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DocMorris kauft Versandgeschäft
Was sagt die Politik zu den Stellenstreichungen nach der Apo-Rot-Übernahme?
Linke: Spahn und SPD sind „willige Helfer“ von DocMorris
Union und SPD äußerten sich auf Nachfrage von DAZ.online nicht zu der Anfrage. Lediglich die Oppositionsfraktionen von FDP, Grünen und Linken antworteten. Für die FDP bezog Chrstine Aschenberg-Dugnus, die gesundheitspolitische Sprecherin der Liberalen, Stellung:
„Es ist immer bedauerlich, wenn in Deutschland Arbeitsplätze mittelständischer Unternehmen verloren gehen. Allerdings handelt es sich hier um die unternehmerische Entscheidung der Gründerin und Inhaberin von Apo-Rot, Frau Birgit Dumke.
Positiv muss hier aber auch festgestellt werden, dass die vier stationären Apotheken in Hamburg erhalten bleiben. Ebenso wird die bestehende Partnerschaft mit 18 Apotheken in ganz Deutschland fortgeführt. Außerdem sollen mehr als 80 Mitarbeiter des Marketing- und Serviceteams sowie der allgemeinen Verwaltung in eine neue Gesellschaft überführt werden. Geplant sind zudem laut Dumke, gemeinsame strategische Projekte, wie die Entwicklung eines elektronischen Medikationsplanes. Die Mitarbeiter mit unbefristeten Verträgen sollen die Möglichkeit erhalten, in die Logistikzentren in Heerlen oder Bremen zu wechseln. Für diejenigen, die befristete Verträge haben oder nicht wechseln wollen, wird es einen Sozialplan mit Abfindungsregeln geben.
Dieses Beispiel verdeutlicht einmal mehr die Ungleichbehandlung von ausländischem und deutschem Versandhandel, der dringend geändert werden muss, damit auch deutsche Onlineapotheken Preisvorteile auf die Abgabe rezeptpflichtiger Arzneimittel gewähren dürfen.“
Für die Grünen-Bundestagsfraktion äußerte sich Kordula Schulz-Asche, die in ihrer Fraktion Berichterstatterin für den Arzneimittel- und Apothekenmarkt zuständig ist:
„Die Konzentration von Rendite orientierten Anbietern auf dem Gesundheitsmarkt und die flächendeckende Ausbreitung von Konzernen sehen wir grundsätzlich als kritisch an, denn die Erhaltung und die Wiederherstellung von Gesundheit sowie die Pflege sind wesentlicher Bestandteil der Daseinsvorsorge.
Die hier beschriebenen Vorgänge sind keine Eigenheit des Arzneimittel-Versandhandels, sondern ein Phänomen, welches in allen Bereichen des Gesundheitswesens und der Wirtschaft seit vielen Jahren auftritt. Im Gesundheitsbereich hat dies zum Beispiel zur Folge, dass in Deutschland, der einstigen ‚Apotheke der Welt‘, kaum noch Arzneimittel und fast gar keine Generika hergestellt werden. Die Antwort darauf sollten vernünftige Wirtschaftsverträge und eine gute internationale Arbeitsteilung sein.
Der Verlust von qualifizierten Arbeitsplätzen ist sehr bedauerlich; wir erwarten, dass den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seitens DocMorris realisierbare Angebote gemacht oder Entschädigungen gezahlt werden. Für die Gestaltung unseres Gesundheitswesens brauchen wir allerdings wieder mehr politischen Spielraum, vor allem auf regionaler und lokaler Ebene. Vor dem Hintergrund des Ärztemangels, des Apothekensterbens und dem Pflegenotstand müssen wir neue Wege gehen, wenn wir unsere gute Gesundheitsversorgung auch auf Dauer sicherstellen wollen. Wir Grünen schlagen daher Gesundheitsregionen unter Beteiligung der Kommunen vor, um in modernen Strukturen alle Gesundheitsleistungen vor Ort weiter anbieten zu können. Dazu müssen aber alle Akteure bereit sein, über Versorgungsstrukturen zu sprechen, die für den demografischen Wandel angemessen sind.“
Für die Linksfraktion bezog Apothekerin Sylvia Gabelmann Stellung, die in ihrer Fraktion für alle Apothekenthemen zuständig ist:
„Die Übernahme der Versandapotheke Apo-Rot aus Hamburg durch den niederländischen Versandhändler DocMorris zeigt: Die Situation nach dem EuGH-Urteil führt schnell zu einer Konzentration bei mächtigen Konzernen im Ausland. Bei Apo-Rot wurde das Geschäft mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln nach dem EuGH-Urteil halbiert, bei DocMorris explodiert es dank der Boni-Gewährung.
So werden Patienteninteressen zugunsten obskurer Marktgesetze geopfert. Ich betrachte es als eine Fehlentwicklung, wenn über den Versandhandel der Warencharakter von Medikamenten grundsätzlich gestärkt wird. Gesundheit ist keine Ware! Auf einen direkten menschlichen Kontakt sollte nicht generell verzichtet werden. Die Gewährung von Boni durch DocMorris ist für die Patientinnen und Patienten ohnehin trügerisch: Über kurz oder lang streichen die Krankenkassen die Boni sowieso selbst ein.
Aber es gibt noch viel mehr Gründe, warum ein Rx-Versandverbot her muss. So haben die gerade eben entdeckten Datenschutzlücken bei vielen Versandapotheken aufgezeigt: Das ist ein Irrweg, der beendet werden muss. Deshalb wird die Linke sich weiterhin für ein Rx-Versandhandelsverbot einsetzen. Durch die Weigerung der SPD und auch von Jens Spahn, schnell ein Rx-Versandverbot auf den Weg zu bringen, machen sie sich zu willigen Helfern wie DocMorris. Vor zwölf Jahren gründete Jens Spahn eine PR-Agentur zusammen mit einem gewissen Max Müller. Dieser war schon 2002/2003 Berater von DocMorris, wechselte später zum Pharmahändler Celesio und dann in den Vorstand von DocMorris.“
4 Kommentare
Vor 2 Monaten...
von Pharmi am 28.05.2018 um 19:15 Uhr
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AW: Vor 2 Monaten
von Heiko Barz am 28.05.2018 um 20:16 Uhr
Konzentration ist hier zwingend und keine Überraschung
von Ratatosk am 28.05.2018 um 18:58 Uhr
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Destruktion vieler Politiker beim Versandhandel
von Heiko Barz am 28.05.2018 um 11:59 Uhr
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