideeyes / stock.adobe.com)

Über Flughunde und Früchte soll sich das Nipahvirus in Indien ausbreiten. (Foto: wideeyes / stock.adobe.com)


Was man über das Nipahvirus weiß

Heute wird davon ausgegangen, dass das Nipahvirus durch direkten Kontakt auf den Menschen übertragen wird – entweder über infizierte Flughunde, infizierte Schweine oder andere infizierte Menschen. Ein üblicher Übertragungsweg in Indien sei der Verzehr von rohem Dattelsaft, der mit Ausscheidungen von Flughunden kontaminiert wurde. Das Virus kommt in den Ausscheidungen, aber auch im Speichel der Flughunde vor. Symptome zeigen die Flughunde nicht. Unter Schweinen ist das Nipahvirus hochansteckend und wird durch Husten übertragen.

Nach Kontakt dauert die Inkubationszeit des Nipahvirus zwischen fünf bis 14 Tage. Die Krankheit äußert sich dann mit Fieber und Kopfschmerzen, gefolgt von Benommenheit und Verwirrtheit. Diese Symptome können innerhalb von 24 bis 28 Stunden bis zum Koma fortschreiten. Bei manchen Patienten sind im frühen Verlauf der Erkrankung die Atemwege betroffen. Zudem zeigten die Hälfte der Patienten, die schwere neurologische Symptome zeigen, auch pulomonale Symptome.

Als Langzeitfolgen wurden sowohl Krämpfe als auch Persönlichkeitsveränderungen bemerkt. Zudem wurde über latente Infektionen mit Reaktivierung des Nipahvirus berichtet – Monate und sogar Jahre nach Exposition. Die Behandlung kann nur symptomatisch erfolgen. Der Wirkstoff Ribavirin sei in vitro zwar wirksam gegen Nipah, der klinische Nutzen sei jedoch nicht bekannt. Eine passive Immunisierung in der Postexpositionstherapie wurde im Frettchenmodell untersucht.

Vor allem in Bangladesch und Indien ein Problem

Alle bekannten Nipahvirus-Ausbrüche sind in Südasien aufgetreten. Im aktuellen Fall aus Indien wurden die Blutproben von 64 Menschen, die mit den verstorbenen Brüdern Kontakt hatten, zur Untersuchung in ein Labor geschickt. Neun der Kontaktpersonen, sollen Symptome einer Nipah-Infektion gezeigt haben und auf Isolierstationen behandelt werden. Zwei der Erkrankten seien in kritischem Zustand.

Seit dem Ausbruch von 1999 wurden bis heute weder in Malaysia noch in Singapur neue Nipahvirus-Ausbrüche beobachtet. 2001 kam es jedoch zu einem Ausbruch in Bangladesch und in Siliguri (Indien), wo auch über Mensch-zu-Mensch-Übertragung im Krankenhaus berichtet wurde. Im Gegensatz zu Malaysia treten die Ausbrüche in Bangladesch fast jährlich auf.

Auch ein Dokument der WHO zeigt die geografische Häufung und das fast jährliche Auftreten des Nipahvirus in Bangladesch. (Screenshot)

Seit 1998 hat das Nipahvirus insgesamt 477 Menschen infiziert und 252 getötet. Die Sterberaten variieren zwischen 40 bis 70 Prozent, haben aber auch schon 100 Prozent betragen.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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