Kommentar zur Monopolkommission

Wenn ihr für den Buchhandel kämpft, dann kämpft auch für die Apotheken!

Stuttgart - 01.06.2018, 07:00 Uhr

Die Preisbindung soll für Vielfalt im Buchmarkt sorgen, weil sie den unabhängigen
Buchhandel und die Verlage als Garanten dafür schützen soll. Die Monopolkommission sieht das anders. (Foto: PANORAMO / stock.adobe.com)

Die Preisbindung soll für Vielfalt im Buchmarkt sorgen, weil sie den unabhängigen Buchhandel und die Verlage als Garanten dafür schützen soll. Die Monopolkommission sieht das anders. (Foto: PANORAMO / stock.adobe.com)


Reaktion der Bundesregierung bemerkenswert

Dieses EuGH-Urteil war von verschiedener Seite mit Verweis auf die auch grenzüberschreitend geltende Buchpreisbindung kritisiert worden: Wenn der Schutz des Kulturguts Buch und einer reichhaltigen, auch kleinteiligen Buchhandelslandschaft eine Preisbindung über EU-Grenzen hinweg rechtfertigt, dann müsse das doch ebenso (oder vielleicht umso mehr) für den Schutz der Gesundheit und den Erhalt der flächendeckenden Arzneimittelversorgung durch Apotheken gelten. Und die Buchpreisbindung ist 2009 vom EuGH ausdrücklich für europarechtskonform erklärt worden – eine Feststellung, die die Monopolkommission nun offenbar durch das hanebüchene EuGH-Urteil zur Arzneimittelpreisbindung wanken sieht.

Bemerkenswert ist jedenfalls die Reaktion der Bundesregierung auf das Gutachten ihres eigenen Beratergremiums. Die zuständige Kulturstaatsministerin Monika Grütters ist empört: Sie sei fassungslos über die Empfehlung, die eines unserer wertvollsten Kulturgüter – die literarische Vielfalt – schleife, schreibt sie in einer Stellungnahme. Der Buchpreisbindung komme eine „entscheidende Rolle“ zu, um den „unabhängigen Buchhandel“ und die Verlage als Garanten dieses Kulturguts in ihrer Vielfalt zu schützen. „Die Kommission degradiert mit ihrer Betonung des wirtschaftlichen Aspekts den Wert und die gesellschaftliche Funktion des Kulturguts Buch zur bloßen Handelsware“, schreibt die CDU-Politikerin weiter. „Der Bestand dieser kulturellen Errungenschaft, (…), kann nicht allein den Mechanismen des freien Marktes überlassen werden.“

Übertragbar auf den Apothekenmarkt

Diese Argumentation sei allen Skeptikern eines Rx-Versandverbots ins Stammbuch geschrieben. Ersetzt man die Begriffe „Buchhandel“ durch Apotheke, „kulturelle Vielfalt“ durch „Gesundheit“ und „Kulturgut Buch“ durch „lebenswichtige Arzneimittel“, liest sich das Grütters’sche Statement wider unreflektierte Deregulierungstendenzen wie ein Plädoyer für den Erhalt der deutschen Apothekenlandschaft.



Dr. Benjamin Wessinger (wes), Apotheker, DAZ-Chefredakteur
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

worst case?

von Christian Giese am 01.06.2018 um 16:28 Uhr

Die Monopolkommission schafft so Monopole!

Danke für den Kommentar Herr Dr. Wessinger.
A little bit worst case am Horizont?

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Die letzten Bastionen werden abbruchreif geschossen!

von Heiko Barz am 01.06.2018 um 10:31 Uhr

Ihr letzter Abschnitt, sehr geehrter Kollege, stellt ja die konsequente Syntax Ihrer vorangegangenen Analyse dar. Es liest sich alles logisch und nachvollziehbar, nur diejenigen, die In bestimmten Kommissionen sitzen, wollen natürlich ihre Arbeitsplattform beweisen und man hat das Gefühl, dass jene seit langem schon einen - ihrem Nuveau unerklärlichen -unverständlichen Realitätsverlust erleiden.
Das geschriebene Wort ist, solange es sich in normaler Ebene bewegt, ein unbestrittenes Kulturgut. Dass nun gerade das berufsdeprimierende EU AM Urteil als rechtmäßige Basis dazu benutzt wird, das Kulturgut Buch den freien "Kräften" des
Marktes zu opfern, hat schon etwas Perverses.
Ich glaube nicht, das die Protagonisten der Monopolkommission in der Lage sind, eine Insulinverordnung mit dem Inhalt eines Buches zu vergleichen.
Zudem wüßte ich gerne, wer in persona in dieser Kommission sein Bewertungsfeld einnimmt, und in wie weit der politische Proporz dieses Gremium besetzt?

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AW: Die letzten Bastionen werden abbruchreif

von Benjamin Wessinger am 01.06.2018 um 10:37 Uhr

Lieber Kollege Barz,
die Mitglieder der Kommission werden von der Bundesregierung ernannt. Ein Proporz ist dabei - soweit ich weiß - nicht festgeschrieben, traditionell besteht die Kommission aber aus 2 Wissenschaftlern/Professoren und 3 "Praktikern" aus der Wirtschaft. Der Vorsitzende wird von der Kommission gewählt.
Die aktuellen Mitglieder finden Sie unter http://monopolkommission.de/index.php/de/monopolkommission/mitglieder.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen und wünsche ein schönes und erholsames Wochenende!
Ihr Bejamin Wessinger

AW: Die letzten Bastionen werden abbruchreif

von Heiko Barz am 01.06.2018 um 19:40 Uhr

Danke, auch Ihnen ein sommerliches Wochenende.
Mit freundlichen Grüßen
Heiko Barz

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